Bleib mit Lagom in Balance

Lagom – das ist die schwedische Philosophie, ein ausgewogenes Leben zu führen und darin Zufriedenheit und Lebensfreude zu finden. Wie du in deinem Alltag von Lagom profitieren kannst, zeigt dir dieser Beitrag.

Bleib mit Lagom in Balance
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Höher, schneller, weiter – so fühlt sich unser Leben oft an, oder? Wir alle sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, für die Wachstum und Fortschritt an erster Stelle stehen. Der unaufhörliche Drang, mehr zu erreichen, besser zu sein und ständig die eigenen Grenzen zu überschreiten, hat uns alle geprägt. Aber wohin führt dieser Weg eigentlich? Das Ergebnis ist für viele leider nicht das Leben in völliger Glückseligkeit, sondern Burnout, Erschöpfung und Entfremdung. Hier kann das schwedische Konzept von Lagom helfen: Anstatt ständig mehr zu wollen, lehrt uns diese Philosophie, Zufriedenheit in der Balance zu finden. Es ist nicht immer das Äußere, das zählt, sondern das Innenleben, das Gefühl, dass alles “genau richtig” ist.

Lagom: schwedische Leichtigkeit

Lagom wird oft als Wohn- oder Lifestyle-Trend verkannt. Möbel, Kleidung, sogar Lebensmittel werden als “lagom” vermarktet. Dabei ist Lagom so viel mehr – es ist eine Geisteshaltung. Wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie “genau richtig” oder “angemessen”, nicht zu viel und nicht zu wenig. Bei Lagom geht es aber nicht darum, Ambitionen und Träume zu unterdrücken, sondern sie in einem gesunden Rahmen zu sehen. Ein Rahmen, der Raum für Ruhe, Reflexion und echte Verbindungen lässt, der uns erlaubt, das Leben in vollen Zügen zu genießen, ohne den ständigen Forderungen des Alltags zu unterliegen. 

Was nun reichlich theoretisch klingt, findet in Schweden Anwendung im täglichen Leben. Denn Lagom ist eine Haltung, die sich darauf auswirkt, wie die Menschen essen, wohnen, arbeiten und interagieren: Die Wohnung ist dann weder überladen noch vollkommen minimalistisch. Man isst genussvoll, aber ohne Völlerei. Im Job wechseln sich konzentriertes Arbeiten und erholsame Pausen ab, die schwedische Kernarbeitszeit endet um 15.00 Uhr. Und in der Freizeit pflegen die Schweden ihre Beziehungen zu Familie und Freundeskreis, genauso aber bleibt ausreichend Zeit für das Selbst und die individuellen Bedürfnisse. 

Lagom spiegelt sich auch darin wider, wie in Schweden Gemeinschaftlichkeit gelebt wird. Es geht nicht darum, dass jeder das Meiste oder das Beste hat, dass man sich gegenseitig übertrifft, sondern dass Ressourcen und Chancen gleichmäßig verteilt werden, sodass alle genug haben. In einer Gemeinschaft, in der Lagom praktiziert wird, sind die Bedürfnisse aller Mitglieder ausgewogen. Auch die Natur ist ein zentrales Element im schwedischen Lebensstil. Die Menschen verbringen viel Zeit im Freien, beim Wandern, Skifahren oder einfach nur beim Spaziergang im Wald. Diese Nähe zur Natur führt zu einem nachhaltigeren Lebensstil, der im Einklang mit der Umwelt steht.

Insgesamt trägt der Lagom-Ansatz maßgeblich zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance bei und erklärt, warum Schweden oft als Vorbild in Sachen Lebensqualität gilt. Denn Lagom zeigt, wie ein erfülltes Leben ohne Extreme möglich ist. Ambitionen und Ziele werden genauso wertgeschätzt wie Momente der Ruhe und des Genusses. Es ist eine Lebensweise, die viele von uns in dieser hektischen Zeit dazu inspirieren kann, mehr Gleichgewicht in das eigene Leben zu bringen.

Warum Lagom glücklich macht

Respekt, Nachhaltigkeit, Ruhe, Fairness – es ist genau dieser ganzheitliche Ansatz, der Lagom so besonders macht. Ein Abendessen mit der Familie, ein Spaziergang im Park, das Lesen eines guten Buches – all diese Augenblicke werden durch die Lagom-Philosophie intensiver und erfüllender erlebt. Denn Lagom zeigt, dass wahres Glück nicht unbedingt in Reichtum oder Überfluss zu finden ist, sondern in einem Leben, das im Einklang mit sich selbst und der Umwelt steht. Ein Gleichgewicht im täglichen Leben ermöglicht es den Menschen, echte Momente der Ruhe und des Innehaltens zu erleben. Es geht nicht darum, ständig in Bewegung zu sein, sondern darum, jeden Moment in seinem vollen Umfang zu erleben und zu schätzen. 

Diese besondere Geisteshaltung scheint glücklich zu machen: Auf der Liste der glücklichsten Länder (World Happiness Report) liegt Schweden zuverlässig unter den Top Ten. Denn ein ausgewogenes Leben bedeutet, dass man sich nicht überfordert oder zu sehr in einen Bereich verstrickt. Stress und Erschöpfung haben so kaum eine Chance. 

Anstatt ständig nach dem “Mehr” zu suchen oder sich mit anderen zu vergleichen, lehrt Lagom, den Wert des “Jetzt” zu schätzen: Wer zufrieden ist mit dem, was sie oder er besitzt, strebt nicht ständig nach Veränderung. Lagom führt auch zu nachhaltigen und bewussteren Entscheidungen im Alltag – das ist besser für die Umwelt, aber auch für das eigene Lebensgefühl und Bewusstsein. Wer sich auf das Wesentliche konzentriert und Unnötiges vermeidet, hat eine klare Lebensrichtung, weniger Ablenkung und allgemein das Gefühl von innerem Frieden und Zufriedenheit.

Integriere Lagom in dein Leben

Lagom ist für viele unterschiedliche Lebensbereiche relevant. Hier findest du einige Impulse, wie du Lagom in deinen Alltag integrieren könntest: 

  1. Finde ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben finden. 
  2. Kaufe nur das, was du wirklich benötigst. Anstatt dich von kurzlebigen Trends mitreißen zu lassen, investiere lieber in langlebige und hochwertige Produkte. 
  3. Vermeide Überessen und achte auf eine ausgewogene Ernährung. 
  4. Räume regelmäßig auf und behalte nur Dinge, die du wirklich brauchst. 
  5. Vermeide unnötige Schulden und spare für zukünftige Bedürfnisse.
  6. Reduziere deinen ökologischen Fußabdruck – fahre weniger Auto, recycle deinen Müll und kauf bewusst regional und saisonal. 
  7. Pflege enge Beziehungen und verbringe Zeit mit Familie und Freundeskreis, ohne dich dabei sozial zu überfordern. 
  8. Plane außerdem regelmäßig Zeit für Selbstfürsorge ein, etwa deine Hobbys oder Ruhephasen. 
  9. Begrenze deine Bildschirmzeit und versuche, einen Tag der Woche vollkommen auf digitale Medien zu verzichten. 
  10. Verbringe bewusst Zeit in der Natur, zum Beispiel im Garten, im Park oder im Wald.

Statt ständig nach Mehr zu streben, frage dich: Was wäre, wenn genau jetzt alles richtig wäre?

Übung: Mit Lagom durch den Tag

Lagom hat viel mit Achtsamkeit gemein. Für mehr Ausgewogenheit im Alltag ist es deshalb wichtig, immer mal wieder innezuhalten und dich zu fragen, was gerade Priorität hat bei dir. So erkennst du, wo im Laufe des Tages Anpassungen nötig sind, um dein Gleichgewicht zu bewahren und den Tag “lagom” – genau richtig – zu gestalten.

Lege dir morgens ein Notizbuch oder ein Tagebuch sowie einen Stift bereit. Beginne dann den Tag, indem du dir notierst, welche Aufgaben und Aktivitäten du für den Tag geplant hast. Schreib dann auf, wie du dich dabei fühlst: Bist du gestresst, bist du überfordert, bist du freudig erregt oder gespannt? Blicke dann nochmal auf den geplanten Tagesablauf und entscheide, ob jeder Punkt auf der Liste wichtig und unabdingbar ist. Dann starte wie gewohnt in den Tag. 

Zur Mittagspause wirf einen Blick in deine Notizen und reflektiere darüber. Wie ist dein Tag bisher gelaufen? Bist du in einem guten Gleichgewicht? Haben sich im Laufe des Vormittags Verschiebungen bei den Prioritäten ergeben? Nimm dir im Anschluss 15 Minuten Zeit für die “Fika”, die schwedische Version der Kaffeepause: Schaff dir ganz bewusst einen Moment Ruhe im hektischen Alltag. Bereite dir Kaffee oder Tee zu und wähle ein Stück Gebäck oder Kuchen dazu. Such dir einen gemütlichen Ort – es kann ein ruhiges Eckchen im Büro, ein Park in der Nähe oder ein Café um die Ecke sein. Hauptsache, du bist etwas vom Alltagsstress isoliert und kannst einmal tief durchatmen. Wenn du deine “Fika” mit Kolleginnen und Kollegen machst, nutze diese Zeit, um über andere Dinge als die Arbeit zu sprechen – vielleicht über Pläne für das Wochenende, ein gutes Buch, das du gelesen hast, oder andere angenehme Themen. Dann fahre erholt mit deinem Tagesplan fort. 

Nimm dir am Ende des Tages erneut Zeit und halte inne: Was hast du heute getan, was sich “genau richtig” angefühlt hat? Gab es Momente, in denen du überfordert oder unausgelastet warst? Überlege, welche Anpassungen du morgen vornehmen könntest, um morgen mehr Ausgewogenheit zu erreichen. Vielleicht möchtest du weniger aufs Smartphone blicken, mehr Zeit mit der Familie verbringen oder einfach mehr Pausen machen? Schreibe deine Gedanken dazu auf. 

Blicke am Ende der Woche nochmal auf deine täglichen Einträge. Gibt es bestimmte Muster oder wiederkehrende Themen? Vielleicht überarbeitest du dich regelmäßig oder halst dir zu viele private Termine auf? Schreib auf, welche Anpassungen du in der kommenden Woche vornehmen willst, um mehr in Balance zu bleiben.

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Inhalt des Beitrags 
 Lagom: schwedische Leichtigkeit
 Warum Lagom glücklich macht
 Integriere Lagom in dein Leben
 Übung: Mit Lagom durch den Tag
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