Wie entsteht die Angst vorm Händezittern? Wann sollte man eine Therapie machen? Der Psychotherapeut Dr. Rolf Merkle gibt Antwort.
In diesem Video erfährst du, was die Angst vor dem Zittern ist und in welchen Situationen sie am häufigsten auftritt. Ein Betroffener schildert, wie sich die Angst, zu zittern, bei ihm äußert.
Das Zittern kann auch ein Hinweis auf eine Krankheit sein, etwa eine Parkinson-Erkrankung oder eine Überfunktion der Schilddrüse. Wenn dein Zittern nur im Beisein anderer auftritt, d.h. wenn du dich beobachtet fühlst, dann ist die Ursache fu?r dein Zittern seelischer Natur und eine organische Ursache ist ziemlich ausgeschlossen. Im Zweifelsfall suche eine Neurologin oder einen Neurologen auf. Schauen wir uns an, wie sich die Angst vor dem Händezittern entwickeln kann.
Das Zittern selbst macht keine Angst. Erst wenn wir das Zittern als furchtbar, als Versagen, als Schwäche oder als peinlich bewerten, bekommen wir Angst vor dem Zittern. Es sind unsere Gedanken über das Zittern und die möglichen Reaktionen unserer Umwelt, mit denen wir uns in Angst versetzen.
Unsere Angst zu zittern beginnt vielleicht mit einem Erlebnis in der Schulzeit oder Pubertät, das wir als sehr peinlich erlebt haben. Wir sollen z.B. ein Referat in der Schule halten und zittern vor Aufregung. Die Mitschülerinnen und Mitschüler oder Lehrer:innen merken, dass wir unsicher und verängstigt sind und sagen "Du brauchst doch nicht zu zittern". Wir fühlen uns ertappt, erleben unsere Unsicherheit und das Zittern als Schwäche und haben den Eindruck, uns zu blamieren. Wir ärgern uns über uns selbst, dass wir unsicher sind und schämen uns.
In die nächste ähnliche Situation gehen wir mit ängstlicher Erwartung. Wir stellen uns vor, dass wir wieder zittern und uns blamieren. Wir sind angespannt, verkrampfen uns und die Wahrscheinlichkeit, dass wir erneut zittern und eine aus unserer Sicht so traurige Vorstellung abgeben, ist groß.
Wir beginnen, Situationen, in denen wir uns aufgrund des Zitterns blamieren könnten, mehr und mehr zu vermeiden und bauen eine immer größere Angst davor auf. Und da unsere Hände wichtige Werkzeuge sind, die wir für viele Gelegenheiten brauchen, gibt es viele Situationen im Alltag, die für uns zur Mutprobe werden.
Bei sozialen Ängsten, wie der Angst vor dem (Hände)Zittern, spielen natürlich immer auch Erfahrungen in unserer Kindheit eine Rolle, die unser Selbstvertrauen und unser Selbstwertgefühl geschwächt haben. Wenig emotionale Zuwendung und Unterstützung, starke Kontrolle und Überbehütung können die Entstehung einersozialen Angst begünstigen.
Jeder von uns ist manchmal unsicher und etwas gehemmt. Fast alle Menschen haben mehr oder weniger große Angst vor Ablehnung. Das ist normal. Wenn die Angst und Unsicherheit jedoch so groß sind, dass wir viele soziale Kontakte meiden oder nur mit sehr großer Anspannung und Angst mit anderen zusammensein können, dann sollten wir Hilfe suchen.
Und natürlich sollten wir erst recht dann eine Therapie ins Auge fassen, wenn wir uns zur Bekämpfung unserer Angst ständig mit Alkohol oder Medikamenten vollpumpen und uns diese Angst so sehr belastet, dass wir häufig deprimiert und verzweifelt sind.
Immer wieder bekomme ich Leserbriefe von Menschen, die Angst vor dem Zittern haben. Diese schreiben mir, dass sie sich sehr für ihr Problem schämen. Sie wollen auf gar keinen Fall, dass jemand in ihrem Freundeskreis von ihrem Problem erfährt. Und viele gehen aus Scham nicht zum Psychotherapeuten.
Das ist schade, denn die Betroffenen nehmen sich dadurch die Möglichkeit, ihr Problem zu lindern oder zu lösen. Psychotherapeut:innen sind dazu da, Menschen so anzunehmen, wie sie in die Therapie kommen, und ihnen dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen. Hab also den Mut, dir fachliche psychologische Hilfe zu holen, wenn du unter der Angst zu zittern leidest.
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