Bodyshaming bezeichnet jegliche Diskriminierung und Kränkung einer körperlichen Erscheinung. Die Body Positivity-Bewegung setzt sich gegen idealisierende Schönheitsideale und für ein positives Selbstbild ein. Dieser ABC-Beitrag informiert.
Der eigene Körper gehört uns selbst. Doch gibt es Menschen, die über unsere Grenzen treten und uns öffentlich oder hinter vorgehaltener Hand wegen unseres Körpers abwerten und diskriminieren. Manchmal tun wir das sogar selbst. Das Ergebnis: Bodyshaming.
Bodyshaming ist ein aktuell besonders gegenwärtiges Phänomen. Es ist eine Form des Mobbings oder der Selbstkritik, die sich auf unseren Körper mit all seinen Facetten beziehen kann. Bodyshaming wird in den meisten Fällen in Zusammenhang mit dem Körpergewicht gebracht, also ob wir als zu korpulent (Fat Shaming) oder zu dünn (Skinny Shaming) wahrgenommen werden, oder uns selbst so wahrnehmen (Inner Shaming). Es kann auch andere Teile unseres Körpers betreffen, z. B. unsere Haut (Skin Shaming). Bodyshaming kann, muss aber nicht öffentlich geschehen. Es können sich bei eigener Betroffenheit als Kompensation Verhaltensweisen zeigen, die einen vermeintlich perfekten Körper hervorbringen, unserem Körper aber schaden können (z. B. exzessives Fasten, zu viel Sport, Schönheitsoperationen etc.).
Es gibt zwei entgegengesetzte Ursachen für Bodyshaming: Selbstkritik und eigene Abwertung oder Kränkung und Mobbing durch andere.
Kritisieren wir unseren Körper selbst, ist dies Ausdruck unseres Selbst- und Körperbildes. Es zeigt, wie wir unseren Körper wahrnehmen und bewerten. Haben wir ein negatives Bild von uns selbst, neigen wir zu Minderwertigkeitsgefühlen und Vergleichen und haben ein geringes Selbstvertrauen. Ein negatives Körperbild ist Ausdruck unserer Gedanken, Einstellungen und Gefühle hinsichtlich unseres Körpers, was sich auch in unseren Glaubenssätzen und Selbstgesprächen zeigt. Wir sind dann unzufrieden mit unserem Körper, schämen uns vielleicht sogar und haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie andere uns wahrnehmen, auch wenn das nicht der Realität entspricht.
Werden wir von anderen für unseren Körper kritisiert, erleben wir das oft als schambehaftet und negativ. Bei Bodyshaming handelt es sich um eine Grenzüberschreitung, die dem Gegenüber bewusst sein kann, jedoch nicht muss. So können "harmlose" Bemerkungen aus unserem Umfeld kommen, die vom Sender als "guter Rat" verstanden werden, beim Empfänger jedoch nicht so erlebt werden, z. B.: "Das Kleid würde besser aussehen, wenn du etwas abnehmen würdest". Auch können abwertende Äußerungen gemacht werden wie: "Hässlich bist du zwar nicht gerade, aber…" Offene Beleidigungen und abwertende Bemerkungen können sich über soziale Medien, wo dieses Phänomen vermehrt zu finden ist, sogar verbreiten. Bodyshaming ist eine Form der verbalen Aggression, mit negativen Auswirkungen für die Betroffenen.
Schönheitsvorstellungen unterliegen einem Zeitgeist oder Trend. Was heute als schön empfunden wird, war zu anderen Zeiten noch gar nicht bekannt und kann bald wieder überholt sein. Unsere Gesellschaft definiert also, wie ein schöner Körper auszusehen hat und was man tun sollte, um diesen zu erlangen, etwa bestimmte neuartige Produkte auszuprobieren, Diäten zu machen, sich bestimmten Behandlungen zu unterziehen, einen bestimmten Lebensstil zu führen. Im positiven Sinne erhalten wir Anregungen, durch ein Übermaß und fehlende Vielfalt an Information wird jedoch das Gegenteil erreicht und für unser Selbstbild ungünstigen Einflüssen der Boden geebnet.
Soziale Medien fördern zwar die Vernetzung und den Austausch in einer globalen Welt, jedoch auch Vergleiche und können das Gefühl hinterlassen, nicht mithalten zu können. Die Anzahl der Likes und Follower entscheiden unter Umständen sogar darüber, wie wertvoll, liebenswert, zugehörig oder schön wir uns fühlen.
Auch spielen unsere eigenen Vorstellungen und persönliche Faktoren eine große Rolle dafür, wie wir uns betrachten oder von anderen betrachtet werden. So kann die Abwertung anderer u.a. auf persönlichen erworbenen Vorurteilen gegründet und auf die eigene Selbstablehnung zurückzuführen sein. Missgunst und narzisstische Motive können ebenfalls bedeutend sein.
Wir können negative Äußerungen über unseren Körper bereits in der Kindheit gehört und internalisiert haben. Auch wenn Bemerkungen oder Kritik schon sehr lange zurückliegen, ist es möglich, dass sie uns das ganze Leben hindurch begleiten – umso mehr, wenn wir von nahen Bezugspersonen kritisiert wurden. Das äußert sich dann auch in unserem inneren Kritiker. Wenn wir ein geringes Selbstwertgefühl und wenig Selbstvertrauen haben, lassen wir zudem negative Äußerungen unter Umständen näher an uns heran.
Die Folgen von körperlicher Abwertung durch uns oder andere sind vielfältig. So schwächen wir uns oder werden geschwächt, was sich ungünstig auf unser Selbstwertgefühl und -vertrauen und unser Körperbild auswirken kann. Auch können sich weitere psychische Probleme wie Essstörungen zeigen. Die Beziehungen können sich verändern, wenn wir etwa zu Vermeidung neigen oder es uns aufgrund derartiger Erfahrungen schwerfällt, anderen zu vertrauen. Wir erleben weniger Freude, wenn wir uns in unserer Haut unwohl fühlen oder uns suggeriert wird, dass wir das tun und unseren Körper ändern sollten.
Auch die gesellschaftlichen Folgen sind gravierend. Öffentliches Bodyshaming kann Modellwirkung haben, und die Schwelle für derartiges Verhalten senken sowie Diskriminierung und Stigmatisierung fördern. Es zementiert die Vorstellung, der Wert eines Menschen hinge von seiner äußeren Erscheinung ab, und es gäbe ein äußeres Ideal, dem es nachzueifern gilt.
Body Positivity ist eine Gegenbewegung zum Bodyshaming, die für die Annahme des eigenen Körpers und die Selbstliebe steht. Gleichzeitig ist hiermit auch gemeint, anderen die gleiche positive Haltung entgegenzubringen. Die Zeichen der Zeit wie Falten, unfallbedingte Narben, Unebenheiten, Unregelmäßigkeiten, Besonderheiten, vermeintliche oder als solche erlebte Makel etc. am eigenen Körper gilt es hier, anzunehmen, wertzuschätzen und positiv zu sehen. Die Unabhängigkeit zwischen körperlicher Erscheinung und Selbstwert wird betont – sowie die Loslösung von gängigen gesellschaftlichen Idealen. Ein Beispiel der Verkörperung von Body Positivity sind Plus Size Models.
Body Neutrality hingegen spricht sich dafür aus, den Fokus weg von der Bedeutung des Körpers hin zum Menschen in seiner Ganzheit zu legen. Es soll Raum sein für Akzeptanz und Wertschätzung, ohne sich zu sehr mit dem Körper zu identifizieren und sich über ihn zu definieren.
In beiden Ansätzen Body Positivity und Body Neutrality kann die Lösung liegen, wenn wir uns mit Bodyshaming konfrontiert sehen und an uns zweifeln. Wir können
Im Falle psychischer Probleme als Folge von Bodyshaming, die professioneller Hilfe bedürfen, sind Psychotherapeut:innen und Fachpersonen die geeigneten Ansprechpartner:innen.
"Wahre Schönheit ist zeitlos."
Marylin Monroe
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