Ein generelles Misstrauen gegenüber allen Menschen verhindert tiefergehende Beziehungen und Partnerschaften. Wann ist Misstrauen sinnvoll und wann schädlich?
Misstrauen ist ein Gefühl, das wir selbst in uns erzeugen – ebenso wie Vertrauen. Wir sagen uns, dass jemand uns nicht gut gesinnt ist und uns unfair behandeln, verletzen oder reinlegen könnte. Unser Misstrauen soll uns vor negativen Erfahrungen mit unseren Mitmenschen schützen.
Wenn wir generell misstrauisch sind, dann suchen wir stets im Verhalten und den Worten anderer nach Beweisen dafür, dass diese uns schaden wollen. Unser Misstrauen führt dann dazu, dass wir viele schlechte Erfahrungen mit anderen machen und uns so immer wieder bestätigt fühlen, allen Grund für unser Misstrauen zu haben. In der Psychologie wird das selbsterfüllende Prophezeiung genannt.
Wenn wir anderen stets böse Absichten unterstellen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn diese sich genauso verhalten, wie wir es erwarten. Natürlich bewahrt uns Vertrauen in andere Menschen nicht vor schlechten Erfahrungen. Vertrauen kann enttäuscht werden. Andererseits ist Vertrauen die Voraussetzung für ein harmonisches zwischenmenschliches Miteinander.
Ein generelles Misstrauen gegenüber allen Menschen ist immer auch ein Zeichen von mangelndem Selbstvertrauen. Wir trauen uns nicht zu, mit einer Enttäuschung umzugehen. Nur wer über eine ausreichend große innere Stärke verfügt, kann auch vertrauen.
Wenn wir grundsätzlich allen Menschen gegenüber misstrauisch sind, ohne dass diese uns bislang einen Grund für ein Misstrauen gegeben haben, dann verhindert unser Misstrauen, dass wir enge zwischenmenschliche Beziehungen eingehen können.
Durch unser mangelndes Vertrauen ersticken wir jede Beziehung im Keim. Kontrolle und krankhaftes Misstrauen sind Beziehungskiller. Das weiß jede oder jeder, der unter Eifersucht leidet und dadurch sich und seiner Partnerin oder seinem Partner das Leben zur Hölle macht.
Ja natürlich. Eine gewisse Skepsis kann nützlich sein. Blindes Vertrauen ist ebenso wenig nützlich wie chronisches Misstrauen. Ein gewisses Misstrauen kann verhindern, dass wir schlechte Erfahrungen mit Menschen machen, die Böses im Schilde führen. Misstrauen ist gesund und schützt uns, wenn wir eine warnende Stimme in uns hören und daraufhin überprüfen, ob es in einer bestimmten Situation angebracht ist, vorsichtig zu sein.
Eine gute Portion Vorsicht kann uns vor Schaden bewahren. So sollten uns Personen, die auf der Straße oder an der Haustür etwas kostenlos anbieten, erst einmal misstrauisch machen. Keine Firma hat etwas zu verschenken; dabei gibt es immer einen Hintergedanken.
Und bei Gewinnspielen, in denen du angeblich garantiert einen Hauptpreis gewonnen hast, ist ebenfalls Misstrauen und Vorsicht angesagt.
Die Einstellung von Dichter Christian Morgenstern gegenüber Vorsicht und Misstrauen kann sehr hilfreich sein:
Vorsicht und Misstrauen sind gute Dinge, nur sind auch ihnen gegenüber Vorsicht und Misstrauen nötig.
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