Informationen zur Entstehung und Hilfestellungen zur Vermeidung von Alkoholsucht und Alkoholismus: Wie entsteht eine Alkoholsucht? Woran erkennen Sie eine Alkoholsucht? In diesem Beitrag erfahren Sie, was Sie tun, wenn Sie gefährdet oder alkoholkrank sind.
Der Weg in die Alkoholsucht verläuft schleichend und fast unbemerkbar. Bis Betroffene erkennen, dass sie abhängig sind, vergehen oft viele Jahre. "Alkoholsucht? Das kann mir nicht passieren! Ich brauche Alkohol nicht und kann jederzeit aufhören." Vielleicht denken Sie das auch. Tatsache ist: Etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland haben einen riskanten Alkoholkonsum und rund 1,8 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Aber wie kommt es, dass gerade diese Suchkrankheit so weit verbreitet ist?
Alkoholkonsum beginnt oft damit, dass Menschen gelangweilt sind oder Schmerzen fühlen. Oder sie sind deprimiert, ängstlich, unsicher und angespannt. Dann trinken diese Menschen Alkohol, um ihre Probleme zu vergessen und um sich besser zu fühlen. Vielfach sind bereits die Eltern oder der Freundeskreis Vorbilder oder sie ermuntern sogar, Alkohol zu trinken, um geselliger und lockerer zu sein.
Und tatsächlich: Schon nach einigen Schluck Alkohol lassen die Schmerzen nach, Anspannung und Unsicherheit lösen sich in Luft auf oder werden schwächer. So lernen die Menschen: Alkohol lindert unangenehme Gefühle. Mit Alkohol geht es einem besser. Sie ertragen die Probleme besser, haben weniger Angst.
Dann greifen sie immer häufiger zum Alkohol als Problemlöser. Irgendwann kommen sie gar nicht mehr auf die Idee, ihre Probleme ohne Alkohol zu lösen. Sie greifen automatisch zum Alkohol. Es ist sehr einfach, sich mit Suchtmitteln zur Entspannung zu verhelfen, seine Hemmungen abzubauen und quälende Sorgen zu vertreiben.
Schließlich gewöhnt sich der Körper so stark an das Suchtmittel, dass die Betroffenen körperlich abhängig werden. Er betrachtet das Suchtmittel als körpereigene Substanz und meldet, wenn sich zu wenig von dieser Substanz im Körper befindet. Das äußert sich dann durch Entzugserscheinungen wie etwa einem intensiven Verlangen nach Alkohol (Suchtdruck), innerer Unruhe, Zittern, Angstgefühlen und Schweißausbrüchen. Sie fühlen sich erst dann leistungsfähig, wenn sie einen ausreichend hohen Alkoholspiegel haben.
Menschen werden also zunächst erst psychisch abhängig, d. h. sie glauben, nur durch das Suchtmittel Alkohol ihre Probleme lösen zu können. Dann folgt die körperliche Abhängigkeit. Wenn sie körperlich abhängig sind, trinken sie aus Angst vor den Entzugserscheinungen und um zu verhindern, dass der Partner, die Freunde und Arbeitskollegen merken, dass sie alkoholabhängig sind. Liegt eine körperliche Abhängigkeit vom Alkohol vor, gibt es keinen Weg mehr zurück zu einem gemäßigten, kontrollierten Trinken.
Die psychische Abhängigkeit ist dann vorhanden, wenn die Betroffenen glauben, nur noch durch den Alkohol Erleichterung zu bekommen bzw. eine bestimmte Situation nur mit Alkohol aushalten zu können. Es geht nicht mehr um das Genießen eines Gläschen Weins in geselliger Runde, sondern sie trinken wegen der Wirkung auf ihren Körper. Sie trinken, bis die gewünschte Entspannung eintritt.
Da der Körper sich an den Alkohol gewöhnt, müssen sie die Alkoholdosis immer mehr erhöhen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Die Tatsache, dass Menschen "viel vertragen", ist also kein Grund, stolz zu sein, sondern eher ein Alarmzeichen, dass sie auf den Weg zur Sucht sind.
Weitere Alarmsignale für eine Alkoholsucht sind, wenn sie
Nach medizinischen Untersuchungen sind männliche Erwachsene gefährdet, wenn sie täglich mehr als 40 bis 50g reinen Alkohol ( etwa zwei bis drei Flaschen Bier oder einen halben Liter Wein oder vier bis fünf Schnäpse) trinken, und Frauen, wenn sie mehr als 20g Alkohol trinken, also die Hälfte.
Regelmäßiger, auch geringer Alkoholkonsum führt zu körperlichen Schädigungen.
Folgen des Alkoholmissbrauchs können sein:
Viele Menschen versuchen sich selbst zu beruhigen, dass sie jederzeit aufhören können und ihr Trinkverhalten ganz normal sei. Sie haben Angst davor, sich eingestehen zu müssen, "zu den Alkis oder Tippelbrüdern zu gehören". Auch die Angehörigen versuchen meist, nach außen hin das Suchtproblem der Partnerin oder des Partners zu verbergen und herunterzuspielen und werden so zum "Mittäter" des Alkoholkranken. Man spricht auch von Co-Abhängigkeit.
Die Angehörigen sind deshalb Mittäter, weil sie den alkoholkranken Partner immer wieder davor bewahren, dass er die Konsequenzen des exzessiven Alkoholkonsums zu spüren bekommt. So entschuldigen sie den anderen beim Arbeitgeber, beseitigen die Schäden, die der Alkoholkranke im Rausch anrichtet usw.
Der erste und wichtigste Schritt für Betroffene ist, sich einzugestehen, dass sie ein Alkoholproblem haben und Hilfe brauchen. Wenn eine körperliche Abhängigkeit vorliegt, dann muss zuerst eine körperliche Entgiftung in einer Klinik stattfinden. Die körperliche Entgiftung dauert etwa 10 bis 14 Tage. Unmittelbar danach folgt eine psychotherapeutische Behandlung in einer psychosomatischen Klinik oder Suchtklink. Der Betroffene wird in dieser Zeit auf ein Leben ohne Alkohol vorbereitet, und er lernt, seine Probleme auf andere Weise, als durch Alkohol, zu lösen. Im Anschluss an den Klinikaufenthalt empfiehlt sich der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe wie Anonyme Alkoholiker (AA), Guttempler-Orden, Kreuzbund oder Blaues Kreuz etc.
Mein Lebenspartner hat seit Jahren Alkoholprobleme und war schon zweimal zur Entgiftung. Nachdem er nun wieder heimlich trinkt, habe ich ihn gebeten, auszuziehen. Ich habe Angst, dass er gewalttätig wird. Er will jedoch nicht ausziehen und behauptet, nur in gewohnter Umgebung könne er seine Sucht besiegen, und droht mit Selbstmord. Wie sehen Sie die Situation?
Dr. Rolf Merkle antwortet:
So wie Ihnen ergeht es vielen Angehörigen von Suchtmittel abhängigen Menschen. Aus Mitleid und um ihren Partner vor noch größerem Elend zu schützen, verbleiben sie in einer Partnerschaft, die sie unglücklich macht oder gar selbst zerstört. Sie wollen helfen und werden dabei selbst zum Opfer. Ihr Lebensgefährte hat schon mehrmals die Chance gehabt, etwas gegen seine Sucht zu unternehmen. Sie haben ihn bereits zweimal durch seine Entgiftung begleitet und sich wieder Hoffnung gemacht, dass alles in Ordnung kommen wird.
Er hat Ihre Unterstützung jedoch nicht genutzt, sondern Sie weiterhin belogen. Sie selbst sehen jetzt keine Chance auf Veränderung, denn sonst hätten Sie ihn nicht gebeten, auszuziehen. Bleiben Sie bei Ihrer Forderung. Ihr Partner muss die Konsequenzen seines Handelns spüren. Bitten Sie ihn, sich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden und sich einer Selbsthilfegruppe wie z.B. den Anonyme Alkoholikern oder dem Blauen Kreuz anzuschließen. Seine alleinige Beteuerung, nichts mehr zu trinken, ist wertlos. Er muss konkrete Schritte einleiten und sie auch konsequent ausführen.
Wenn Sie Mitleid mit Ihrem Partner haben oder Angst davor haben, dass er sich oder Ihnen etwas antut, und ihn deshalb weiter unterstützen, dann machen Sie sich zum Co-Abhängigen. Halten Sie sich vor Augen: Selbst wenn er nach seinem Auszug immer weiter bzw. immer mehr trinken sollte, sind Sie nicht daran schuld. Er ist für sein Handeln und Leben verantwortlich. Sie können ihn nicht retten. Das kann er nur selbst tun.
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Ich habe am 02.04.1972 bewusst das letzte mal Alkohol getrunken. Vielleicht sind seitdem mal einige „Hoffmannstropfen“ versehentlich dazwischen gerutscht, aber eigentlich total trocken.
Ich habe alles erlebt was es Schlimmes seelisch und körperlich mit dem Alkoholproblem zu erleben gibt.
Hier mein Anliegen: Man hat das Entgiften und die Resozialisierung geschafft,ist meinetwegen ein Jahr trocken,lebt „normal“. Nein,nicht normal! Denn da sind die ständigen Drangsale bei Begruessungsschlucks,Einstandslagen, ... na Ihr wisst was ich meine.
Um dieser Drangsaliererei zu entfliehen,meidet man diese Angriffsmoeglichkeiten und....vereinsamt.
Ich hab mir oft ein Abzeichen oder einen Button an der Jacke gewünscht,welcher einen kennzeichnet,der international (besonders auch in der Gastronomie) bekannt ist und eben alles aussagt und einem alles angreifbare Mündliche erspart.
Denn Outen muss man sich so oder so.
Als Beispiel sei der zum „V“ stilisierte Keimling der Vegetarier erwähnt.
Noch etwas aus meinen Lehrjahren:
Es gab damals eine Fischkonserve „Heringsfilet in Weintunke“.
Ganz klar, dass dieser Begriff in Therapiesitzungen dazu herhalten musste die Therapeuten nach dem Verzehr dieses Produktes zu befragen.
Die ernsthaften Antworten beliefen sich darauf,dass alles, was schon aus dem Namen auf Alkohol hinweist....
Also, die ehrenwerten Herren wären entsetzt über Begriffe wie: „Alkoholfreies Bier“, Alkoholfreier Sekt und ähnliche Formulierungen.
Auch für meine Begriffe ist ein alkoholfreies Bier irgendwie nicht weit von einem zwoelfprozentigen Porter. Durch den Begriff „Bier“!
Mit freundlichen Grüßen, Gernot r