Woher kommt die Angst vorm Fliegen?

Warum haben Menschen Flugangst und kein Vertrauen in die Flugsicherheit? In diesem Beitrag erfährst du Wissenswertes über Einfluss ängstlicher Gedanken auf die Flugangst und wie du diese überwinden kannst.

Woher kommt die Angst vorm Fliegen?
© Ben Neale, unsplash.com

Wenn du unter Flugangst leidest, dann kannst du dir sicher sein: Du bist nicht allein mit dieser Angst. Etwa 20 Prozent der Deutschen leiden unter Flugangst. Erstaunlicherweise sollen selbst etwa 25 Prozent der Flugbegleiter Angst vorm Fliegen haben. Flugangst entsteht, wenn wir uns ängstliche Gedanken machen und kein Vertrauen in die Sicherheit des Flugzeugs und das Fliegen haben. In diesem Beitrag erfährst du, woher deine Flugangst kommt, welche Erlebnisse und Trigger sie auslösen können, wie sie sich in deinem Körper und deiner Seele bemerkbar macht und was du gegen die Angst vorm Fliegen tun kannst.

Symptome: Wie macht sich die Flugangst bemerkbar?

Wenn du unter Flugangst leidest, wirst du vor und während eines Fluges mehrere der folgenden körperlichen und psychischen Reaktionen bemerken:

Negative Gefühle:

Du empfindest Angst oder Panik davor, verrückt zu werden oder zu sterben. Du bist nervös, gereizt und übersensibel gegenüber Geräuschen und Gerüchen. Du hast Angst, einen Herzinfarkt zu bekommen.

Unangenehme Körperreaktionen:

  • Du empfindest ein Zittern im Körper.
  • Du bist angespannt und fühlst eine innere Unruhe.
  • Dein Unterkiefer vibriert.
  • Dir ist übel.
  • Du hast kalte Füße und Hände, dazu ein Prickeln in Füßen und Händen.
  • Du bist benommen und dir verschwimmt alles vor deinen Augen.
  • Du nimmst die Situation als unwirklich wahr.
  • Dast Schweißausbrüche, Ohrensausen, Magenschmerzen, Herzrasen, Kopfschmerzen, Atemnot, weiche Knie, Schwindel, Mundtrockenheit, Harn- oder Stuhldrang.
  • Du glaubst, dass du ohnmächtig wirst.

Ein verändertes Verhalten:

  • Du trinkst exzessiv Alkohol oder greifst zu Beruhigungstabletten.
  • Du kaust Nägel, leckst dir häufig über die Lippen, trommelst mit den Fingern.
  • Du fühlst den Impuls, weglaufen bzw. einfach nur "raus" zu wollen. Das macht dich aggressiv gegenüber deiner Umgebung, deinen Angehörigen, Mitreisenden oder dem Flugpersonal.
  • Du bist unkonzentriert und schusselig, lässt schnell etwas fallen, stolperst oder verschüttest dein Getränk.

All diese Reaktionen sind bei Flugangst völlig normal. Dein Körper und dein Geist sind im Ausnahmezustand und haben gute Gründe, in dieser Art und Weise zu reagieren. Diese Gründe wollen wir uns nun anschauen.

Ursachen: Woher kommt Flugangst?

Um diese Frage zu beantworten, kannst du folgende einfache Übung machen: Überlege dir eine möglichst reale Situation, die dich dazu zwingt, kurzfristig fliegen zu müssen. Gehe mit all deiner Vorstellungskraft in diese Situation und male sie dir genau aus. Achte dabei auf die Gedanken und Bilder, die sich in deinem Kopf breitmachen. Was geht dir durch den Kopf, wenn du Flugangst hast?

Wahrscheinlich laufen folgende Gedanken ab, die dich zu diesen Fragen führen:

  • "Was ist, wenn das Flugzeug abstürzt?"
  • "Was ist, wenn ich einen Herzinfarkt bekomme?"
  • "Was ist, wenn der Pilot einen Fehler macht?"
  • "Was ist, wenn ich mich übergeben muss? Ich werde mich maßlos vor den Fluggästen blamieren."
  • "Was ist, wenn ich in Panik gerate, wenn andere meine Angst sehen?"
  • "Was ist, wenn ich wieder ein solche Angst bekomme, wie schon einmal? Werde ich sie dieses Mal kontrollieren können?"
  • "Wenn die Türen zugehen, sitze ich in der Falle. Ich bin gefangen und komme nicht mehr raus."
  • "Was ist, wenn das Flugzeug in der Luft explodiert, die Motoren aussetzen, die Flügel abbrechen, .... "
  • "Ich habe keine Kontrolle. Ich ertrage es nicht, dem Piloten und der Maschine ausgeliefert zu sein."
  • "Furchtbar, dass man so gar nichts tun kann und alles über sich ergehen lassen muss."

Das Problem ist: Gleichzeitig zu diesen Gedanken läuft in deinem Kopf auch noch ein Katastrophenfilm ab: Du siehst dich völlig aus der Fassung geraten und vor den Mitreisenden und Flugbegleitern bloßgestellt. Dazu stellst du dir präszise vor, wie eine Tragfläche abbricht oder ein Triebwerk ausfällt, wie du völlig tatenlos zusehen musst, dass die die enge Kiste, aus der du dich nicht befreien kannst, mit höllischer Geschwindigkeit auf die Erde zurast, am Boden zerschellt und du ums Leben kommst.

Diese Horrorgedanken und Fantasien stützen sich nicht auf realen Erfahrungen, sondern sind allein Ursachen deiner Flugangst.

Vermutlich hat das Lesen dieser ängstlichen Gedanken deiner Flugangst hervorgerufen. Daran merkst du, dass du selbst durch deine Gedanken und Fantasien deine Angst auslöst. Gleichzeitig beweist es aber auch, dass du deine Flugangst lindern und überwinden kannst. Du kannst nämlich zu jeder Zeit lernen, deine ängstlichen Gedanken zu kontrollieren und so beim nächsten Mal entspannter in ein Flugzeug zu steigen.

Überlege dir die Situation einmal aus einer positiveren Perspektive: Denkst du, jenen von deinen Mitreisenden, denen das Fliegen überhaupt nichts ausmacht oder die das Fliegen sogar genießen, haben auch solch schrecklichen Fantasien? Höchstwahrscheinlich nicht. Sie können nur deshalb entspannt den Flug genießen, weil

  • sie sich entweder überhaupt keine Gedanken über das Fliegen machen: Sie denken an ihren Urlaub, konzentrieren sich auf die lieben Daheimgebliebenen etc. oder
  • sie sich sogar vertrauensvolle und schöne Gedanken über den Flug machen. Sie genießen das Schweben über den Wolken, die gute Aussicht, den Service an Bord, ihren Lieblingsroman zu lesen, das Gespräch mit der Sitznachbarin oder dem Sitznachbarn, das Bordvideo oder einfach die Gelegenheit, während der gesamten Flugzeit ein Nickerchen zu machen.

Der psychologische Zusammenhang ist relativ einfach: Alle, die sich angsterfüllte Gedanken über das Fliegen machen und das Fliegen als lebensgefährlich erachten, müssen auch Flugangst haben. Warum? Weil die Angst eine angeborene körperliche Reaktion von uns Menschen auf Situationen ist, die wir als gefährlich ansieht. Wenn unser Körper normal funktioniert, muss uns unsere Flugangst also im Augenblick begleiten.

Hintergründe und Auslöser: Warum können wir nicht darauf vertrauen, sicher ans Ziel zu kommen?

Flugangst kann eine ganze Reihe an Gründen und Auslösern haben, beispielsweise:

1. Du hast selbst schlechte Erfahrungen mit dem Fliegen gemacht oder von schlimmen Erfahrungen gehört.

Vielleicht musstest du bei einem Flug einmal längere Zeit in der Luft kreisen, weil das Flugzeug keine Landeerlaubnis bekam, und hast das als sehr unangenehm erlebt. Vielleicht hast du bei einem Flug erlebt, dass das Flugzeug zwischenlanden musste, um einen technischen Defekt beheben zu lassen.

Möglich ist auch, dass du einmal einen sehr unruhigen Flug mit sehr schlechten Wetterverhältnissen mitgemacht hast, das Flugzeug durch starke Winde ziemlich geschüttelt würde, die Trageflächen sich deiner Wahrnehmung nach gefährlich weit nach oben oder unten gebogen haben, das Flugzeug ächzte und knackte, es Ihnen dabei schlecht wurde und Ihnen Zweifel an der Sicherheit des Fliegens kamen.

Ja, vielleicht hat dich auch ein Katastrophenfilm über eine Flugzeugentführung so beeindruckt, dass dir diese Bilder jetzt immer im Kopf herumkreisen.

2. Du überbewertest die Gefahren

Vielleicht kannst du dir nicht vorstellen, dass ein Flugzeug dieser Größe sich überhaupt in der Luft halten kann oder aber du schätzt bestimmte, dir fremde Geräusche und Erschütterungen als gefährlich ein wie etwa das Ein- und Ausfahren der Start- und Landeklappen, Turbulenzen, Kurvenfliegen, das Beschleunigen oder das Abbremsen, Nebel oder die Eisbildung an den Fenstern. Wären sie dir vertraut, wie das Rütteln und die Geräusche eines Zuges, die meistens viel schlimmer sind, würdest du dir die Frage nach der Flugfähigkeit nicht stellen.

3. Du neigst generell zu Ängsten

Vielleicht fühlst du dich an Bord eingesperrt und hast das Gefühl, einem wildfremden Piloten oder einer Technik ausgeliefert zu sein – ein Gedanke, der in dir starkes Unbehagen erzeugt, weil es dir wichtig ist, alles unter Kontrolle zu haben. Dazu kommt: Wenn du Angst vor Höhe, vor engen Räumen oder vor Menschenansammlungen hast, dann verstärken diese Ängste deine Flugangst.

Welche Gründe auch immer deine Flugangst auslösen, eines ist sicher: Diese Angst ist nicht angeboren. Sie ist erlernt oder übertragen. Die gute Nachricht ist: Da wir Menschen alles, was wir erlernt haben, auch wieder verlernen können, kannst du auch dein Flugangst überwinden und lernen, das Fliegen zu genießen.

Das kannst du tun, um besser mit deiner Flugangst umzugehen

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!"

Diesen Spruch solltest du schnell vergessen, wenn du deine Angst vorm Fliegen überwinden willst. Warum? Ganz einfach: Du kannst ein Flugzeug nicht kontrollieren, weil du nicht weißt, wie es funktioniert. Und selbst wenn, würdest du es allein niemals in der dafür zur Verfügung stehenden Zeit vor dem Start schaffen. Daher sei ehrlich: Was dir fehlt, um entspannt fliegen zu können, ist das Vertrauen in die Technik, den Piloten und die Sicherheit des Fliegens. Richtig? Die Frage ist also: Wie kannst du das Vertrauen zu etwas entwickeln, dass du nicht zu hundert Prozent kontrollieren kannst? Die Antwort ist ganz einfach: So, wie du es schon zu dutzend anderen Dingen tust.

Überlege dir dazu Folgendes: Bist du schon einmal mit dem Auto auf einer Landstraße gefahren? "Natürlich!", wirst du jetzt sagen und über die Frage verdutzt sein. Denn wahrscheinlich siehst du es als selbstverständlich an, sicher ans Ziel zu kommen. Aber  wenn du auf einer Landstraße fährst, kommen dir ständig Autos entgegen, andere sind vor dir oder überholen Sie. Dazu kann die Straße kaputt sein oder ein Baum darüberliegen. Lauter Faktoren, die du weder vorhersehen, noch absichern oder beeinflussen kannst – egal, ob als auf dem Beifahrerseitz oder am Steuer. du sehen es als

Was also verleiht dir die Sicherheit, dich der Situation gewachsen zu fühlen und gelassen zu fahren?

Du weißt, es kann sein, dass eine andere Autofahrerin oder ein anderer Autofahrerdie Kontrolle über den Wagen verliert und mit dir zusammenstößt. Oder dass die Autofahrerin oder der Autofahrer  alkoholisiert am Steuer sitzt und beim Überholen plötzlich in deinen Wagen reinrast? Du weißt auch, dass Autofahrer nur aus Unachtsamkeit oder mangelnder Fahrpraxis schwere Unfälle verursachen können? All das ist möglich und passiert jeden Tag. Dennoch sitzt du entspannt in deinem Wagen, geradewegs so, als wärst du zuhause vor dem Fernseher.

Wie machst du das nur? Die ehrlichste Antwort ist: "Ich vertraue darauf, dass nichts passiert." Aber woher kommt dein Vertrauen? Wahrscheinlich aus der Erfahrung, dass bislang nichts passiert ist (oder du zumindest einen Unfall überlebt hast). Das führt dich dazu, dir keine Gedanken über all die täglichen Unfälle auf den Straßen zu machen. 

Aus Routine und positiven Erfahrungen erwächst Vertrauen

Das ist das Geheimnis von Menschen, die nicht unter Flugangst leiden. Sie machen sich keine Gedanken über mögliche Zwischenfälle, weil sie sie nicht erlebt haben. Und weil sie wissen, dass bestimmte Geräusche und Bewegungen der Maschine keine Gefahr bedeuten. 

Es ist das gleiche wie beim Autofahren: Du hast Vertrauen in dein Auto und in dich, ebenso wie in die anderen Verkehrsteilnehmer:innen, in ihren Fahrstil und ihr Auto. Und das, obwohl du keinerlei Kontrolle über ihr Verhalten hast. Es ist dieses Vertrauen in die anderen, das dich gelassen Auto fahren lässt! Würdest du dich beim Autofahren ähnlich ängstliche Gedanken machen wie beim Fliegen und würden sich in deinem Kopf ständig Katastrophenfilme abspielen, dann würdest du in kein Auto steigen oder beim Fahren Höllenqualen leiden. Vielleicht wendest du ein, dass du beim Autofahren auf jeden Fall mehr Einflußmöglichkeiten auf die Situation hättest als beim Fliegen. Das ist sicher so, aber auch hier hast du nicht zu hundert Prozent Kontrolle.

Vertrauen, Vertrauen und nochmals Vertauen in andere und dass alles gutgeht, ist die einzige Möglichkeit, wie wir gelassen Auto fahren und fliegen können.

Natürlich sind schon Flugzeuge abgestürzt und das wird immer mal wieder passieren. Aber das ist nicht die Ursache Ihrer Flugangst. Schließlich kommen jährlich 5.000 Menschen bei Autounfällen ums Leben – weit mehr als bei allen Flugzeugabstürzen. 

Vertrauen in die Technik und die Piloten ist der Schlüssel zur Überwindung von Flugangst

"Ich hätte doch keine Angst, wenn Fliegen nicht gefährlich wäre. Meine Angst ist der Beweis, dass Fliegen keine harmlose Sache ist."

Aus der Tatsache, dass du Angst empfindest, abzuleiten, dass das Fliegen gefährlich ist, ist genauso ein Trugschluss, als würdest du aus deiner Gelassenheit beim Autofahren schlussfolgern, dass Autofahren völlig ungefährlich ist. Obwohl die Chance eines Autounfalls um ein Vielfaches größer ist als die eines Flugzeugabsturzes, hast du beim Autofahren keine Angst.

Deine Flugangst ist lediglich der Beweis, dass du angst hast – mehr nicht.

Schaue dir vor dem Abflug und gerne auch nochmals in der Maschine die ausgelegten Informationen zur Sicherheit an Bord eines Flugzeugs an. Auch sie können deine Flugangst lindern und deine Vertrauen in die Sicherheit des Fliegens stärken.

Was hast du über deine Flugangst gelernt?

  • Du empfindest Flugangst, weil du dir ängstliche Gedanken machst, wilde Fantasien hast und sich in deinem Kopf Katastrophenfilme abspielen.
  • Deine Flugangst ist jedoch kein Beweis, dass Fliegen gefährlich ist, sondern lediglich ein Hinweis auf deine Ängstlichkeit.
  • Deine Angst macht sich körperlich bemerkbar. Sie kann eine Menge sehr unangenehmer Beschwerden verursachen wie etwa Schwitzen, Atemnot, Herzrasen, weiche Knie, flaues Gefühl im Magen bis hin zu Übelkeit.
  • Sie hast Einflussmöglichkeiten auf deine Flugangst und auf deine Körperreaktionen, wenn du dir die Ursachen und Zusammenhänge bewusst machst und wenn du dich der Angst stellst.

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 Das kannst du tun, um besser mit deiner Flugangst umzugehen
 Aus Routine und positiven Erfahrungen erwächst Vertrauen
 Vertrauen in die Technik und die Piloten ist der Schlüssel zur Überwindung von Flugangst
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