Präkrastination: Wenn du nicht alles sofort erledigst, gewinnst du mehr Gelassenheit

Präkrastination, also alle Aufgaben sofort anzugehen, klingt erstmal sinnvoll. Doch genau wie die Prokrastination birgt auch das Präkrastinieren Risiken für dein Wohlbefinden. Der Beitrag zeigt, wie du eine gute Balance bei deinen To-dos erlangst.

Präkrastination: Wenn du nicht alles sofort erledigst, gewinnst du mehr Gelassenheit
© Getty Images, unsplash.com

Kennst du das? Kaum kommt eine neue Aufgabe rein – beruflich oder privat –, verspürst du den Druck, sie sofort zu erledigen. Dann ist sie gleich wieder runter von deinem Tablett – und das fühlt sich eigentlich gut an. Eigentlich, denn wer immer alles sofort erledigen will, leidet womöglich an Präkrastination. Diese Übermotivation kann einen hohen Preis haben. Viele Betroffene vernachlässigen dabei Familie und Freundeskreis, erholen sich kaum noch und erschöpfen sich immer mehr. Dabei gibt es wirksame Wege, dieses Verhalten zu erkennen und zu umgehen.

Präkrastikieren: Lieber gleich und sofort

Viele Menschen schieben unliebsame oder schwierige Aufgaben vor sich her. Sie prokrastinieren – so lautet der Fachbegriff dafür. Präkrastination ist genau das Gegenteil davon. Der innere Druck nämlich, jede Aufgabe sofort erledigen zu müssen. Hauptsache weg damit. Das klingt im ersten Moment ganz gut. Wer kennt schließlich nicht dieses befriedigende Gefühl, wieder eine Aufgabe auf der To-do-Liste abgehakt zu haben? Präkrastinierende Menschen wirken vordergründig tüchtig und zupackend. Mit ihnen geht richtig was voran.

Das stimmt. Und manchmal ist es auch sinnvoll und wichtig, Aufgaben sofort zu erledigen. Aber eben nicht immer. Genau diese Unterscheidung fällt Menschen, die präkrastinieren schwer. Zu wissen, dass sie noch etwas erledigen müssen, erzeugt bei ihnen ungeheuren Stress. Und den halten viele nicht lange aus.

Im Beruf fällt es ihnen außerdem schwer zu delegieren. Sie suchen die schnelle Lösung, auch wenn diese nicht immer die beste ist. Durch ihre Ungeduld neigen sie zum Multitasking und können sich nicht fokussieren beziehungsweise abwägen, was jetzt gerade wichtig ist.

Dann werden Aufgaben überhastet erledigt, Entscheidungen unüberlegt getroffen – und es passieren Fehler. Außerdem gehen Fokus und Priorisierung verloren, den Ergebnissen fehlt es an Tiefe und das ganze Handeln kann in bloßen Aktionismus kippen. Planlos und ziellos.

Wer schnell ist, gewinnt – nur vermeintlich

Im Extremfall führt Präkrastination dazu, dass du nicht mehr abschalten kannst, weil unerledigte Aufgaben dich überall hin verfolgen. Auch in den Schlaf. Dann kann die ständige Anspannung neben Überlastung auch zu Schlafstörungen führen.

Hinter dem scheinbaren Engagement steckt also oft keine besonders hohe Arbeitsmoral, sondern ein innerer Zwang. Der kann verschiedene Ursachen haben. Vielleicht hast du schon als Kind gelernt, dass es sicherer für dich ist, dich möglichst gut anzupassen und die Bedürfnisse anderer in den Vordergrund zu stellen. Manchmal ist es auch einfach entlastend, Aufgaben schnell zu erledigen und sich dann vielleicht etwas Schönerem zu widmen. Nicht zuletzt kann auch dein Wunsch nach Anerkennung die Präkrastination befeuern. Ganz nach dem Motto: Wer schnell ist, gewinnt.

Dem Drang, alles sofort zu erledigen, widerstehen

Grundsätzlich ist das in Ordnung. Schwierig wird’s erst, wenn du merkst, dass dich der Drang, alles sofort erledigen zu müssen, zunehmend belastet und deinen Alltag beeinträchtigt. Dann ist es wichtig, etwas zu tun. Oder – anders ausgedrückt – bewusst NICHTS zu tun, sondern Dinge zunächst liegen zu lassen. Wenn sich also diese innere Stimme, die dir sagt „Mach es jetzt!“, meldet, dann atme tief durch und tritt innerlich einen Schritt zurück.

Wende deine Aufmerksamkeit ab von der anstehenden Aufgabe hin zu deinem Körper. Wo spürst du den Drang? Und wie genau fühlt er sich an? Spüre so gut es geht in dich hinein und nimm wahr, was du bemerkst. Wenn die Gedanken kommen, lass sie da sein und gehe dann wieder in deinen Körper zurück.

Am Anfang ist das ungewohnt und auch nicht so angenehm. Du empfindest vielleicht eine Enge in der Brust, Spannungen im Bauch oder Druck hinter der Stirn. Bleib dabei, halte es aus – es lohnt sich. Denn nach kurzer Zeit schon wirst du bemerken, dass sich deine Wahrnehmung verändert. Dass der Drang nachlässt und wie eine Welle am Strand ausläuft. Dann hast du Zeit gewonnen und kannst entscheiden, wann du was erledigen willst. So hast du ein Stück persönliche Freiheit zurückerobert!

3 Tipps gegen das Präkrastinieren und für mehr Gelassenheit beim Tun

Gegen prompte Schnelligkeit beim Erledigen von Aufgaben ist nichts einzuwenden. Leidet aber deine Lebensbalance darunter, ist es wichtig, (wieder) mehr Gelassenheit zu lernen. Das ist gar nicht so schwer, wenn du schrittweise vorgehst.

Tipp 1:Sei ehrlich mit dir

Der erste Schritt zur Lösung ist, dir dein Verhalten bewusst zu machen. Erst dadurch lässt sich Präkrastination überwinden – und zwar dauerhaft. Identifiziere die Situationen, in denen du dazu neigst, Aufgaben vorzeitig zu erledigen. Versuche dann, den Druck etwas herauszunehmen und deine persönlichen Ursachen zu analysieren: Warum kannst du das Aufschieben nicht aushalten? Wem versuchst du, dabei gerecht zu werden?

Tipp 2:Setze Prioritäten

Setze klare Prioritäten und schau, welche die wichtigen und dringenden Aufgaben sind. Konzentriere dich darauf, diese Aufgaben zuerst zu erledigen. Hier kann es hilfreich sein, große Aufgaben in kleinere Schritte aufzuteilen. So hält sich der Gesamtaufwand in Grenzen und du kannst den Fortschritt besser nachvollziehen. Wenn du nicht so sicher bist, welche Aufgaben wirklich wichtig und dringend sind, kann dir die klassische Eisenhower-Matrix helfen. Sie ordnet Aufgaben nach Bedeutung und Dringlichkeit ein und sorgt dafür, dass du deine Prioritäten erkennst.

Tipp 3:Plane Zeitfenster und Pausen ein

Strukturiere deinen Alltag und deinen Arbeitstag und schaffe dir feste Zeitfenster für bestimmte Aufgaben. E-Mails zum Beispiel könntest du immer zwischen 13 und 14 Uhr beantworten und kurz vor Feierabend. So bist du weniger versucht, andere Aufgaben zu erledigen. Wichtig ist nur, dass der Ablaufplan zu deinem Alltag passt und du dich daran hältst. Hilfreich sind auch regelmäßige Pausen, um dich zu erholen und übermäßigen Stress zu vermeiden. Das kommt deiner Produktivität zugute und hilft dir, klare Gedanken zu bewahren.

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