Tipps zur seelischen und emotionalen Bewältigung einer Scheidung. Erfahren Sie mehr dazu in diesem Beitrag, ein Auszug aus Doris Wolfs Ratgeber "Wenn der Partner geht".
Leseprobe Kapitel 1
Mit dem Eingehen einer Partnerschaft geht jeder auch das Risiko ein, bei der Trennung diese negativen Gefühle mehr oder weniger stark zu erfahren.
Ja, jeder Mensch, der sich emotional an einen anderen Menschen, ein Tier oder einen Gegenstand bindet, wird all diese unangenehmen, erschütternden Gefühle erleben, wenn er sich aufgrund irgendwelcher Umstände von ihnen trennen muss.
Jeder Mensch, der sich in einer Trennungssituation befindet - zur Zeit kommt auf 3 Ehen 1 Scheidung in der BRD - durchläuft einen Prozeß, den ich in vier Phasen einteilen möchte:
Die vier Phasen sind nicht eindeutig voneinander getrennt. Sie können sich überlappen, zusammenfallen und sich miteinander vermischen. Besonders innerhalb der ersten beiden Phasen kommt es häufig zu Überschneidungen.
Die Phasen der Trennungsverarbeitung verlaufen zudem nicht kontinuierlich. Es wird Fortschritte und Rückschritte geben. Sie können es sich so vorstellen, dass Sie, auch wenn Sie schon in einer fortgeschrittenen Phase sind, hin und wieder zurückfallen können.
Meist ist der Rückfall jedoch erheblich kürzer und von weniger intensiven Gefühlen begleitet.
Jede dieser Phasen ist für Sie notwendig und sinnvoll - auch wenn Sie am liebsten bei Phase IV anfangen würden. Jede bietet Ihnen Möglichkeiten, neue Seiten von sich kennenzulernen und das Gefühl der Stärke zu entwickeln, diese Phase zu bewältigen.
Höre ich Sie fragen, was Sie jetzt in Ihrem Zustand mit all dieser Theorie anfangen sollen? Ich weiß, Ihnen steht wahrscheinlich im Augenblick der Kopf nicht nach dem theoretischen Wissen, welche seelischen Phasen man nach einer Trennung durchläuft. Ihnen genügt es, zu erleben, wie elend es Ihnen gerade zumute ist.
Bitte, bleiben Sie trotzdem in Ihren Gedanken bei mir. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass dieses Wissen über die verschiedenen Phasen Ihnen helfen kann, Ihre Gefühle besser zu verstehen und zu akzeptieren. Sie werden sich Ihren Gefühlen gegenüber nicht mehr so hilflos und ausgeliefert fühlen.
Phase I: Nicht-Wahrhaben-Wollen
Diese Phase ist gekennzeichnet durch Verleugnung und Ignorieren der endgültigen Trennung. Sie spielen das Spiel: "Gib mir noch einmal eine Chance. Ich werde alles anders machen."
Wenn Ihr Partner ausgezogen ist, suchen Sie nach Gründen, wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen. Sie fahren ihm nach oder inszenieren ein "zufälliges Treffen".
Wenn Sie noch mit ihm zusammenleben, beobachten Sie ständig, ob er beispielsweise an einem Tag freundlicher zu Ihnen ist oder sogar noch einmal mit Ihnen schlafen möchte. Sie bemühen sich darum, besonders attraktiv und nett zu Ihrem Partner zu sein.
Sie weigern sich, die Wohnung zu verändern und Ihren Freunden mitzuteilen, dass Ihr Partner sich von Ihnen getrennt hat. Sie tragen den Ehering noch am Finger und erzählen Bekannten, dass Ihr Partner auf einer großen Reise ist.
Täglich warten Sie auf eine Nachricht von ihm oder auf seine Rückkehr. Sie leben in der Hoffnung, alles sei nur ein böser Traum.
Phase II: Aufbrechende Gefühle
Die Phase II ist durch starke Stimmungsschwankungen und Orientierungslosigkeit gekennzeichnet. Sie kennen sich selbst nicht mehr. Sie sind verzweifelt, fühlen sich hilflos und sehen keine Möglichkeit, jemals wieder glücklich zu werden.
In Gedanken gehen Sie immer wieder all die schönen Erlebnisse durch, die Sie mit Ihrem Partner geteilt haben. Sie denken: "Nie wieder werde ich das ... erleben.".
Sie geben sich die Schuld für das Auseinanderbrechen der Partnerschaft. "Hätte ich nur noch mehr für die Partnerschaft getan." oder "Ich hätte öfters ihm zuliebe das ... und das ... tun sollen."
Sie werden von starken Selbstzweifeln geplagt und machen sich in Gedanken eine Negativliste über Ihre Person: "Ich bin zu dick, unfähig im Bett, kein guter Partner, dumm, unattraktiv, etc.".
Immer wieder kommt in Ihnen ein Angstgefühl hoch. Sie haben Angst davor, Ihr Leben nicht alleine meistern zu können. Schon die alltäglichsten Tätigkeiten, die Sie all die Jahre mit Bravour geschafft haben, trauen Sie sich nicht mehr zu.
Sie haben Angst vor den Nächten und Wochenenden und dem Alleinsein in der Wohnung. Gegen Ende dieser Phase beginnen Sie langsam, wieder Land zu sehen. Es folgt schließlich Phase III.
Phase III: Neuorientierung
Von gelegentlichen kurzdauernden Rückschlägen abgesehen, beginnen Sie nun, Ihr Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen. Sie sehen, dass Ihr Leben weitergehen kann und Ihnen noch mehr Möglichkeiten als diese eine Partnerschaft offenstehen, um glücklich zu sein. Sie haben den Gedanken an eine Wiedervereinigung aufgegeben.
Die Abneigung und Verbitterung gegenüber Ihrem Partner nehmen ab. Sie beginnen, Kontakte zu anderen Menschen aufzunehmen.
Zusammenhänge zwischen Ihrer Persönlichkeit und dem Scheitern der Partnerschaft werden Ihnen deutlich.
Sie entwickeln ein neues Selbstwertgefühl und lernen, sich selbst Zuwendung und Anerkennung zu geben.
>>> Weiterlesen im Ratgeber Wenn der Partner geht
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Kapitel 4
Gefühle bei einer Trennung
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