Der Körper als Kraftquelle für Geist und Seele

Unser Körper unterstützt uns und gibt uns Energie – jeden Tag aus Neue. In diesem Beitrag helfen 5 wertvolle Tipps, seine Zeichen richtig zu lesen und ein gutes Körpergefühl zu entwickeln.

Der Körper als Kraftquelle für Geist und Seele
© Peter Conlan, unsplash.com

Unser Körper ist unser Raum, unser Schutzschild, unser Balsam und unser Warnsystem: Er ist unser Zuhause, wehrt Eindringlinge ab, sorgt für Heilung und macht uns frühzeitig darauf aufmerksam, wenn etwas mit uns nicht stimmt. Er passt sich den Herausforderungen von innen und außen an, ist flexibel und hält doch Vielem stand. Und auch, wenn wir denken, unseren Körper, seine Funktionen und Reaktionen zu kennen, sorgt er immer wieder für Überraschungen.

Unser Körper arbeitet und reagiert scheinbar nach festen Regeln – und doch folgt er seinen eigenen Gesetzen und lässt sich von uns nicht überlisten. Wir mögen ihn in eine bestimmte Form bringen wollen – und doch findet er seine eigene. Unser Körper arbeitet für uns, auch wenn wir manchmal das Gegenteil denken oder erfahren. Alles, was unser Körper tut oder nicht tut, ist eine Botschaft an uns und an das Leben. 

„Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag.“
Wilhelm von Humboldt

Wie die Sinne unsere Körperempfindung beeinflussen

Unsere Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen – ermöglichen uns über unser Gehirn einzigartige Körpererfahrungen und -empfindungen. Alle Sinne können aber auch mit der Zeit schwächer werden, wir können sie sogar vorübergehend oder dauerhaft verlieren. Das Erstaunliche ist: Durch den Verlust eines Sinnes, werden die anderen Sinne oftmals präziser. Es ist ein perfektes Zusammenspiel: Über die Augen lassen wir Licht in unseren Körper, die Ohren ermöglichen uns verbale Verständigung, über die Haut nehmen wir Berührungen wahr und sie erlaubt uns das Fühlen, über unseren Geschmackssinn können wir süße, saure, salzige oder bittere Speisen unterscheiden.

Unsere Sinne machen die Außenwelt für uns in ihrer Komplexität und in ihrem Reichtum erlebbar. Manchmal möchten wir uns auch vor ihr schützen. Wir verschließen die Augen, wenn wir etwas nicht sehen möchten, wir halten uns die Ohren zu, wenn es zu laut wird, wir schützen unsere Haut, wenn wir uns abschirmen möchten, und wir essen nicht, was wir nicht mögen oder was uns nicht guttut. 

Mit dem Atem im Hier und Jetzt bleiben

Wir können unseren Körper nicht wegdenken, wir können ihn auch nicht wegfühlen. Wir nehmen ihn überall hin mit, und wir können uns ihm nicht entziehen. Wir sind immer mit ihm verbunden, er ist unser ständiger Begleiter. Er ist immer da und immer im gegenwärtigen Moment. Das merken wir insbesondere über unseren Atem. Der Atem ist die Brücke zwischen unserem Körper und den Gedanken und Gefühlen.

Manchmal, wenn wir beispielsweise sehr gestresst sind und durchs Leben hetzen, spüren wir unseren Körper weniger. Wir sind im sogenannten Modus des Autopiloten, funktionieren automatisch und nehmen unseren Körper und dessen Bedürfnisse in diesen Momenten nicht mehr richtig wahr. Für die Wahrnehmung des eigenen Körpers bedarf es Bewusstsein. 

Wie alt wir uns fühlen, bestimmen wir selbst

Wie alles Materielle ist unser Körper vergänglich. Wir erleben jeden Tag, wie sich unser Körper allmählich verwandelt und ändert. Die Zeichen der Zeit sind uns "ins Gesicht geschrieben" – beeinflusst durch äußere und innere Erlebnisse und Zustände. Wie die Zeit vergeht, merken wir besonders, wenn wir Kinder heranwachsen sehen. Am Alterungsprozess unseres Körpers zeigt sich, dass wir nur eine begrenzte Zeit auf der Welt sind. 

Umso wichtiger ist es, wie wir leben. Wie alt wir sind, ist vorgegeben, doch je nach Lebensstil altern wir schneller oder langsamer, manche Menschen scheinen sogar überhaupt nicht zu altern. Und wie wir das Altern und das Alter bewerten, wie jung oder alt wir uns in unserem Körper fühlen, und was wir ausstrahlen, bestimmen wir selbst.

Die Wechselwirkung von Körper, Geist und Gefühlen

Unser Körper steht mit unserer Kognition und unseren Emotionen in Wechselwirkung. Er beeinflusst sie – und umgekehrt. Fühlen wir uns körperlich müde und gestresst oder erleben wir Unangenehmes, werden unsere Gedanken und Gefühle entsprechend gefärbt sein. Sind wir gut gelaunt oder erleben etwas Schönes, wird sich das auf unsere übrigen geistigen Prozesse, unseren Körper und unser Energielevel auswirken.

So zeigt sich unser Befinden auch nach außen durch unsere Körperhaltung, Mimik, Gestik und Stimme. Umgekehrt wirkt sich unsere Körpersprache auch auf unsere Gefühle aus. Erlebtes kann sich in unseren "Körper" eingraben und später, zum Beispiel in einer ähnlichen Situation, physische und emotionale Reaktionen hervorrufen wie zum Beispiel Freude oder Angst.  Das Konzept des Körpergedächtnisses besagt, dass mit unseren Sinnen Erlebtes implizit gespeichert ist und erinnert wird. Wenn wir Entscheidungen treffen, tun wir dies auf Basis der Vernunft, des Bauchgefühls oder idealerweise von beidem.

Wie unser Selbstbild unsere Zufriedenheit mit dem Körper bestimmt

Viele Menschen wollen anders aussehen, finden den einen oder anderen Makel am eigenen Körper. Wir alle kennen das: Wir fühlen uns zu dick oder zu dünn, unsere Haare sind zu lockig, zu glatt, zu üppig oder wir haben zu wenig, die Nase ist zu lang oder zu kurz und so weiter.

Wir vergleichen uns äußerlich, zeigen uns von unserer besten Seite und nicht unbedingt, wie wir uns heute, auch körperlich, wahrnehmen und fühlen. Wir wehren uns gegen das Alter(n), die natürlichen körperlichen Veränderungen, lehnen diese ab und kämpfen gegen die Zeit. Insbesondere wenn wir körperliche Schmerzen haben oder Krankheiten ertragen, erleben wir unseren Körper als Last. Unter Umständen führen wir Selbstgespräche wie "Ich mag mich so nicht" oder "Ich würde gerne aussehen wie …".  Vielleicht wurde uns in der Vergangenheit gesagt, dass wir nicht schön sind, oder wir wurden ausgegrenzt. Es wird uns heute von außen suggeriert, dass wir möglichst perfekt sein sollten. Wie wir uns selbst sehen und unseren Körper wahrnehmen und bewerten, hängt mit unserem Selbstbild zusammen. 

Nur wenn wir ein positives Selbstbild von uns haben, wenn wir uns Wertschätzung und Liebe entgegenbringen können, finden wir Frieden mit und in unserem Körper und sind nicht beeinflussbar von den Äußerungen anderer.

Die Grenzen unseres Körpers

Je nachdem wie wir unseren Körper wahrnehmen und erleben, werden wir mit ihm umgehen. Unser Körper ermöglicht uns Mobilität, wenn wir gesund sind und das Glück haben, dass wir uns ohne Beeinträchtigung und Schmerzen fortbewegen können. Wir haben mit einem gesunden Körper die Kraft zu arbeiten. Mit unserem Verstand können wir sogar über körperliche Grenzen gehen, wir können sportliche Höchstleistungen erbringen durch Training und Motivation.

Unser Körper ist eine Quelle unerschöpflicher Energie. Oder doch nicht? Manchmal machen wir zu viel. Wir gehen über unsere Grenzen und muten uns zu viel zu. Wir sind in ständiger Bewegung, ohne uns Pausen zu gönnen. Wir überanstrengen uns und erleben Stress. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, manchmal sogar bis zu einem Burnout. Wir essen oder trinken zu viel. Wir schlafen zu wenig. Wir suchen rasche Besserung und Heilung. Doch der Körper braucht Zeit.

Manchmal geschieht auch das Gegenteil. Wir sind zu wenig "in Bewegung", wir muten uns zu wenig zu und nutzen nicht, was möglich wäre oder womit wir unser Leben bereichern könnten. Wir stagnieren, und unser Leben steht still. Wir drücken uns nicht oder zu wenig aus. Ob wir unseren Körper zu viel oder zu wenig abverlangen, beginnt bei unseren bewussten Entscheidungen.

5 Tipps, wie Sie die Kraft des Körpers entdecken, annehmen und ihr vertrauen

Tipp1: Schulen Sie Ihr Körperbewusstsein

Um zu wissen, was Ihr Körper benötigt, bedarf es des Körperbewusstseins, der Fähigkeit, ihn und seine Signale wahrzunehmen und im Weiteren einzuordnen. Im Alltag können Sie das üben, indem Sie Pausen machen und in Ihren Körper hineinhorchen. Sie können sich hier – unabhängig davon, wo Sie sich befinden und was Sie gerade tun – über die Füße erden, aufrecht in eine positive Haltung bringen, die Schultern, den Blick und das Gesicht entspannen, sich ein Lächeln schenken und wahrnehmen, wie es Ihnen gerade geht. Sind Sie gegenwärtig? Genießen Sie, was Sie gerade tun? Dieses Bewusstsein können Sie immer dann schulen, wenn Sie irgendwo warten müssen, vor dem Essen oder währenddessen, beim Sprechen, Gehen, während des Arbeitens etc. Auf diese Weise verbinden Sie sich immer wieder mit Ihrem Körper, können auch dessen Bedürfnisse und Grenzen besser wahrnehmen und erkennen und in einem nächsten Schritt entsprechend handeln. 

Um den Körper besser zu spüren, gönnen Sie sich hin und wieder eine Selbstmassage. Nach einem langen Tag können Sie etwa bei Ihren Füßen beginnen, die uns den ganzen Tag tragen. Verbinden Sie sich zwischendurch immer mal mit Ihrem Körper, indem Sie sich die Schultern oder den Nacken vorsichtig massieren. Umarmen Sie sich gelegentlich auch selbst, und klopfen Sie sich auf die Schultern für mehr Bewusstsein, Wohlgefühl, Dankbarkeit und Selbstliebe.

Gehen Sie regelmäßig in die Natur, um all Ihre Sinne zu aktivieren und die Gegenwärtigkeit, aber auch die Vergänglichkeit des Lebens zu spüren. Lauschen Sie dem Wind, den raschelnden Blättern, den Vögeln, nehmen Sie den frischen Duft des Grases wahr. Erholen Sie Ihre Augen durch den Blick in die Weite, und nehmen Sie die verschiedenen Farben in sich auf. Auch über den Atem können Sie so Kraft zu tanken, sich regenerieren und ganz lebendig fühlen. Lassen Sie den Zauber der Natur auf sich wirken. Sie sind selbst ein Teil davon.

Tipp 2: Gehen Sie sorgsam mit Ihrem Körper um

Entscheiden Sie sich täglich dafür, den Körper pfleglich zu behandeln und ihn zu Ihrer Priorität zu machen. Achten Sie darauf, wann Sie sich energetisiert oder erholt fühlen und was Ihnen guttut, und darauf, was Ihnen Energie entzieht und Sie ermüden lässt. Dies gilt z. B. auch für die Nahrung, die Sie täglich zu sich nehmen oder die tägliche Reinigung mit Produkten, Düften und Ritualen, die Ihnen dienlich sind.

Bringen Sie den Körper in einen ausgeglichenen Zustand, indem Sie insgesamt ein Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung schaffen. Insbesondere in hektischen Zeiten sind neben regelmäßiger Bewegung ausreichend Pausen, Entspannung und Schlaf gemäß Ihrem Biorhythmus unverzichtbar. Auf diese Weise und bei entsprechender Regelmäßigkeit werden Sie Veränderungen in Ihrem Körper feststellen. Sie haben mehr Energie und Kraft, fühlen sich ausgeglichener und erlauben Ihrem Körper so, seine Regenerationsfähigkeit und Selbstheilungskräfte voll zu entfalten. 

Tipp 3: Akzeptieren Sie Ihren Körper bedingungslos 

Akzeptanz ist die Grundlage für Veränderung. Und beides beginnt im Inneren. Lernen Sie, Ihren Körper bedingungslos zu akzeptieren. Genauso, wie er ist. Vielleicht entdecken Sie Ecken und Kanten, genau das macht Sie aus. Vielleicht beklagen Sie körperliche Verluste, auch das ist Teil des Lebens. Manches lässt sich korrigieren, anderes ist unabänderlich und lässt sich höchstens mildern. Akzeptieren Sie Ihren Körper in diesem Moment bedingungslos – was auch immer jetzt ist.

Stellen Sie sich vor einen großen Spiegel, lächeln Sie sich zu und sagen Sie sich, dass Sie sich so mögen, wie Sie sind. Notieren Sie sich außerdem, was Sie körperlich besonders an sich mögen, und erinnern Sie sich daran. Überlegen Sie in einem zweiten Schritt, ob oder wie Sie Dinge, die Sie stören, auf einfache und natürliche Art verändern können (z. B. durch mehr Sport, gesünderes Essen, mehr Schlaf, eine andere Einstellung). 

„Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich.“
Carl Rogers

Tipp 4: Werden Sie sich der Vergänglichkeit bewusst

Wenn Sie sich klar machen, dass das Leben für alle Wesen vergänglich ist, können Sie den täglichen Herausforderungen gelassener begegnen, möglicherweise u. a. körperliche Verluste und das Altern leichter hin- und annehmen sowie die geschenkte Zeit dankbar genießen. Sie können sich auf die innere Haltung besinnen, über die Sie in jedem Moment frei entscheiden können. Bringen Sie das in die Welt und drücken Sie sich in dem Sinne aus, wie Sie es sich wünschen und wie es Ihnen entspricht. Nutzen Sie auf diese Weise Ihre mentalen, emotionalen und körperlichen Kräfte in der für Sie angenehmsten Weise. Das kommt in der Regel auch Ihrem Umfeld zugute. 

Tipp 5: Schaffen Sie sich Glücksmomente

Sorgen Sie für freudvolle und glückliche Momente für sich und andere. Hierzu gehört auch das Lachen, was sich wie erfüllende Beziehungen positiv auf unsere seelische und körperliche Gesundheit auswirkt. Wenn wir lachen, machen wir anderen zudem ein Geschenk. Wir schaffen Distanz zu allem, was uns beeinträchtigt und fördern eine positive Ausrichtung von Körper und Geist – bei uns und bei anderen. Wenn Sie also den nächsten Sonnenuntergang beobachten, feiern Sie diesen Moment ausgiebig. Wenn jemand an Sie denkt oder umgekehrt, freuen Sie sich darüber. Nehmen Sie Einladungen an, wann immer möglich, und laden Sie selbst mal wieder ein – sei es virtuell oder, wenn möglich, persönlich. Lassen Sie Ihr Leben nicht von Gedanken oder Gesprächen, z. B. über körperliche Leiden, dominieren, auch wenn es Zeiten geben muss, in denen Sie diesen negativen Gefühlen Raum geben. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die freudigen Erlebnisse und die Momente voller Glück. 
 

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Lena schreibt am 29.04.2022

Ein sehr hilfreicher Artikel, der mich daran erinnert hat, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse seines Körpers zu achten und sich wieder dafür zu sensibilisieren.
Dankeschön


Christina lill-koohmarey schreibt am 06.02.2022

Ein sehr guter Artikel, Danke Ihnen!


Harald Beck schreibt am 06.02.2022

Ein wunderbarer und sehr hilfreicher Artikel - vielen Dank dafür!


Inhalt des Beitrags   
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 Wie die Sinne unsere Körperempfindung beeinflussen
 Mit dem Atem im Hier und Jetzt bleiben
 Wie alt wir uns fühlen, bestimmen wir selbst
 Die Wechselwirkung von Körper, Geist und Gefühlen
 Wie unser Selbstbild unsere Zufriedenheit mit dem Körper bestimmt
 Die Grenzen unseres Körpers
 5 Tipps, wie Sie die Kraft des Körpers entdecken, annehmen und ihr vertrauen
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