Wann am Tag bist du am aufnahmefähigsten und wann gelingt dir gar nichts? In diesem Beitrag erfährst du Wissenswertes über den Biorhythmus unseres körperlichen und geistigen Energielevels und erhältst Tipps, wie du es einsetzen kannst.
Kennst du auch die vielen Tipps darüber, wann du am effektivsten lernen, wann du dich am besten konzentrieren kannst, wann du körperlich am fittesten bist und wann dein Körper und Geist nicht mehr dazu imstande sind, Leistung zu erbringen? „Lerne vor den ersten Sonnenstrahlen“ lautet beispielsweise eine alte Weisheit oder „Nach dem Essen sollst du ruh‘n oder tausend Schritte tun“.
Naturgemäß folgt unser Körper einem bestimmten Biorhythmus und ebenso unser Geist. Doch auch, wenn es grundsätzliche Übereinstimmungen darüber gibt, wann wir insgesamt fit und wann müde sind, so sind die Ausprägungen bei jedem Menschen verschieden – je nach Typ, Gewohnheiten und anderen Einflüssen.
Wann ist deine beste Tageszeit? Wann bist du am aktivsten und leistungsfähigsten? Und wann brauchst du einfach nur Ruhe? Wenn du dich bewusst auf die Suche machst und erforschst, wann dein Energielevel am höchsten ist, kannst du deinen Tag effektiver und fokussierter angehen und erlebst mehr Vitalität, Freude und Erfolg im Leben.
Zum einen liegt das an dem Leistungspensum, das unsere auf Perfektion getrimmte Gesellschaft und unsere optimierte moderne Arbeitswelt von uns fordern. Für die meisten von uns stellt das eine schier unerfüllbare Kombination von Sprint- und Marathon-Aufgaben dar: Wir stehen in der Früh auf, frühstücken, gehen vielleicht noch joggen oder schwimmen, fahren die Kinder zur Schule, gehen in die oft auf die Minute durchgetaktete Arbeit, erledigen auf der Rückfahrt nach Hause noch etliche kleine Besorgungen, kümmern uns um familiäre Dinge oder treffen Freunde, telefonieren mit den Eltern und schenken am Ende des Tages der Partnerin oder dem Partner unsere Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit. Am nächsten Tag geht das so weiter und weiter … Wir bringen also Top-Leistungen am laufenden Band und das in einem Zeitraum, der viermal so lange ist wie ein durchschnittlicher Marathonläufer bis ins Ziel braucht.
Abgesehen davon, dass das nicht gut für Körper, Geist und Seele ist, weil wir so ständig über unsere Grenzen gehen, können wir in der engen Taktung der geforderten Höchstleistungen und ohne echte Pausen schlecht herausfinden, wann wir wirklich leistungsfähig sind und wann nicht. Es fällt uns schwer zu unterscheiden, ob es am Biorhythmus oder am vorausgegangenen anstrengenden Videomeeting liegt, dass wir uns im nächsten nicht richtig konzentrieren können.
Zum anderen leben wir in unserem immer digitaler ausgerichteten Alltag eben nicht im natürlichen Rhythmus. Der Wecker klingelt bei den meisten vor Sonnenaufgang und viele schlafen spät abends vor dem Bildschirm ein. Zudem müssen sich viele Menschen für ihre Arbeit nicht mehr bewegen und spüren daher weit weniger, wann ihre körperliche und mentale Leistungsfähigkeit am Ende ist – oft geschieht das erst, wenn es zu spät ist, wenn sie ernstzunehmende Rückenprobleme haben oder sich ein Burnout ankündigt.
Wir können nicht von früh bis spät Leistungen auf einem Top-Level erbringen, also ständig produktiv und kreativ sein. Jeder Mensch hat eine innere Leistungskurve, die ihn täglich leitet. Für gewöhnlich wird sie beeinflusst durch natürliche Faktoren wie Tageszeiten, Mahlzeiten, Ruhephasen, Helligkeit und Dunkelheit sowie durch Faktoren wie gute Laune, Euphorie (innere Hochstimmung), Druck und Stress, Angst und andere Gefühle sowie durch Ereignisse, die diese auslösen, befeuern oder abschwächen.
Für gewöhnlich erleben die meisten Menschen kurz nach dem Aufstehen und nach dem Frühstück einen Anstieg ihrer Leistungsfähigkeit bis in den Vormittag hinein. Gegen Mittag nimmt sie wieder ab, weil sie Hunger haben, und bleibt auch nach dem Essen erst einmal niedrig, weil der Körper Energieressourcen für die Verdauung braucht. Am Nachmittag steigt die Leistung abermals an und fällt erst gegen Abend langsam wieder ab, wenn sich Erschöpfung und Müdigkeit in Körper und Geist schleichen.
Doch jeder Mensch ist unterschiedlich, und während die einen nur schwer aus dem Bett kommen und dafür bis spät in die Nacht denken und arbeiten können, stehen die anderen mit den ersten Sonnenstrahlen auf, um dafür kurz nach der Tagesschau auf dem Sofa einzuschlafen. Und wieder andere erleben zwei oder drei kleinere Leistungs-Hochs, brauchen dafür aber mehrere Pausen am Tag.
Eine kombinierte Studie der die Monash-Universität in Australien und der Universität von Granada in Spanien fand sogar jüngst heraus, dass die produktivsten und konzentriertesten Leistungen von Studierenden nicht in den frühen Morgenstunden, sondern in der Zeit, in der die meisten von uns in der Mittagspause sind, abgerufen wurden.
Welcher Leistungstyp bist du? Und welche Faktoren beeinflussen dich dabei besonders? Finde es in der folgenden Übung heraus.
Übung: Wie sieht deine Leistungskurve aus?
Wie genau verläuft deine Leistungskurve und durch welche Faktoren wird sie beeinflusst? Nimm dir am besten einen Stift und notiere in einem Notizbuch wie deine gestrige Leistungskurve ausgesehen hat. Wann war sie oben und wann unten? Wodurch wurde sie beeinflusst? Gerne kannst du dazu auch das Lebensfreude-Tagebuch benutzen. Wiederhole dein Leistungskurven-Protokoll nach zwei bis drei Tagen. Am Ende eines Monats hast du ein genaues Bild darüber, wann du wie viel leisten kannst, und bist in der Lage, die häufigsten positiven und negativen Einflussfaktoren zu identifizieren. Das hilft dir, dein Leben aktiv zu ändern.
Dass sich unser körperlicher und geistiger Zustand in unserer Seele widerspiegeln, liegt auf der Hand. Wenn wir müde und erschöpft sind, fällt uns weder die Lösung für das Problem im neuen Arbeitsprojekt ein, noch haben wir die Nerven dazu, das kaputtgegangene Legohaus unseres weinenden Kindes zu reparieren oder können unserer Partnerin oder unserem Partner einen wirklich guten Rat für den Konflikt mit den Eltern geben. Andersherum kann uns ein Erfolg bei der Arbeit auch in unser Familienleben hinein begleiten und uns trotz Erschöpfung beflügeln, alle genannten Aufgaben für unsere Liebsten mühelos und aufmerksam zu erbringen.
Umso wichtiger ist es, dass du dir bewusst machst, an welchem Punkt sich gerade deine Leistungskurve befindet, besonders, wenn du dich im Übergang von einem Termin in den nächsten oder von einer Welt (beispielsweise Beruf) in die andere (beispielsweise Familie) befindest. Sei ehrlich mit dir und frage dich, wozu du gerade imstande bist und was du brauchst. Und dann kommuniziere diesen Zustand in einer Weise, dass dein Umfeld deine Situation verstehen und mit ihr umgehen, ja bestenfalls dich unterstützen kann.
Wie schön wäre es, könnten wir doch immer genau dann, wenn wir es brauchen, unser Bestes geben. Hätten wir doch mit einem Fingerschnips die geniale Idee, wären wir immer gut gelaunt. Leider lässt sich die Produktivität, Kreativität und gute Laune nicht so einfach auf Knopfdruck einschalten. Wir müssen damit leben, dass unsere Leistungskurve immer mal wieder ganz unten ist und es uns dann einfach nicht gelingt, das abzurufen, was in uns steckt. Doch darin liegt auch eine Chance: Denn diese Leistungseinbrüche sind Hinweise von Körper, Geist und Seele, dass eine Grenze erreicht ist, an der wir nicht weitergehen sollen.
Wichtig ist daher, diese Hinweise auch ernst zu nehmen und Sprüche wie „Nur die Harten kommen in‘ Garten“ oder „Qualität kommt von Qual“ einfach zu überhören. Denn du hast nur einen Körper, nur einen Geist und nur eine Seele – du hast nur ein Leben. Und an diesem solltest du zu keiner Zeit und mit keinem Mittel Raubbau betreiben.
Deine innere Maschine lässt sich also nicht immer in Schwung bringen, aber sehr oft. Und je genauer du weißt, wann das der Fall ist, etwa mithilfe der vorgestellten Übung, desto besser kannst du sie auf die Anforderungen ausrichten. Das Zauberwort ist: Planung. Je besser deine Tagesplanung ist, desto mehr Leistung kannst du erbringen, wenn sie nötig ist. Du wirst sehen, deine innere Maschine lässt sich trainieren und ist zu viel fähig.
Jeder Tag hat 24 Stunden. Dieser sich ständig wiederholende Zyklus bestimmt unseren Biorhythmus, unsere innere Uhr. Wir leben ganz automatisch danach, sind zu einer bestimmten Zeit am Tag besonders wach und werden zu einer bestimmten Zeit am Abend müde. Innerhalb dieses 24-stündigen Zyklus, auch „circadianer Rhythmus“ genannt, wechseln sich 90-minütige Phasen mit einem hohen Energielevel mit 30-minütigen Ruhephasen ab, in denen unsere Aufmerksamkeit und Konzentration sowie unser Muskeltonus niedrig sind. Versuche daher, auch deine Aufgaben danach auszurichten und solche, in denen du Konzentration brauchst, mit Routineaufgaben abzuwechseln.
Kein Formel-1-Wagen kann alle Runden ohne Boxenstopp fahren. Pausen sind nicht nur ein privates Vergnügen, sondern notwendig, um aufzutanken, „die Reifen zu wechseln“ und das System neu zu konfigurieren. Auch dir wird es nicht ohne Boxenstopp gelingen, den Tag zu überstehen, schon gar nicht, wenn du ganz vorne mit dabei sein willst. Also überdenke deine Einstellung zu Pausen und Erholungsphasen und sieh sie als notwendige, ja unerlässliche Vorbereitung dafür, Spitzenleistungen erbringen zu können. Das gilt im Übrigen auch für die Aufgaben in der Familie und mit den Kindern. Auch hier brauchst du Pausen!
Wir neigen dazu, ständig unsere Grenzen zu überschreiten. Das Problem dabei: Unsere Leistungsfähigkeit nimmt immer mehr ab, wenn auch lange Zeit unmerklich. Nimm die Hinweise, die dir dein Körper sendet, wahr und ernst und suche nach einem Grund. Oft stecken einfache Bedürfnisse dahinter, die du ebenso einfach befriedigen kannst. Wenn du beispielsweise schlecht gelaunt bist, dann kann das ein Zeichen von Müdigkeit sein, von schlechter Luft oder einfach von Hunger. Und dann kümmere dich darum, um nicht am Ende deine Leistungsphase mit schlechter Stimmung zu vermiesen.
Acht Stunden Arbeit, dazu ein Arbeitsweg von eineinhalb Stunden und dann noch vier Stunden mit der Familie. Das ist eine schier unendliche Zeit. Teile sie dir in kleine Arbeitseinheiten ein, auf die du dich konzentrieren kannst, anstatt immer den ganzen Tag im Blick zu haben, den du durchhalten musst. So wie der Straßenkehrer Beppo in der Kindergeschichte „Momo“, der auch immer nur so weit geblickt hat, wie er kehrte. Kleine Arbeitseinheiten motivieren und machen deine Arbeit insgesamt effizienter, weil du dich darauf leichter konzentrieren kannst.
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