Warten ist Zeit mit dir selbst – entdecke die positiven Seiten des Wartens

Meistens empfinden wir Wartepausen als nervig, wir haben keine Geduld, möchten schneller vorankommen, werden aber unfreiwillig ausgebremst. Aber im Warten steckt auch viel Positives. Erfahre mehr darüber, wie du das Warten für dich nutzen kannst.

Warten ist Zeit mit dir selbst – entdecke die positiven Seiten des Wartens
© unsplash.com

Gefühlt warten wir unser halbes Leben auf irgendetwas: Wir warten an der Bushaltestelle oder auf den Feierabend, auf das Wochenende oder unsere Bestellung im Restaurant. Die meisten von uns sind nicht besonders gut darin, zu warten. An der Supermarktkasse suchen wir uns gezielt die mit der kürzesten Schlange aus und bei vielen Attraktionen gibt es sogar die Möglichkeit, mehr Geld zu bezahlen, um die »Fast Lane« mit weniger Wartezeit zu nutzen. Wir empfinden Warten als verplemperte Zeit, die wir besser nutzen könnten. Dabei können wir diesen unfreiwilligen Pausen auch Positives abgewinnen, wenn wir uns bewusst darauf einlassen.

Definition: Was ist eigentlich Warten?

Warten kann nur im Hinblick auf ein zukünftiges Ereignis entstehen, dessen Eintreffen wir herbeisehnen. Grundsätzlich können das freudige oder unangenehme Ereignisse sein, in jedem Fall versprechen sie eine Änderung unseres aktuellen Zustandes. Wenn wir endlich Feierabend haben, können wir aufhören zu arbeiten, wenn wir in den verspäteten Zug steigen, geht die Reise endlich los und wenn das Baby endlich geboren wurde, beginnt ein neuer Lebensabschnitt – die Zeit der »freudigen Erwartung« ist dann vorbei. 

Zentrale Eigenschaft des Wartens ist, dass wir keinen Einfluss darauf haben, wann das Ereignis eintreffen wird. Wir können die Zeit nicht schneller vergehen lassen. Während wir warten, ist uns der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit besonders präsent – Warten steht zwischen uns und einer Sache, die wir wollen.  

Damit fordert Warten unsere Geduld heraus – es macht uns ungeduldig und ungehalten. Je länger das Warten andauert, desto kribbeliger und nervöser werden wir.

Warum Warten so herausfordernd ist

Sind wir mal ehrlich: Warten kann uns wahnsinnig machen. Es gibt eine Menge Studien die belegen, dass wir allerhand auf uns nehmen würden, um Warten zu vermeiden. Auch die Wissenschaft kennt dieses Phänomen und nennt es »Action Bias«: Wir Menschen wollen lieber handeln als warten – auch wenn dieses Handeln nutzlos ist. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich im Ursprung der Menschheit: Für die Urmenschen konnte Abwarten tödlich sein, vor allem in gefährlichen Situationen war Schnelligkeit gefragt. Deshalb wollen wir Menschen auch heute noch lieber beschäftigt sein als abzuwarten. 

Grund 1: Warten ist langweilig

Im Stau oder im Wartezimmer bei der Ärztin oder dem Arzt gibt es keine Ablenkung: Unsere gesamte Aufmerksamkeit richtet sich darauf, endlich weiterzukommen. Während wir warten, hat unser Gehirn allerhand Kapazitäten. Oft kommen wir ins Grübeln, unangenehme Gedanken melden sich. Sich mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen ist für viele kein schönes Gefühl – Ablenkung muss her! 

Grund 2: Wir haben keine Zeit

In der heutigen Welt ist Zeit Mangelware, wir sind ständig in Eile. Meist wollen wir »nur noch schnell etwas erledigen«, springen noch kurz vor Ladenschluss in den Supermarkt oder machen uns viel zu spät auf den Weg zu unserer Verabredung. Werden wir dann in der Schlange vom Supermarkt zu einer Pause gezwungen, geraten wir in Stress – wir empfinden Wartezeit als verlorene Lebenszeit, in der wir sinnvollere Dinge hätten tun können. 

Grund 3: Wir sind machtlos

Warten widerspricht außerdem unserem Wunsch nach Selbstbestimmung. Wir können nicht selbst kontrollieren, wann das ersehnte Ereignis eintrifft und sind dem Lauf der Dinge machtlos ausgeliefert. Wenn wir etwas nicht beeinflussen können, fühlen wir uns ohnmächtig. Deswegen empfinden wir es übrigens als besonders unhöflich, wenn jemand unpünktlich ist – wir sind dann dieser Person und ihrem Zeitmanagement ausgeliefert.

Die positiven Seiten des Wartens

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Pause und Warten? Eine Pause ist meist selbst gewählt, Warten eher nicht. Beim Warten werden wir »auf die Folter gespannt«, müssen etwas aushalten, bis es endlich weitergeht. Eine Pause dagegen steht für Entspannung und Ruhe. Während wir Warten als vergeudete Zeit ansehen, können wir in eine Pause eintauchen und sie genießen. 

Aber genau diese Art der Wahrnehmung ist es, die dir helfen kann, Warten erträglich zu machen. Wenn deine Gedanken die ganze Zeit am Zukünftigen hängen, kannst du selbst kaum die Gegenwart wertschätzen. Dabei ist Warten nichts anderes als eine Pause – wenn auch eine Zwangspause – und hat auch positive Seiten:

  • Warten kann dir dabei helfen, dich in Geduld zu üben.
  • Warten schenkt dir Zeit, um dich auf eine zukünftige Situation vorzubereiten. 
  • Wandle Warten in Vorfreude um. Warten kann dir auch dabei helfen, Wertschätzung für das Kommende zu entwickeln. 
  • Warten gibt die Möglichkeit zu reflektieren: Worauf wartest du eigentlich? 
  • Warten fördert deine Achtsamkeit: Besinne dich auf das Hier und Jetzt.
  • Neigst du zu impulsivem Verhalten? Warten kann dir dabei helfen, vorschnelle Reaktionen zu vermeiden. 

Übung: Übe dich in Geduld und lerne zu warten

Wenn du das nächste Mal warten musst und bemerkst, wie sich die Ungeduld im Bauch sammelt – dann atme einmal tief durch und übe dich im Warten. Das funktioniert am besten, indem du in drei Schritten vorgehst. 

Schritt 1: Verstehe, warum du warten musst

Hilfreich ist es, zunächst das »Warum« zu verstehen: Warum wartest du hier? Was ist dein Ziel? An der Kasse möchtest du wahrscheinlich bezahlen, im Zug ankommen und am Schreibtisch nicht arbeiten. Male dir dein Ziel ganz genau aus. So lenkst du deine Aufmerksamkeit vom Unangenehmen weg und richtest sie auf das Positive. 

Schritt 2: Überprüfe deine Erwartungen

Warum nervt dich das Warten gerade so? Dachtest du, du wärst schneller? Hast du nicht damit gerechnet, warten zu müssen? Meist ist die innere Einstellung ein guter Hebel für mehr Geduld im Alltag: Wenn du kurz vor Ladenschluss einkaufen gehst, dann kannst du eigentlich damit rechnen, dass andere Menschen auch auf diese Idee kommen und ihr eben nun gemeinsam an der Kasse steht. 

Schritt 3: Richte deinen Blick auf die kleinen Erfolge beim Warten 

Zerlege dir deine Wartezeit in kleine Portionen und feiere die Etappen. Zähle etwa im Wartezimmer nicht, wie viele Menschen noch vor dir sind, sondern wie viele bereits dran waren. Warte im Zug nicht auf deinen Endbahnhof, sondern auf den nächsten Halt. Wenn ihr den erreicht habt, belohne dich dafür, zum Beispiel mit einem kleinen Gang durch den Zug. Auf diese Weise richtest du den Blick nicht auf das Negative, sondern auf die kleinen Erfolge. Gleichzeitig forderst du dein Gehirn heraus, kreativ zu werden und die Zwischenschritte zu erkennen. Damit erleichterst du dir die Wartezeit und schenkst dir mehr Lebensfreude.

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 Warum Warten so herausfordernd ist
 Die positiven Seiten des Wartens
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