Die Bindungserfahrungen in unserer Kindheit haben einen großen Einfluss auf unser seelisches Wohlbefinden und unser soziales Verhalten.
Unser Bedürfnis nach Bindung, also nach einer engen, gefühlvollen Beziehung zu unseren Mitmenschen, ist angeboren. Der britische Kinderpsychiater John Bowlby hat als erster die Bedeutung der Bindung für unsere seelische und soziale Entwicklung erkannt und die Bindungstheorie formuliert. Als Baby und Kleinkind sind wir darauf angewiesen, dass unsere Eltern oder andere Bezugspersonen sich um uns kümmern und uns Schutz und Geborgenheit geben. Nur so können wir uns ohne Angst und selbstbewusst aufmachen, die Welt zu entdecken.
Unsere frühen Bindungserfahrungen prägen uns lebenslang und können – wenn z.B. die Bindungen zu unseren Eltern in unserer frühen Kindheit nicht stark genug war – zu psychischen Symptomen und Krankheiten führen.
Ein Kind muss sich nicht unbedingt an die Mutter oder den Vater binden, es können auch 2 bis 3 Personen sein, die für das Kind emotional wichtig sind. An die Bindungsperson wendet sich das Kind, wenn es Nähe braucht, Angst hat, traurig ist oder Schmerzen hat.
Fühlt es sich bedroht, genügen meist Blickkontakt oder körperliche Nähe, um sich wieder zu beruhigen. Für die Bindungsperson ist es wichtig, dass sie spürt, welches Bedürfnis das Kind gerade erfüllt haben möchte. Wir können zwei grundsätzliche Bindungserfahrungen unterscheiden.
Das Kind hat das Vertrauen, dass es angenommen wird und seine Bedürfnisse erhört werden. Es macht die Erfahrung, dass es bei Schmerz getröstet und bei Angst ermutigt wird.
Aus diesem Vertrauen heraus traut es sich, die Welt zu erobern. Es entwickelt die Grundeinstellung: "Ich bin liebenswert und kann in meiner Umwelt etwas bewirken". Es entwickelt außerdem ein gesundes Selbstwertgefühl. Dies hat im Erwachsenenleben positive Auswirkungen auf Beziehungen und Partnerschaften.
Es gibt die unsicher-vermeidende Bindung, die ambivalente Bindung und die desorganisierte Bindung. Die unsicher-vermeidende Bindung tritt dabei am häufigsten auf.
Das Kind macht häufig die Erfahrung, dass es allein gelassen wird und keinen Trost und Schutz bekommt.
Als Folge davon zieht sich das Kind zurück und meldet sein Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt nicht mehr an, leider aber gleichzeitig unter der fehlenden Nähe. Es wirkt nach außen unabhängig, fühlt sich aber gleichzeitig überfordert. Die Folgen dieser Erfahrung sind, dass das Kind in bedrohlichen Situationen schneller aus dem Gleichgewicht gerät, mehr Stresshormone ausgeschüttet werden und es länger braucht, bis es sich beruhigt hat. Es entwickelt die Grundhaltung: "Ich bin nicht liebenswert. Meine Wünsche stoßen auf Ablehnung". Negative Bindungserfahrungen wirken sich im Erwachsenenleben häufig so aus, dass Betroffene Angst vor einer festen Bindung und vor Enttäuschung haben. Depressionen, Angst und Suchtprobleme treten häufiger auf.
Das Kind erlebt eine Bezugsperson, die auf es eingeht, manchmal aber auch abweisend reagiert.
Es fühlt sich unsicher und unbeschützt. Das Kind ist ständig bemüht, herauszufinden, wie die Bezugsperson handeln wird. Um die Aufmerksamkeit der Bindungsperson zu bekommen, muss es sich bemerkbar machen, indem es quengelt und klammert. Das Bedürfnis nach Nähe ist überbetont. Die Erfahrungen können sich im Erwachsenenleben so auswirken, dass sich stark angepasst und von anderen abhängig gemacht wird.
Das Kind weiß nicht, wie es sich verhalten soll.
Die Bindungspersonen sind nicht in der Lage, Unterstützung zu geben. Häufig kommen solche Bindungen vor, wenn die Eltern psychisch krank sind oder das Kind misshandelt wird. Folgen im Erwachsenenleben können Verhaltensstörungen und psychische Erkrankungen sein.
Als Erwachsene können wir unsere frühkindlichen Bindungserfahrungen nicht löschen, aber wir können neue positive Erfahrungen mit anderen Menschen sammeln und daran arbeiten, unsere Grundeinstellungen zum Thema Bindungen anzupassen.
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