Ein neugeborenes Baby braucht den direkten Hautkontakt zu den Eltern. Es muss sie fühlen, um zu wissen, dass sie da sind. Auch für Erwachsene ist Körperkontakt lebensnotwendig. Denn Berührungen stärken unsere Beziehungen und schenken uns Geborgenheit.
Wie wichtig Berührungen sind, wurde uns allen zuletzt durch die Kontaktverbote zu Corona-Hochzeiten bewusst: Der mangelnde Körperkontakt zu anderen Menschen hat das Grundgefühl der Einsamkeit oft noch verstärkt, gerade bei alleinlebenden Personen. Fehlender Körperkontakt kann dazu führen, dass wir uns von anderen Menschen getrennt fühlen. Studien haben sogar gezeigt, dass soziale Isolation und Einsamkeit mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angstzustände und körperliche Erkrankungen verbunden sein können.
Körperkontakt gilt sogar als ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und wirkt sich stark auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus. Körperkontakt, insbesondere im frühen Leben, kann dazu beitragen, die körperliche und emotionale Entwicklung zu fördern. Studien haben gezeigt, dass Babys, die regelmäßig gekuschelt werden, ein niedrigeres Stressniveau haben und besser gedeihen.
Aber auch wir Erwachsenen genießen Berührungen und Körperkontakt. Sie zeigen uns auf eine besondere Art und Weise, dass wir nicht allein sind – eine essenzielle Information für den Menschen als soziales Wesen.
Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Sie ist ein komplexes System aus verschiedenen Schichten, das uns ermöglicht, Berührungen, Druck, Temperatur, Schmerz und Vibrationen wahrzunehmen. Wenn die Haut stimuliert wird, kann das unterschiedliche Auswirkungen haben:
Berührungen können die Durchblutung verbessern, die Atmung vertiefen und die Muskelspannung reduzieren. Sie können auch dazu beitragen, Schmerzen zu lindern, indem sie das Nervensystem stimulieren und Endorphine aktivieren. Berührungen setzen auch das Hormon Oxytocin frei, das mit positiven Emotionen und Entspannung verbunden ist. Oxytocin wird oft als "Kuschelhormon" bezeichnet und spielt eine wichtige Rolle bei der Bindung zwischen Menschen.
Berührungen fördern auch Gefühle der Nähe und Verbundenheit. Sie können dazu beitragen, Angst und Stress abzubauen und ein Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens fördern. Sie helfen dabei, das Vertrauen zwischen Menschen aufzubauen und die Beziehung zu stärken.
Berührungen sind ein wichtiger Aspekt der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie helfen, Botschaften von Zuneigung, Unterstützung und Trost zu vermitteln. Sie tragen aber auch dazu bei, Grenzen zu setzen und unangemessenes Verhalten abzuwehren. Eine Umarmung oder ein Schulterklopfen kann beispielsweise ausdrücken, dass man für jemanden da ist oder dass man jemanden mag.
Berührungen können also dazu beitragen, die Beziehung zwischen Menschen zu stärken, indem sie das Vertrauen und die Verbundenheit fördern. Studien haben gezeigt, dass Paare, die sich oft berühren, in der Regel eine stärkere Beziehung haben und zufriedener sind.
Im zwischenmenschlichen Bereich sind Berührungen auch kulturell und situativ bedingt: Während bei uns im deutschsprachigen Raum zur Begrüßung ein Händeschütteln üblich ist, küssen sich die Menschen in Frankreich gerne auf die Wangen – eine für uns eher ungewohnte Form der Nähe. Was bei uns als angemessen empfunden wird, kann von Person zu Person und von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, die Grenzen anderer zu respektieren und zu beachten, wem welche Form der Berührung angenehm oder unangenehm ist.
Berührungen spielen auch eine wichtige Rolle im therapeutischen Bereich und können in verschiedenen Therapieformen eingesetzt werden. Frühchen etwa entwickeln sich mit Berührungstherapie maßgeblich besser. Auch Massage, Shiatsu und ähnliche Anwendungen schenken uns im Alltag Entschleunigung und Geborgenheit.
Massagen können helfen, Muskelverspannungen und Schmerzen zu reduzieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Sie können auch dazu beitragen, den Blutfluss zu erhöhen, das Immunsystem zu stärken und den Körper zu entspannen.
Berührungen können auch in der Physiotherapie eingesetzt werden, um die Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu reduzieren und die Muskelkraft zu erhöhen. Dort werden manuelle Techniken wie Dehnung und Mobilisation angewendet, um die Beweglichkeit der Gelenke und Muskeln zu verbessern.
In der Psychotherapie können Berührungen dazu beitragen, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und Vertrauen aufzubauen. Sie können auch unverarbeitete innere Blockaden lösen und die emotionale Verarbeitung unterstützen.
Bei der Akupressur werden spezifische Punkte auf dem Körper mit den Fingern oder einem speziellen Instrument stimuliert, um Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
Doch nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich entfalten Berührungen ihre beruhigende und sanfte Wirkung. Auch Selbstberührung ist ein wirksames Mittel, um das körperliche und emotionale Wohlbefinden zu steigern. Vielleicht kennst du das gute Gefühl, wenn du nach einem ausgiebigen Bad Bodylotion aufträgst: Dein Körper genießt diese Art der Stimulation.
Mit Selbstberührung aktivierst du das parasympatische Nervensystem und versetzt deinen Körper in einen entspannten Zustand. Die Durchblutung wird verbessert, da Haut und Muskeln angeregt werden – das kann Verspannungen lösen und Schmerzen lindern. Steigern kannst du diesen Effekt, wenn du dich selbst massierst oder Akupressur anwendest.
Durch regelmäßige Selbstberührung verbesserst du außerdem deine Körperwahrnehmung. Sie kann dazu beitragen, dass du bewusster und achtsamer mit deinem Körper umgehst. In besonders stressigen Phasen ist Selbstberührung ein Weg, um dich zu trösten und für emotionalen Ausgleich zu sorgen.
Die Schmettelingsumarmung ist hilfreich, um in stressigen Situationen wieder zur Ruhe zu kommen. Doch auch ganz ohne konkreten Anlass kann es dir einfach guttun, dich einmal selbst zu umarmen: Diese Übung kombiniert Selbstberührung mit einem Moment der Achtsamkeit.
Um die Schmetterlingsumarmung durchzuführen, suche dir zunächst einen ruhigen Ort: Setz dich entspannt auf einen Stuhl oder stell dich bequem und aufrecht hin. Nun überkreuze die Hände so vor der Brust, dass die rechte Hand zwischen der linken Schulter und dem Schlüsselbein liegt, die linke Hand entsprechend auf der anderen Seite. Die Finger zeigen in Richtung Hals.
Wenn du magst, dann schließe die Augen. Atme ein paarmal tief ein und aus.
Nun beginne, mit deinen Fingern leicht, aber merklich zu klopfen. Die Frequenz ist dabei nicht entscheidend – klopfe so, dass es sich für dich gut anfühlt.
Verweile nun einige Momente in der Selbstumarmung. Spüre, wie deine Finger klopfen, nimm die entspannende Wirkung wahr.
Wenn dein Körper dir signalisiert, dass es genug ist, dann lass die Arme langsam sinken. Öffne die Augen. Bleib noch einen Moment sitzen und spüre nach, wie sich die Entspannung langsam in dir ausbreitet.
Mit dieser einfachen Übung kannst du dir jederzeit mehr Wohlbefinden und Lebensfreude schenken.
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