Wie die Körpersprache Ihr seelisches Befinden beeinflusst

Unsere Körperhaltung und Körpersprache haben einen Einfluss auf unsere Gefühle. Erfahren Sie in diesem Beitrag 6 praktisch anwendbare Tipps, wie Sie durch eine Änderung der Körpersprache und Körperhaltung das Wohlbefinden steigern.

Wie die Körpersprache Ihr seelisches Befinden beeinflusst
© James Coleman, unspalsh.com

Welchen Einfluss haben Körperhaltung und Körpersprache (Mimik, Gestik, wie wir uns bewegen) auf unsere Gefühle, auf unser emotionales Befinden? Welchen Einfluss haben unsere Gefühle auf unseren Körper? Darum geht es in diesem Beitrag.

Gefühle und Körper beeinflussen sich gegenseitig. Diese Tatsache können wir nutzen, um (negative) Gefühle zu beeinflussen. Begleiten Sie mich auf einer spannenden Reise mit erstaunlichen Erkenntnissen.

Wenn Sie bereits einige Artikel auf unserer Homepage gelesen haben, dann wissen Sie, dass es einen engen Zusammenhang zwischen unserem Denken und Fühlen gibt. Wir können Gefühle beeinflussen, in dem wir unsere Gedanken ändern. Wir können aber auch durch unsere Körpersprache Einfluss auf unser Denken und unsere Gefühle nehmen.

Körper, Seele und Denken sind eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig.

Schauen wir uns an, wie Sie sich über Ihre Körpersprache in eine bessere Stimmung versetzen können.

Wechselwirkung zwischen Körpersprache und Gefühle

Vielleicht waren Sie selbst schon einmal depressiv oder haben sich in Gesellschaft eines depressiven Menschen befunden. Bei einem depressiven Menschen können wir ganz genau beobachten, wie sich die Gefühlslage in der Körpersprache niederschlägt.

Ein depressiver Mensch redet langsam, leise und monoton. Sein gesamter Bewegungsablauf ist verlangsamt, seine Mimik ist starr und wie versteinert, seine Körperhaltung ist gebeugt. Er nimmt wenig Blickkontakt auf, sondern schaut durch uns hindurch oder auf den Boden. Seine Energiereserven sind aufgebraucht, er lebt quasi auf Sparflamme.

Vielleicht haben Sie sich schon einmal in einer euphorischen Hochstimmung befunden: Sie hätten am liebsten die ganze Welt umarmt und einen Luftsprung gemacht. Ihre Körperhaltung hat sich in dieser Situation automatisch gestrafft. Sie sind aufrecht, erhobenen Hauptes umhergegangen. Ihre Stimme war kräftig und bestimmt.

Sie haben andere Menschen angestrahlt und angelacht, Ihre Gestik war ausladend. Sie haben sich energiegeladen und selbstbewusst gefühlt. Sicher haben Sie sich nicht bewußt vorgenommen, Ihre Körpersprache zu verändern. Die Veränderungen in der Körpersprache sind automatisch abgelaufen.

Ihre Körpersprache, zu der u.a. die Mimik, Gestik, der Blickkontakt, die Körperhaltung, die Lautstärke und Modulation der Stimme zählen, ändert sich fast immer automatisch und blitzschnell.

Experiment zur Körpersprache

Wenn ich Sie neugierig gemacht habe, können Sie sich nun einmal ganz bewusst auf Ihre Körpersprache konzentrieren.

Setzen Sie sich so hin, als ob Sie eine traurige Nachricht erhalten hätten und ganz bedrückt seien - also Kopf nach unten bzw. nach vorne gekrümmt, Brustkorb einsinken lassen, Schultern hängen lassen, Mundwinkel nach unten fallenlassen.

Bleiben Sie in dieser Position für eine Minute oder länger. Spüren Sie, wie sich Ihre Stimmung ändert und Sie sich leicht niedergedrückt und hilflos fühlen.

Und nun in die andere Richtung: Richten Sie sich auf, sitzen aufrecht, Kopf nach oben, Blickrichtung nach vorn, mit einem tiefen und kräftigen Atemzug den Brustkorb emporatmen, ein Lächeln auf die Lippen legen.

Spüren Sie, wie sich Ihre Stimmung verändert? Fühlen Sie sich nicht ein wenig optimistischer und stärker?

Wenn Sie Ihr Smartphone sehr viel nutzen, dann ist Ihr Kopf beim Blick auf das Display oft nach vorne gebeugt. Lesen Sie meinen Beitrag über die Gefahren exzessiver Nutzung von Smartphones.

Sie können auch die Probe auf´s Exempel machen und in dieser Körperhaltung versuchen, sich ein negatives Ereignis in Erinnerung zu rufen. Ich behaupte, dass Ihnen dies sehr, sehr schwer fallen wird oder gar unmöglich ist. Wenn wir diesen Zusammenhang weiterverfolgen, kommen wir zu psychosomatischen Krankheiten.

Menschen, die grübeln, sich und ihre Zukunft negativ sehen, sich von allem und jedem bedroht sehen, aktivieren in ihrem Körper ganz bestimmte Muskeln. Der Körper gerät in einen chronischen Anspannungszustand.

So rühren beispielsweise bei vielen Menschen die Kopf-, Rücken- oder Nackenschmerzen daher, dass sie die Nackenmuskeln verkrampfen und in eine chronische Fehlhaltung verfallen.

Bevor ich Ihnen einige Strategien zeige, wie Sie durch Ihre Körpersprache Ihre Stimmung beeinflussen können, hier noch ein Ergebnis aus der Forschung: "Das Spiel der Gesichtsmuskulatur steuert die Gefühlslage", so lautet das Ergebnis einer Untersuchung des Mannheimer Psychologen Fritz Strack.

Strack zeigte seinen Versuchspersonen Cartoons, wobei die eine Gruppe der Versuchspersonen einen Bleistift zwischen den Lippen hatte, die andere einen Bleistift mit den Zähnen hielt. Nur diejenigen, die den Bleistift mit den Zähnen hielten, fanden die Cartoons zum Lachen. Das Experiment zeigt:

Menschen, die eine freundliche Miene aufsetzen, erzeugen bei sich gute Laune und euphorische Gefühle.

Die medizinische Erklärung hierfür ist: Wird der Bleistift zwischen den Lippen gehalten, sind die Lachmuskeln blockiert, der Blutfluss zum Gehirn ist gehemmt und die heitere Stimmung auslösenden Botenstoffe werden nicht transportiert. Bei froher Miene fließt das Blut ungehindert.

Der Zusammenhang von Körpersprache und Depression

Depressive Menschen können durch körperliche Bewegung und eine aufrechte Körperhaltung ihre Depressionen lindern. Im Grunde genommen ist dies nichts anderes, als sich entgegengesetzt seiner depressiven Gefühle zu verhalten, ein "so tun, als ob man Energie hätte und optimistisch gestimmt wäre".

Charles M. Schulz lässt in seiner Comicserie Charlie Brown an einer Stelle sagen:

Wenn du depressiv bist, dann macht es einen großen Unterschied, wie du dastehst. Das Schlimmste, was du tun kannst, ist aufrecht zu stehen und den Kopf hochzuhalten, weil dann fühlst du dich sofort besser. Wenn du deine Depression so richtig genießen willst, dann musst du Schultern und Kopf nach vorne hängen lassen.

Genauso ist es. Unsere Körpersprache beeinflusst und verstärkt unsere Stimmung. Unsere Stimmung wiederum beeinflusst, wie wir uns bewegen!

Körpersprache und Gefühle beeinflussen und verstärken sich gegenseitig!

Diese 100-fach wissenschaftlich belegte Tatsache können Sie für Ihr emotionales Wohlbefinden nutzen.

6 Tipps, wie Sie durch eine Änderung der Körpersprache und Körperhaltung das Wohlbefinden steigern

Wollen wir unsere negative Stimmung beeinflussen, dann können wir in ganz unterschiedlichen Bereichen ansetzen. Wir können uns optimistische, zuversichtliche und beruhigende Gedanken machen, wir können aber auch ganz bewußt eine Körperhaltung einnehmen, die zwangsläufig (!) zu einer positiven Stimmung führt. Auch Entspannungsübungen, wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, setzen hier an.

Viele Menschen wenden an diesem Punkt ein: "Damit macht man sich doch nur etwas vor, wenn man sich anders körperlich verhält, als man sich fühlt. Das ist doch nur ein so tun, als ob ..." Sie haben recht: doch unser emotionales Befinden ändert sich dadurch, dass wir so tun, als wären wir guter Dinge. Körper und Seele haben das Bestreben, in Einklang zu kommen.

Tipp 1: Suchen Sie in Ihrer Erinnerung nach einem sehr positiven Erlebnis und stellen sich dieses möglichst lebendig vor.

Wie haben Sie sich gefühlt, wie war Ihre Mimik (Ihr Gesichtsausdruck), Gestik und Körperhaltung? In welchem Tonfall haben Sie gesprochen? Ahmen Sie diese Körpersprache nach.

Verändern Sie ganz bewusst Ihre Körpersprache: die Körperhaltung, den Gesichtsausdruck, Blickrichtung und die Atmung. Wenn Sie müde werden wollen, lassen Sie die Schultern hängen, entspannen Ihre Muskeln und sagen sich, dass Sie müde sind.

Tipp 2:Wenn Sie niedergeschlagenen sind und optimistischer sein wollen, dann stehen Sie aufrecht und gerade, heben Sie Ihren Kopf und richten Ihren Blick geradeaus oder nach oben.

Straffen Sie die Schultern, ziehen Sie diese ein wenig nach hinten und atmen Sie tief und kräftig ein und aus. Die Devise heißt: Verhalten Sie sich so, als wären Sie schon in dem Gefühlszustand, den Sie anstreben. Dann werden Sie dieses Gefühl verspüren.

Tipp 3:Lächeln Sie.

Wenn Sie schlecht gelaunt sind und Ihre Stimmung heben wollen, dann lächeln Sie. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Probieren Sie es aus. Es funktioniert - wenn auch mal besser, mal schlechter.

Eine freundliche Mimik hebt die Stimmung!

Hilfreich ist es, wenn Sie sich vor dem Lächeln in Gedanken sagen: Ich bin zwar nicht gut drauf, aber ein Lächeln kann nicht schaden. Sie verstärken die positive Wirkung des Lächelns noch, wenn Sie dabei aufrecht (s. Tipp 5) in den Spiegel schauen!

Und Sie tun ganz nebenbei noch etwas Gutes für Ihr Selbstwertgefühl. Warum? Weil sich selbst im Spiegel zulächeln ein Ausdruck von Wertschätzung und Sympathie ist, die Sie sich entgegenbringen.

Tipp 4:Suchen Sie sich Filme und Literatur, die Sie zum Lachen und Schmunzeln bringen.

15 Minuten Lächeln (auch das sich Anlächeln im Spiegel) und Lachen setzen Wohlfühlhormone wie Serotonin und Dopamin frei, die dazu führen, dass Sie sich besser fühlen.

Tipp 5:Nehmen Sie eine selbstbewusste aufreche Körperhaltung ein.

Sie möchten sich selbstbewusster fühlen? Sie möchten eine Gefühl der Stärke und des Stolzes verspüren? Das geht einfach dadurch, dass Sie eine selbstbewusste Körperhaltung einnehmen: gerade und aufrecht stehen, Schultern zurück, Augen geradeaus.

Tipp 6:Üben Sie, durch die Körpersprache sich gute Laune und Gefühle machen.

Auf das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele können Sie sich verlassen. Es lohnt sich, ein wenig Mühe darauf zu verwenden. Sie werden Ihr seelisches Wohlbefinden auf Dauer positiv beeinflussen, wenn Sie Ihre Körpersprache nutzen. Für eine positive Ausstrahlung ist u.a. eine überzeugende Körpersprache sehr wichtig.

 

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Jürgen schreibt am 12.01.2020

Herzlichen Dank für diesen Artikel!!!!Ich stieß auf die Technik mit dem Bleistift im Mund bei schlechter Laune, als ich eine Sendung von Dr. Eckhard von Hirschhausen ansah und dies nach machte.5 Minuten reichen, bei mir.Da ich chronisch depressiv bin, nutze ich dies und Achtsamkeitsmeditation täglich. Auch das Lachen.Es hilft wirklich!!


Sissy schreibt am 04.09.2019

Na ja, ich bezweifle stark, dass ich als ADHS-Betroffene mit Depressionen ausschließlich langsam rede und geduckt dasitze...


Hannah schreibt am 20.10.2016

Hallo!

Ich finde das Thema sehr interessant und finde das der Fachartikel "Fachartikel: Körpersprache: Lüge, Manipulation oder doch Chance? " von Daniel Hoch schön hier anknüpft.
LG :)


Thomas schreibt am 20.06.2016

Sehr interessanter Artikel.Besonders das Experiment fand ich interessant.Ich habe letztens erst ein anderes Experiment zur Körpersprache auf gedankenlesen-lernen.de/koerpersprache-deuten/koerpersprache-mann/ gelesen und auch gemacht, wo es darum ging wie sich die Körpersprache auf die Rechenfähigkeit auswirkt.Fand beide Experimente sehr aufschlussreich :)


weber schreibt am 05.12.2015

es funktioniert!!!! Danke


  
Inhalt des Beitrags 
 Wechselwirkung zwischen Körpersprache und Gefühle
 Experiment zur Körpersprache
 Der Zusammenhang von Körpersprache und Depression
 6 Tipps, wie Sie durch eine Änderung der Körpersprache und Körperhaltung das Wohlbefinden steigern
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