Was hemmt uns in Gegenwart von Autoritätspersonen? Ist es normal dass wir Angst vor Autoritäten haben? Wie unsere Angst vor Autoritäten überwinden?
"Ich habe mir so viel vorgenommen, zu fragen, doch als ich vor dem Arzt stand, fiel mir nichts mehr ein". Ich traue mich einfach nicht, bei einer Behörde oder Institution mein Anliegen vorzutragen und die Zeit anderer Menschen in Anspruch zu nehmen".
Hinter diesen Erfahrungen verbirgt sich Angst - meist die Angst vor Ablehnung.
Die Folge davon ist, dass wir im Leben oft zu kurz kommen und unsere Ziele nicht verwirklichen können. Vieles bleibt ungefragt und ungesagt.
Für manche Menschen scheint es selbstverständlich zu sein, Wünsche und Forderungen zu stellen.
Sie gehen durchs Leben mit der Einstellung: "Die Welt gehört mir. Ich bin die Hauptperson. Ich nehme mir, was mir gehört."
Sie betrachten es als Selbstverständlichkeit, dass andere sich Zeit für sie nehmen und ihnen zu Diensten sind.
Ganz im Gegensatz zu anderen, die sich fast dafür entschuldigen, am Leben zu sein, und immer erst an die Bedürfnisse anderer denken.
Aus Rücksichtnahme und Angst nehmen sie sich selbst zurück.
Keine der beiden extremen Lebenseinstellungen ist hilfreich. Ich plädiere für einen Mittelweg und vor allem dafür, dass wir uns frei entscheiden können, wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten.
Das sind wir selbst. Wir haben in unserem Leben bestimmte Erfahrungen damit gesammelt, etwas zu fordern oder zu wünschen.
Bereits früh in der Kindheit erfahren wir, was passiert, wenn wir Wünsche äußern.
Unsere Eltern, Verwandten, Lehrer und andere Bezugspersonen reagieren auf unser Wünsche und Forderungen.
Kommt es zu negativen Konsequenzen speichern wir: "Wünsche zu äußern ist gefährlich. Ich werde abgelehnt, bestraft, verletzt, ignoriert, übersehen, ausgelacht. Abgelehnt werden, ist gefährlich".
Die Folge davon ist, dass wir die Verhaltensweisen, die zu Ablehnung oder negativen Reaktionen führen könnten, unterlassen.
Wir verbieten es uns, etwas zu fordern, zu wünschen, nachzufragen, jemanden für unsere Belange in Anspruch zu nehmen ....
Wir kommen zu dem Schluss, die Zuwendung und Liebe, die Anerkennung anderer dringend zu benötigen, und verzichten deshalb lieber auf die Äußerung von unseren Wünschen.
Die Harmonie, der "liebe Frieden" geht uns vor.
Je höher wir jemanden bewerten, je wichtiger uns die gute Meinung des anderen ist, desto gehemmter sind wir. Je mehr Macht und Einfluß wir ihm geben, desto mehr Angst verspüren wir.
Folgen dieser Angst sind beispielsweise, dass wir zittern, schwitzen, stottern, erröten und vergessen, was wir eigentlich sagen wollten.
Da uns diese Anspannung und Angst sehr unangenehm ist, vermeiden wir es zunehmend, uns in Situationen mit Autoritäten zu begeben.
Wir schicken den Partner oder die Kinder vor. Wir befürchten, dumm und wehrlos dazustehen.
Durch die Meidung verhindern wir, dass wir lernen, mit Autoritäten umzugehen, bzw. wir verlernen diese Fähigkeit.
Wir müssen diese schlechten Erfahrungen mit Autoritäten und Respektpersonen gar nicht selbst machen.
Manchmal genügt es auch, mitzuerleben, wie andere mit ihren Forderungen nicht durchkommen oder schlecht behandelt werden.
Unsere Eltern haben uns vielleicht auch Botschaften vermittelt wie: "Der kleine Mann hat bei Behörden nichts zu melden. Da zieht man immer den Kürzeren". "Der Arzt ist ein kluger Mann. Das kannst du ohnehin nicht verstehen, was er sagt." "Wenn du es nicht genau weißt, halte lieber den Mund". "Nimm Rücksicht und falle anderen nicht zur Last". "Es ist schlimm, wenn du an dich denkst und damit andere verärgerst." Wenn andere schlecht von dir denken, ist das furchtbar. Dann bist du ein schlechter Mensch".
Hinter unseren Hemmungen und Unsicherheiten verbergen sich zwei grundsätzliche Einstellungen:
Viele Menschen haben Angst vor Autoritätspersonen. Angst lähmt uns und macht handlungsunfähig.
Wenn wir Angst haben, dann sind wir meist nicht besonders schlagfertig.
Die besten Argumente und die vielen Rückfragen fallen uns erst im Nachhinein ein.
Unsere Angst ist eine Alarmreaktion. Sie zeigt uns an, dass wir etwas als gefährlich ansehen.
Und in der Tat besteht in bestimmten Situationen eine gewisse Gefahr für uns.
Behörden wie die Polizei oder das Sozialamt, die Mitarbeiter der Rentenversicherungsanstalt oder das Klinikpersonal haben in bestimmten Bereichen Macht.
Sie entscheiden über unsere Anträge und manchmal über unser weiteres Leben.
Doch unsere Angst bezieht sich meist nicht auf eine tatsächliche Gefahr.
Sie konzentriert sich auf die persönliche Ablehnung durch eine einzelne Person.
Wir malen uns aus, dass unser Wunsch dem anderen zu viel Mühe macht, dass er uns ganz bestimmt ablehnen wird, dass er schlecht von uns denken wird.
Wir übertreiben also die negativen Auswirkungen.
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Es tut gut zu lesen, daß ich damit nicht ganz allein da stehe und doch einige hier ähnliche Situationen mit sich tragen.
Wenn ein anderer etwas tut, was sich für mich und mein Leben negativ auswirkt und mir schadet, fürchte ich mich dagegen etwas zu unternehmen, vor allen Dingen dann, wenn der andere mit lauter Stimme mich anbrüllt und ärgerlich wird. Auch fürchte ich mich davor Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil dann alles noch viel schlimmer wird... (leidvolle Erfahrung) Solchen Widrigkeiten weiß ich nicht zu begegnen!
Seit einigen Jahren beziehe ich den Newsletter und suchte immer mal wieder Hilfe auf diesen Seiten. Leider werden die Beiträge dort stetig oberflächlicher, dafür aber die Werbung für die Bücher und Kalender prägnanter (siehe auch unten....)
Schade,....
Ich habe panische Angst vor Autoritätspersonen schon als Kind.Bei Ämtern und auch vor unserem Vermieter.Ich verhalte mich wie ein kleines Kind das es versucht allen Recht zu machen.Ich hatte auch immer Träume hauptsächlich von Männern die mich verletzen wollen...danach Wache ich mit Herzrasen auf.Ich wußte nie warum ich diese Träume habe Jetzt schon.Ich lerne nun das ich vor diesen Menschen keine Angst haben muss,dass sie mich nicht lebensbedrohlich verletzen können.
Ich kenne das Problem eigentlich nur bei meinen Vorgesetzten, in der Arbeitswelt. Beziehungsweise dort auch von Kollgene die "wirklich was drauf" haben, also auch Autoritäten darstellen.
Je unempathischer die Person wirkt, desto größer die Angst. Zum Glück konnte ich einmal die Erfahrung machen, dass es bei weiblichen Vorgesetzten kaum bzw. fast überhaupt nicht der Fall ist. Mit ihr konnte ich sehr professionell reden und meine Wünsche aufrichtig vortragen. Das war, glaube ich, die effektifste Zusammenarbeit bisher.
Momentan habe ich wieder einen Projektleiter, der ein bisschen viel von mir verlangt. Ich habe das Monate mitgemacht ohne auch nur einen Muks zu sagen, da ich glaubte, ich muss das einfach schaffen. Das ist der Job. Mittlerweile drehen sich meine Gedanken morgens, abends und ab und zu auch tagsüber um diese Person und wie ich das Problem lösen kann. Nichtmal um die Arbeit an sich oder die Problemstellung, sondern ausschließlich um die möglichen Situationen mit dieser Person.
Jetzt kürzlich konnte ich mich überwinden, Mut zu fassen und alle Probleme bzgl. des Projekts zumindest in einer E-Mail zusammen zu fassen. Das Gespräch steht noch aus, aber ich war schon sehr erleichter, dass ich mich überhaupt überwunden habe mich mitzuteilen.
Liebe Grüße an alle Lesenden
Peter
Was passiert wenn wir nicht auf Autorität gehören?