Wir alle sehnen uns nach körperlicher Nähe. Viele Menschen haben jedoch Berührungsangst. Was steckt hinter der Angst vor Berührungen und Umarmungen?
Die meisten Menschen genießen Berührungen und die körperliche Nähe zu sympathischen Menschen.
Da jedoch immer mehr Menschen Single sind und die Vereinsamung der Menschen zunimmt, mangelt es vielen an Begegnungen mit vertrauten Menschen und damit auch an Körperkontakt. Deshalb gibt es inzwischen in einigen Städten spezielle Kuschelgruppen, in denen Menschen ihr Bedürfnis nach Berührung und Körperkontakt stillen können.
Es gibt aber auch Menschen, die sich einerseits nach körperlicher Nähe sehnen, gleichzeitig aber sehr große Angst davor haben. Sie fühlen sich bei Berührungen bedroht und in die Enge getrieben. Bei manchen Betroffenen bezieht sich die Angst nur auf die Berührung durch das andere Geschlecht, bei anderen auf alle Menschen.
Im übertragenenen Sinne bedeutet Berührungsangst, dass man vor etwas Unbekanntem Angst hat, weil man vielleicht glaubt, der Sache nicht gewachsen zu sein. So haben ältere Menschen oft Berührungsängste bzgl. technischer Neuerungen.
Hinter der Angst vor Berührungen können sich vielfältige Ursachen verbergen. Eine wichtige Rolle spielt, wie unsere Mutter oder eine andere nahe Bezugsperson mit uns umgegangen ist.
Hat sie uns gestreichelt und geknuddelt? Konnte sie uns ihre Liebe durch körperliche Nähe zeigen oder war sie körperlich eher abweisend und kalt? Tat sie sich schwer, uns zu trösten, indem sie uns in den Arm nahm, oder fiel es ihr schwer, mit uns zu kuscheln? Hatten wir nicht die Chance, Vertrauen zu lernen, weil wir uns nicht auf unsere Eltern verlassen konnten, dann tun wir uns als Erwachsene schwer, uns fallen zu lassen.
Gewalttätigkeiten und sexueller Missbrauch sind häufige und verständliche Gründe für die Berührungsangst. Wir haben gelernt, unseren Körper zu hassen und anderen zu misstrauen und wollen deshalb niemanden zu nahe an uns heranlassen.
Und natürlich wirkt sich auch unser Selbstwertgefühl auf die Angst vor Berührung aus. Wenn uns unsere Eltern in der Kindheit abgelehnt, ständig kritisiert oder gehänselt haben, dann konnten wir nicht lernen, dass wir und damit auch unser Körper liebenswert sind. Wir lernten, unseren Körper abzulehnen. Und wenn man seinen Körper ablehnt, weil man ihn für unattraktiv hält, dann tut man sich schwer, Berührungen zuzulassen.
Wenn Sie sich nach Berührung und körperlicher Nähe sehnen, aber diese nicht zulassen können, dann suchen Sie Hilfe bei einem Psychotherapeuten. Gewöhnlich vergeht die Angst nicht von alleine. In einer Therapie lernen Sie Schritt für Schritt, sich an Berührungen zu gewöhnen und diese trotz vielleicht aufkommender unguter Gefühle zulassen.
Das Genießen kommt erst sehr viel später und mit zunehmender Übung. Um die Angst vor Berührung zu überwinden, müssen Sie bei sich selbst ansetzen. Erst wenn Sie sich, ganz wörtlich genommen, in Ihrer Haut wohl fühlen, können Sie andere in Ihre Nähe lassen.
Um wieder Gespür für sich zu bekommen, ist es wichtig, Ihre Aufmerksamkeit ganz auf Ihren Berührungssinn zu richten. Liebevolles eincremen, sich selbst massieren, mit einem Handtuch zu rubbeln, die Wärme des Badewassers zu verspüren – das können kleine Schritte sein, den Berührungssinn zu schulen.
Gleichzeitig benötigen Sie eine positive Einstellung zu sich selbst: Ich bin liebenswert und fühle mich wohl in meinem Körper.
Um Ihre Angst vor Berührung abzubauen, kann es helfen, sich gelegentlich von einem Masseur eine Fuß-, Gesichts- oder Körpermassage geben zu lassen. Auch eine Shiatsu Behandlung kann sehr hilfreich sein. Und in einem Massagekurs können Sie lernen, andere zu berühren und sich berühren zu lassen.
Wenn Sie sich nach Berührung sehnen, Sie aber noch nicht bereit für menschliche Berührungen sind, dann können auch ein Hund oder eine Katze das Bedürfnis nach Berührung stillen. Gehen Sie in ein Tierheim und bieten an, regelmäßig Hunde auszuführen.
Wenn die Angst vor Berührung Folge von Gewalt oder Missbrauch ist, dann empfehle ich Ihnen, sich eine therapeutische Unterstützung zu holen, da wir solche seelischen Verletzungen meist selbst nicht heilen können.
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