“Mein Mann beging Selbstmord und nun bekomme ich vorgeworfen, ich sei schuld am Tod meines Mannes.” Lesen Sie die Antwort auf diesen Lesebrief von der Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf.
Mein Mann ging es vor zwei Jahren seelisch sehr schlecht. Er sprach täglich davon, sich das Leben nehmen zu wollen. Medikamente und Therapie nahm er nur widerwillig in Anspruch, obwohl ich ihn immer wieder dazu motivierte. Schließlich beging er Suizid. Nun höre ich von allen Seiten Vorwürfe, dass ich schuld an seinem Tod sei. Ich bin nun selbst depressiv, fühle mich von allen allein gelassen und weiß mir keinen Rat mehr. Was kann ich tun, um aus diesem Zustand herauszukommen?
Hallo Sabine,
Menschen, die selbst keine Depressionen kennen, können sich kaum in depressive Menschen hineinversetzen. Sie geben oft kluge oder hilfreich gemeinte Ratschläge, etwa, dass Sie als Betroffene sich einfach zusammennehmen sollten. Oder sie ziehen sich zurück, weil sie Ihre Klagen nicht mehr hören wollen bzw. ertragen können.
Depressionen sind eine Form von psychischen Erkrankungen, vergleichbar mit einer körperlichen und seelischen Lähmung. Die Gedanken der Betroffenen kreisen darum, dass die Lage aussichtslos ist, sie Versager sind und anderen nur zur Last fallen. Die körperliche Kraft lässt nach, kleinste Aktivitäten fallen schwer. Die Gelegenheiten, positive Erfahrungen zu machen, werden immer seltener.
Ihr Mann hat schließlich keinen anderen Ausweg aus seiner Lage mehr gesehen, als sein Leben zu beenden. Auf seine Entscheidung haben Sie leider nur einen geringen Einfluss gehabt. Das ist für Sie als Angehörige, als der Mensch, der ihm am Nähesten stand, wahrscheinlich schwer zu begreifen, aber entscheidend für eine positive Veränderung des Zustand und die Rettung vorm Suizid ist die Bereitschaft des Erkrankten, sich helfen zu lassen. Das bedeutet: Selbst wenn Ihr Mann in eine Klinik gegangen wäre, hätte er sich zu diesem Schritt entscheiden können.
Wenn Ihre Angehörigen Ihnen nun vorwerfen, am Tod Ihres Mannes schuldig zu sein, dann zeigt das nur, dass sie die Erkrankung nicht verstehen oder erst gar nicht anerkennen, dass Ihr Mann überhaupt erkrankt war, und sich wünschen, er wäre noch hier. Und natürlich sind Anfeindungen und Vorwürfe jeglicher Art eine zusätzliche Belastung zu Ihrem Verlust und Ihrer Trauer.
Lassen Sie sich davon nicht noch weiter runterziehen. Sie selbst wissen, wie stark Sie darum gekämpft haben, Ihren Mann wieder in ein normales Leben zurückzuführen. Ich möchte Ihnen raten: Sagen Sie Stopp! zu den Menschen, die Sie so angreifen und versuchen Sie stattdessen Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen. Dort können Sie sich mit Menschen in ähnlicher Situation austauschen. Wenn keine dieser Gruppen in derr Nähe Ihres Wohnorts zu finden ist, dann könnten Sie auch bei einer psychosziale Beratung Hilfe finden, die die Erfahrung hat, Ihren Zustand wertschätzend zu analysieren und Ihnen weitere passende Hilfsangebote zu geben.
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Depression ist eine schlimme Krankheit. An dieser Krankheit kann man Sterben (oft durch Suizid). Das Gleiche könnte man von vielen, vielen anderen Krankheiten erzählen; nur das die unmittelbare Todesart eben nicht Suizid sondern eben Herzstillstand, Krebs oder etc. heißt.
Was will ich sagen:
Die Stigmatisierung der Krankheit „Depression“ ist falsch. Es ist eine Krankheit unter vielen Anderen scheußlichen Krankheiten auch. Und an ganz vielen dieser Krankheiten kann man sterben. So traurig es auch ist.
Bitte keine Vorwürfe machen!!