Schiebst du Aufgaben und Pflichten zu lange vor dir her? Dieser Beitrag zeigt psychologsiche Strategien zum Selbstcoaching und gibt konkrete Tipps für den Umgang mit Prokrastination und Aufschieberitis.
Kennst du das auch? Du stehst vor einer bestimmten Aufgabe, der Termin, an dem sie erledigt werden muss, rückt immer näher. Statt jedoch die Aufgabe anzugehen, flüchtest du dich in scheinbar wichtigere Tätigkeiten. Dieses Verhalten, das wahrscheinlich jede und jeder von uns schon einmal an sich erlebt hat, wird in der Psychologie Aufschieberitis oder Prokrastination genannt. Im Folgenden erklären wir die Ursachen des Aufschiebens und geben dir Tipps, was du konkret gegen dieses lähmende Verhalten tun kannst, um mehr Selbstwirksamkeit zu erreichen.
Vom Aufschieben, auch als Prokrastination bezeichnet, sprechen wir, wenn wir gewohnheitsmäßig dringende Tätigkeiten auf später aufschieben. Wohl jede und jeder von uns kennt die innere Stimme, die uns erzählt "Dazu habe ich jetzt wirklich keine Lust" oder "Das schaffe ich heute einfach nicht mehr", und jede und jeder kennt das Gefühl der inneren Schwere und Unlust, immer wenn wir uns der ungeliebten Aufgabe zuwenden.
Der Wunsch, etwas aufzuschieben, entsteht – psychologisch gesehen – eigentlich aus einem Selbstschutz heraus. Die Psyche gibt uns irgendwann das Signal, dass uns Aufgaben zu viel werden – ebenso wie der Körper, wenn wir uns zu sehr verausgaben. Doch beide, Körper und Psyche, neigen dazu, die Grenze, wann uns etwas zu viel ist, sehr niedrig anzusetzen. Kurzum: Wir sind faul und fühlen eine Unlust. Aber auch das hat einen guten Grund: Evolutorisch gesehen, war es für unsere Vorfahren überlebenswichtig, Energie zu sparen.
Gehören wir zu den Menschen, die stark auf das innere Gefühl hören, dann geben wir der Stimme unseres inneren Schweinehundes nach und schieben die anstehende Arbeit auf. Zunächst fühlen wir uns dann erleichtert. Doch dann wird der innere Druck immer größer, das schlechte Gewissen nagt, bis wir uns am Ende oft total gestresst, mit viel schlechtem Gewissen und hektisch an die Arbeit machen. Und haben wir sie dann endlich erledigt, stellt sich kein befriedigendes Gefühl ein, sondern wir sind einfach nur k. o.!
Aufschieben als solches ist nicht generell eine schlechte Strategie. Manchmal macht es sogar Sinn, etwas aufzuschieben, denn es erledigt sich dann von ganz alleine. Als chronische Angewohnheit kann das Aufschieben uns jedoch berufliche, familiäre und persönliche Probleme und Nachteile bringen.
Projekte werden nicht zu Ende geführt. Es kommt zu einem Karrierebruch. Für die nicht rechtzeitig fertig gewordene Steuererklärung muss eine Mahngebühr bezahlt werden. All das bedeutet eine Menge Stress und zehrt an den Nerven. Vielleicht schieben wir trotz erheblicher Schmerzen den Zahnarzttermin auf und machen dadurch alles noch schlimmer. Wir fühlen uns als Folge unserer Aufschieberitis als Versagerin oder Versager.
Warum schieben viele Menschen immer wieder Arbeiten, (unangegehme) Aufgaben und Pflichten auf die lange Bank? Müssen sie sich nicht einfach nur einen Tritt in den Hintern geben und mit der Aufgabe beginnen?
Das ist leichter gesagt als getan, denn um gerade eine schon länger anhaltende Aufschieberitis zu überwinden, musst du dein Verhalten verändern. Wie dir das gelingen kann, erfährst du im Folgenden.
Verschaffe dir einen ersten groben Überblick über dein Verhaltensmuster. Warum schiebst du gerade diese Aufgabe auf? Welche Gründe bewegen dich dazu? Beantworte diese Fragen, ohne zu werten. Nimm die Gründe, die du findest, ernst. Eine Hilfe auf dem Weg kann unser Psychotest zum Thema Aufschieben sein. Er hilft dir zu klären, ob das Aufschieben ein ernsthaftes psychischen Problem für dich ist.
Du hast im Augenblick zwei Möglichkeiten, etwas an der Situation und deinen Gefühlen zu ändern:
Welche Aufgaben in welchen Bereichen deines Lebens schiebst du zurzeit auf? Welche möchtest du gerne in Zukunft in angemessener Zeit erledigen? Lege dazu am besten ein Notiz- oder Tagebuch an und notiere diese Themen möglichst konkret.
Frage dich:
Ich möchte dir hier beispielhaft einige Einstellungen und konkrete Strategien vorstellen:
Ersetze deine Einstellung:
Die Zwischenschritte kannst du zeitlich oder inhaltlich festlegen. Plane lieber zu kleine Schritte als zu große Schritte. Zum Beispiel kannst du beschließen, erst einmal einen Anruf zu tätigen. Du wirst sehen, wie befriedigend es ist, wenn du einen Zwischenschritt erledigt hast, und das wird dich zu weiteren motivieren.
Überlege dir: Zu welcher Uhrzeit möchte ich diese Arbeit erledigen? Welchen Zwischenschritt will ich jeden Tag machen? Halte dich an diesen Zeitplan und mache nicht den Fehler, zwei Schritte auf einmal zu erledigen, um am nächsten Tag frei zu haben. Wichtig ist es, im Rhythmus zu bleiben.
Zum einen wirst du häufig die Erfahrung machen, dass die Lust mit dem Tun kommt. Zum anderen wird die Lust höchstwahrscheinlich auch nicht kommen, wenn du auf morgen wartest. Konzentriere dich stattdessen auf den Gewinn, der dich erwartet, wenn du die Arbeit erledigt hast.
Da es für dich zunächst einmal unangenehm ist, mit der Arbeit zu beginnen, ist eine Belohnung nach jedem kleinen Schritt ganz wichtig. Ein dickes Lob sollte immer drin sein.
Vielleicht liegt dir gar nichts mehr an der Freundschaft zu deiner Freundin und du schiebst deshalb den Anruf bei ihr immer wieder hinaus. Möglicherweise interessiert es dich doch nicht so stark, Französisch zu lernen, und du machst das nur deinem Freund zuliebe. Dein Aufschieben kann ein Symptom für ein grundsätzlicheres Thema in deinem Leben sein, das du direkt angehen musst.
Wenn du viele Aufgaben zu erledigen hast, dann erstelle eine Liste, die du nach Wichtigkeit ordnest. Beginne mit dem Wichtigsten, denn es gibt dir ein gutes Gefühl, wenn das Wichtigste erledigt ist.
Das Aufschieben ist eine hartnäckige negative Gewohnheit, weil du dich dadurch zunächst einmal kurzfristig besser fühlst (wie Naschen!). Du musst also erst einmal gegen dein Gefühl handeln. Das wird dir mal besser, mal schlechter gelingen. Bleib am Ball! Jedes Mal zählt, bei dem es dir gelingt, sofort aktiv zu werden. Und ab und zu – bei nicht wesentlichen Dingen –solltest du dir das Aufschieben ohnehin durchgehen lassen. Niemand ist immer perfekt!
Wenn du merkst, dass du immer wieder ins Aufschieben verfällst, obwohl du es nicht mehr möchtest, dann hole dir psychotherapeutische Hilfe. Möglicherweise hast du noch nicht den richtigen Ansatzpunkt gefunden, um erfolgreich die Angewohnheit des Aufschiebens ablegen zu können. Ein Blick von außen kann dir dabei helfen.
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Heute arbeitete ich beim Ergotherapeuten mit Cogpac und erledigte Aufgaben
der Serie. Es klappte nicht so, wie ich mir das vorstellte und war frustriert und sagte
direkt:"Ich möchte gerne eine andere Aufgabe erledigen." Ich war selber enttäuscht von
mir, das ich wenig Durchhaltevermögen habe. Ich wiederholte zu Hause die Aufgabe. Dieses
Mal klappte es und konnte alle Aufgaben lösen. Ich war ausgeruht. Ich setze mich selber
nicht mehr unter Druck und schaffe das.