Erwartungen an andere loslassen

Die meisten Menschen leben mit einer klaren Vorstellung davon, was richtig und was falsch ist. Das führt zu oft unrealistischen Erwartungshaltungen gegenüber anderen. Dieses inspirierende Video gibt einen Impuls zur Veränderung.

Wir alle haben eine Vorstellung davon, welches Verhalten in einer bestimmten Situation angemessen ist. Erkennen lässt sich die Erwartung häufig an dem unpersönlichen "man": Die meisten Menschen haben klare Vorstellungen, wie man sich zu verhalten hat und wie man etwas machen muss, damit es "richtig" ist. Schon im Sprachgebrauch ist das "man" ein Hinweis darauf, dass jemand eine bestimmte Vorstellung von richtigem oder falschem Verhalten hat.

Bei Beziehungsproblemen schildern Betroffene oft, was man nicht und was man ja wohl erwarten dürfe. Es gibt eine Vorstellung davon, wie man sich richtig und wie man sich falsch verhält. Wäre sich die Menschheit darüber tatsächlich einig, wären viele Probleme auf einen Schlag gelöst. Um das zu ermöglichen, müsste jede und jeder die gleiche Sichtweise in der gleichen Situation einnehmen. Doch unsere Sichtweisen und unsere Bedürfnisse werden durch unsere einzigartigen Erfahrungen und unseren individuellen Werdegang geprägt und beeinflusst, weshalb wir nur selten zu identischen Sicht- oder Verhaltensweisen kommen.

Eine Möglichkeit, um damit umzugehen, kann sein, zu lernen, Erwartungen an andere und deren Verhalten loszulassen und Vergleiche zu unterlassen.

Inhalt des Videos: Erwartungen loslassen

Überleg dir Situationen, in denen du mit dem Verhalten anderer nicht einverstanden bist. Such dir zunächst die Situation aus, die dich am meisten nervt oder mit der du dich immer wieder konfrontiert siehst.

Notiere dir, was du an der anderen Person gern anders hättest. Was sind deine Gründe dafür, dass dein Verhalten "richtiger" ist?

Mach dir klar: Deine Gründe sind aus deinen Erfahrungen entstanden. Es sind gute Gründe, aber es sind deine Gründe. Schätze sie wert!

Schau im nächsten Schritt auf dein Gegenüber. Genau wie du hat auch sie oder er gute Gründe für ihre oder seine Art, etwas zu tun.

Stelle die zwei verschiedenen Verhaltensweisen nebeneinander und male gedanklich je einen Rahmen um dein Verhalten und das der oder des anderen.

Die Rahmen sind die guten Gründe. Die Rahmen sehen gleich aus, sind aber vollkommen unterschiedlich. Beide sind gleichwertig – nicht besser, nicht schlechter.

Nimm dieses Bild mit in den Alltag. Solltest du das nächste Mal in eine Situation kommen, in der dich ein Verhalten nervt oder aufregt, mach dir bewusst: Unsere Verhaltensweisen sind gleichwertig.

Im nächsten Schritt lass deine Vorstellung davon los, wie dein Gegenüber Dinge zu machen hat. Vertraue darauf, dass er oder sie es kann!


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Barbara schreibt am 21.08.2024

Ich glaube nicht, dass "Rahmen" oder "Gründe" IMMER gleichwertig sind. Erwachsene Kinder, die den Eltern den von ihnen erarbeiteten Wohlstand nicht nur neiden, sondern auch für sich nehmen, haben sicher "Gründe", aber aus meiner Sicht minderwertige. Und mit dieser Meinung würde ich auch nicht hinter'm Berg halten, ohne mich deshalb für einen besseren Menschen zu halten. Im Übrigen habe ich in 70 Jahren gelernt, vom Anderen wenig bis nichts zu erwarten, und damit werde ich meistens nur positiv überrascht.


Mona schreibt am 27.04.2023

Ich verstehe ja, dass man nicht immer das erwarten kann, was man selbst tun würde. Nun muss ich leider sagen, dass mich ständige und wiederholte Unpünktlichkeit von 15-30 Minuten und mehr, ein zögerliches Beantworten meiner Nachrichten und nicht erwiderte Bemühungen definitiv an der ganzen Beziehung zweifeln lassen. Erwartet man ernsthaft zuviel, wenn man einen verlässlichen, loyalen und ehrlichen Partner haben möchte und Gleiches z.B auch in einer Freundschaft erwartet. Es macht den Eindruck, dass man wirklich nichts mehr von der heutigen Gesellschaft erwarten könne. Was genau bringt dann die Beziehung/Freundschaft bzw., welche Bereicherung ist diese dann noch für das eigene Leben, wenn gewisse Dinge nicht erfüllt werden? Ist es nicht besser realistisch zu sein und sagen zu können, dass ein Partner, mit dem man Kinder hat und zuverlässig ist, nicht automatisch auch der sein kann, der einem Verliebtheit und sexuelle Bedürfnisse erfüllen kann? Ein Mensch ist niemals alles, jedoch denke ich, dass wir einen Partner wählen sollten, der unsere sog. "Non-Negotiables" erfüllt. Ist dem einen Part z.B. Sex sehr wichtig, sollte es für uns vereinbar sein das auch geben zu können. Falsche Erwartungshaltungen sind meist nur ein Zeichen dafür, wie die unterschiedlichen Beziehungspartner Liebe geben und empfangen! Das führt oft zu der bitteren Erkenntnis, dass man inkompatibel ist. Das führt nicht nur zu Unverständnis und Unzufriedenheit in der Beziehung, sondern erfordert meist auch die Einsicht, dass man evtl. einen Menschen an seiner Seite hat, der einem nicht geben kann, was wir brauchen. Erwartungen entstehen nur durch Inkompatibilität und einem Mangel an Kommunikationsfähigkeit. Der Partner, den wir an unserer Seite haben ist evtl. einfach nicht der Richtige um uns in einer Beziehung gut und sicher zu fühlen. Erwartungen darf man haben.....nur nicht an die falschen Menschen!


Ilse schreibt am 02.06.2022

Großartig. Ein unerwartetes, aber sehr treffendes Thema. Es hat mich unglaublich inspiriert und mir meine "eigene Schwachpunkte" mal wieder so richtig klar gemacht. Damit kann ich trainieren und wachsen.
Vielen Dank!


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