Streit an Weihnachten: 7 Tipps, wie du Weihnachtsstress vermeidest

Weihnachten gilt als Fest der Liebe – und endet in vielen Familien mit Streit. Warum entstehen an den Feiertagen so häufig Konflikte und Spannungen? Und wie kann Weihnachten stressfrei werden?

Streit an Weihnachten: 7 Tipps, wie du Weihnachtsstress vermeidest

Weihnachten gilt als Fest der Liebe. In vielen Familien kommt es jedoch zu Streitereien und Konflikten, weil alle durch die Vorbereitungen und den Erwartungsdruck genervt und gestresst sind.

Wenn es dir wie vielen Menschen geht, dann seihst du Weihnachten mit Bangen und vielleicht sogar Angst und Grauen entgegen. So lange du dich erinnern kannst, endete das Fest immer mit Enttäuschung, Streit und Verbitterung.

Obwohl du dir immer so viel Mühe gibst, es jedem recht zu machen und eine friedliche und harmonische Stimmung zu zaubern, konntest du Streit und Nörgeleien unter deinen Lieben nicht vermeiden.

Deine Mutter nörgelt an der Weihnachtsgans, dein Partner oder deine Partnerin macht sich Luft, indem er oder sie die Haustür krachend ins Schloss fallen lässt, die Kinder wollen den Heiligabend ohnehin nicht "wie Spießer" mit dir verbringen, der Enkelsohn mault, weil du ihm nicht das richtige Computerspiel geschenkt hast, die Enkeltochter weigert sich beharrlich, zur Christmette mitzugehen.

Gründe genug, uns ein paar Gedanken zum Weihnachtsfest zu machen.

Ursachen und Gründe, warum Weihnachten häufig mit Streit endet

Angeblich leiden die meisten Menschen unter Weihnachten, weil sie die Feiertage als extrem stressig erleben. Das beginnt schon in der Vorweihnachtszeit.

Die einen geraten in Stress, weil sie sich mit der Geschenkesuche schwertun, die anderen setzen sich unter Druck, weil sie alles so planen und organisieren wollen, dass es ein harmonisches Weihnachtsfest wird – und alle stehen unter Zeitdruck, weil Weihnachten mal wieder so unerwartet schnell vor der Tür steht.

Die Folge: Viele Familien streiten sich schon vor Weihnachten, nämlich über das eigentliche Weihnachtsfest.

Viele unterschiedliche Gründe und Ursachen tragen zu den Konflikten, zu Wut und Enttäuschung bei:

Wir haben übergroße Erwartungshaltungen an das Fest

Wir verbinden mit dem Weihnachtsfest übergroße romantische Erwartungen: Es schneit, wir sitzen heimelig mit unseren Lieben im Kerzenschein zusammen, erfüllt von Liebe und Geborgenheit. Wenn es dann nicht so kommt, sind wir enttäuscht, zweifeln an uns selbst oder geben unseren Angehörigen die Schuld.

Hektik und Stress strapazieren unser Nervenkostüm

Die Tage vor Weihnachten sind mit Hektik angefüllt: Plätzchen backen, Geschenke suchen und verpacken, für das Festessen einkaufen, den Christbaum schmücken, Weihnachtskarten schreiben, die Wohnung auf Vordermann bringen u.v.m.
So sind wir bereits ziemlich ausgelaugt und laufen mit strapazierten Nerven in die Endrunde ein. Das führt dazu, dass wir gereizt sind, schon kleinste Andeutungen als herbe Kritik auffassen und wenig Geduld bezüglich der Macken unserer Lieben haben.

Alte Familienkonflikte brechen wieder auf

Wir laden aus einem Pflichtgefühl heraus Familienangehörige ein, die wir nicht allzu gut leiden können. Im Laufe des Abends kommen die alten Streitpunkte wieder aufs Parkett. Die Schwiegermutter nervt mit ihrem Jammern über die Nachbarn, der Schwager trinkt mal wieder einen über den Durst, die Schwägerin brüstet sich mit ihren ach so wohlgeratenen Kindern.

Die ganze Familie überfordert uns

Wir sind plötzlich aus unserem Alltag herausgerissen und werden einen ganzen Abend lang mit sämtlichen Familienmitgliedern auf einmal konfrontiert. Wir sind es nicht gewöhnt, zusammen einfach nur glücklich zu sein und den Abend zu genießen.

Wir achten zu wenig auf die Bedürfnisse von uns und den anderen

Wir haben eine ganz bestimmte Vorstellung, was wir unseren Angehörigen anbieten wollen, und übersehen dabei deren Bedürfnisse. Beispielsweise überhäufen wir sie mit einem üppigen Essen: „Und noch einen Teller bitte. Das habe ich doch extra für euch gekocht".

Wir fühlen uns nicht genug unterstützt

Wir machen uns ununterbrochen in der Küche zu schaffen, während unsere Kinder es sich gemütlich im Wohnzimmer machen, und hadern damit, dass uns niemand hilft. Ganz vorsichtig geäußerte Vorwürfe veranlassen unsere Kinder lediglich zu der Reaktion: "Du bist doch selbst schuld, wenn du so viel machst. Für uns wäre das nicht nötig".

Wir werden übergriffig und machen Vorwürfe

Wir wollen das Zusammensein nutzen und endlich ganz viel von unseren Kindern über deren Leben, deren Ziele etc. erfahren. Wir sprechen heiße Themen an: "Wann machst du Examen?", "Wann heiratest du?" "Warum lässt du so selten etwas von dir hören?", "Wann kommt denn endlich was Kleines?", "Warum hast du dich von deinem Mann getrennt?" Unsere Kinder wehren sich gegen die Übergriffigkeit, indem sie plötzlich wortkarg werden oder uns über den Mund fahren. Oder wir lassen uns auf eine Diskussion über die Erziehung der Enkelkinder ein. "Sei doch nicht so streng mit ihnen" oder aber "Zu unserer Zeit hätte es das nicht gegeben!"

Geschwisterrivalitäten treten wieder auf

Seit langer Zeit treffen unsere Kinder mal wieder aufeinander. Alte Geschwisterrivalitäten treten auf: Wer musste der Mutter immer helfen? Wer war Papas Liebling? …

Alkohol verstärkt Konfliktsituationen

Der Alkohol fördert die Streitbereitschaft, indem er die Zungen lockerer macht.

7 Tipps, wie du Weihnachtsstress vermeidest und eine friedliche Stimmung förderst

Das Weihnachtsfest muss aber nicht im Streit enden. Es gibt Wege und Möglichkeiten, schon im Vorfeld und an den Feiertagen selbst, Konfliktpotenziale zu erkennen und gegenzusteuern. In den folgenden Tipps erfährst du, was du tun kannst, damit Weihnachten mit deinen Lieben harmonisch und glücklich wird.

TIPP 1: Sprich bereits lange vor dem Fest mit deinen Angehörigen ab, wie sich jede:r Einzelne das Fest vorstellt

Teile ein, wer wofür zu welchem Zeitpunkt zuständig ist und delegiere Aufgaben an die anderen. Wer kauft den Christbaum und schmückt ihn? Wer ist für das Dessert, wer für den Hauptgang zuständig? Wer besorgt die Getränke? Womöglich gibt es Diskussionen und Kompromisse müssen gefunden werden. Besser jedoch, es gibt bei der Planung Auseinandersetzungen als an den Festtagen.

TIPP 2: Erlaube dir, aus Traditionen auszubrechen

Wenn niemand bereit ist, dich in deinen Vorbereitungen zu unterstützen, dann überlege, was du an euren Weihnachtstraditionen ändern kannst, damit nicht alle Arbeit an dir hängenbleibt. Muss es wirklich das Fünf-Gänge-Menü sein? Oder ist nicht auch ein (kaltes) Buffet ausreichend? Vielleicht sogar schöner, weil jede und jeder dazu sein Lieblingsgericht beisteuern kann.

TIPP 3: Zwinge niemanden, mit dir Weihnachten zu feiern

Wer überhaupt nicht zum Fest kommen möchte, den solltest du nicht zwingen. Die Person verdirbt dir nur die Stimmung, wenn sie an Heiligabend muffig und widerwillig unterm Christbaum sitzt.

TIPP 4: Überlege, ob du wirklich alle Angehörigen zum gleichen Zeitpunkt einladen willst

Um Konflikte und Streit vorzubeugen, kann es Sinn machen, Personen, von denen du schon im Vorfeld weißt, dass sie kein gutes Verhältnis haben, nicht gemeinsam einzuladen. Triff dich getrennt mit ihnen, das tut euch allen besser.

TIPP 5: Nimm dir nicht gerade Weihnachten zum Anlass, um ernsthafte Grundsatzdiskussionen mit deinen Angehörigen zu führen

Sollte sich dennoch eine Diskussion ergeben, dann übe dich in Toleranz. Lass deinem Gegenüber seine Sichtweise. Toleranz heißt aber nicht Akzeptanz. Du hast das Recht, der Meinung der anderen nicht zuzustimmen: "Ach, so siehst du das. Ich denke da anders.“

TIPP 6: Überlege, welche Aktivitäten du an Weihnachten anbieten könntest

Langeweile kann das Konfliktpotenzial verschärfen. Tatenloses Herumsitzen fördert nur die Unzufriedenheit.

Überlege dir, was du mit deinen Lieben an den Feiertagen aktiv zusammen machen willst: vielleicht mal wieder ein Brettspiel spielen, spazieren gehen oder sich gegenseitig schöne Weihnachtsgeschichten vorlesen?

TIPP 7: Schaffe deinen Lieben Freiräume

Erlaube deinen Gästen, sich auch mal zwischendurch zurückzuziehen und Zeit alleine zu verbringen. Und denk daran: Auch dir tut eine kleine Auszeit vom Familientrubel bestimmt gut.

Eine Leserfrage: Ich möchte Weihnachten gerne alleine mit meinem Mann verbringen. Darf ich mir das rausnehmen? 

Weihnachten steht vor der Tür und mir graut schon davor. Ich stehe tagelang zuvor alleine vorbereitend in der Küche. Meine Schwiegereltern erwarten selbstverständlich, dass sie zu einem Festessen eingeladen werden. Meine Mutter wird wieder an meiner Weihnachtsgans nörgeln. Meinem Mann wird es irgendwann zu bunt und er zieht sich in den Hobbykeller zurück. Am liebsten würde ich mit meinem Mann ganz gemütlich alleine feiern. Darf ich mir das erlauben?

Dr. Doris Wolf antwortet:

Gewöhnlich verbinden wir mit Weihnachten große romantische Erwartungen. Wir wünschen uns intensive Gespräche mit unseren Angehörigen, Harmonie, Genuss und eine allgemeine Zufriedenheit. Gleichzeitig steht Weihnachten aber auf der Stress-Skala sehr weit oben. Besonders wir Frauen sind darum bemüht, es jedem recht zu machen, die unterschiedlichsten Erwartungen zu erfüllen und unsere eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. 
Doch du bist nun an dem Punkt angelangt, an dem du die Weihnachtsrituale in Frage stellst. Die Frage, ob du das tun darfst, hilft da nicht weiter. Dahinter verbirgt sich die Angst, dass deine Familienangehörigen verletzt und enttäuscht sein könnten. Diese Angst ist nicht ganz unberechtigt, denn deine Angehörigen wollen wohl eher alles beim Alten belassen, als etwas Neues auszuprobieren.
Vielleicht wäre eine schrittweise Veränderung für sie leichter zu verkraften. Du könntest z.B. deine Vorbereitungen reduzieren. Hierzu besprichst du dich am besten lange vor dem Fest mit deinen Lieben, dass jeder und jede einen Teil der Vorbereitungen übernehmen sollte oder es sonst nur ein kaltes Buffet geben wird. Du könntest auch gemeinsame Spiele oder einen Spaziergang einplanen, um mal einen anderen Ablauf zu haben.
Wenn du wirklich einen radikalen Schnitt machen und mit deinem Mann alleine feiern möchtest, dann könntest du deinen Angehörigen anbieten, sich z.B. schon an einem Adventssonntag oder an Silvester zu treffen. Vermittele ihnen, dass du dir einfach mal ein kuscheliges Weihnachten nur mit deinem Mann wünschst, du sie aber dennoch magst.

Advent ist ...

A = annehmen, auch den, der dir nicht passt.

D = da sein füreinander.

V = vertrauen, dass alles gut wird.

E = erkennen, was wichtig ist, und das Unwichtige loslassen.

N = neu beginnen, auch wenn du gestern gescheitert bist.

T = tragen helfen denen, die deine Hilfe benötigen.

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