Resilienz – Schicksalsschläge und Krisen unbeschadet überstehen

Resilienz – die seelische Widerstandsfähigkeit – lässt sich trainieren. Warum können manche Menschen besser mit Krisen umgehen? Welche Faktoren Resilienz und innere Stärke fördern, erklärt dieser Lebenshilfe-ABC-Beitrag.

Resilienz – Schicksalsschläge und Krisen unbeschadet überstehen

Ein Stehaufmännchen kann als Sinnbild der Resilienz gelten. Diese Spielzeugfigur besitzt die Fähigkeit, ihre aufrechte Haltung aus jeder beliebigen Lage wieder einzunehmen.

Definition: Was ist Resilienz?

Mit Resilienz wird die innere Stärke eines Menschen bezeichnet. Das Wort Resilienz kommt vom lateinischen ‘resilire’ und bedeutet ‘zurückspringen’ oder ‘abprallen’. Diese innere Widerstandskraft hilft Menschen Konflikte, Misserfolge, Niederlagen und Lebenskrisen wie schwere Erkrankungen, eine Entlassung, den Verlust eines nahestehenden Menschen durch Tod oder Trennung, Unfälle, Schicksalsschläge, berufliche Fehlschläge oder eine traumatische Erfahrung an sich abprallen zu lassen und zu meistern.

Resilienz ist eine seelische Widerstandsfähigkeit oder Unverwüstlichkeit, gewissermaßen das ‘Immunsystem der Seele’. Diese Fähigkeit kann jeder erlernen und trainieren!

Was sind die Kennzeichen von Resilienz?

Resiliente Menschen lassen sich von widrigen Lebensumständen, Lebenskrisen und Schicksalsschlägen nicht unterkriegen. Sie können kreativ und flexibel auf Krisen reagieren, in denen andere sich hilflos fühlen. Belastungen erleben resiliente Menschen eher als Herausforderung und nicht als Problem oder unlösbare Krise. Außerdem erholen sie sich schneller von Fehlschlägen und Niederlagen als Menschen, die über eine geringe Resilienz verfügen.

Das heißt nicht, dass resiliente Menschen unverwundbar sind und sie keine Phasen der Verzweiflung durchmachen. Auch resiliente Menschen sind nicht immer gut drauf und auch sie leiden, wenn sie mit unerwarteten Schicksalsschlägen kämpfen müssen. Sie besinnen sich jedoch nach einer gewissen Zeit wieder auf ihre Stärken und ihre Fähigkeiten, um so traumatische Erlebnisse und Schicksalsschläge zu verarbeiten und mit ihnen fertig zu werden. Sie bleiben auch in Krisenzeiten seelisch und körperlich gesund.

Welche Grundhaltung besitzen Menschen mit hoher Resilienz?

Was auch immer auf mich zukommt, ich kann damit umgehen und werde eine Lösung finden. Ich kann etwas tun, um die Krise, das Problem, die Niederlage oder den Fehlschlag zu bewältigen.

Krisen, Probleme und Niederlagen sind Bestandteil des Lebens. Wir haben jedoch einen Einfluss darauf, ob wir uns von ihnen unterkriegen lassen oder diese meistern. Fehlt es dir an Resilienz, dann kannst du dir diese aneignen, denn eine gute Resilienz und psychische Belastbarkeit sind trainierbar.

Warum bewältigen manche Menschen Krisen besser als andere?

Resilienz ist nicht angeboren, sondern wird im Laufe des Lebens erlernt.

Folgende Faktoren fördern die Resilienz in der Kindheit:

  • Es besteht eine enge emotionale Beziehung zu mindestens einer erwachsenen Bezugsperson, die Sicherheit und Zuverlässigkeit vermittelt.
  • Das Kind wird akzeptiert und geachtet und kann so ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln.
  • Die Eltern geben Unterstützung und Anleitung.
  • Die Bezugspersonen sind Vorbilder und zeigen, wie man mit Problemen und Konflikten gesund umgehen kann.
  • Das Kind macht positive Erfahrungen mit Freund:innen und anderen Menschen.

Die 7 Resilienzfaktoren für innere Stärke

Da eine gute Resilienz erlernbar ist, kann jede oder jeder von uns die eigene Widerstandskraft trainieren, wenn es daran mangelt. Laut der Resilienzforschung sind folgende sieben Resilienzfaktoren für eine gute seelische und körperliche Widerstandskraft wichtig:

Faktor 1: Akzeptanz

Akzeptanz ist die Fähigkeit, Situationen und Erfahrungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart hin- und anzunehmen. Das heißt auch, Dinge zu akzeptieren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen und die wir aus eigener Kraft nicht beeinflussen und ändern können. Dabei ist es wichtig, dass wir Akzeptanz nicht mit Resignation verwechseln. Akzeptanz heißt nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und die Scheuklappen aufzusetzen. Es bedeutet, sich bewusst zu machen, wann und wie lange es sich für eine Sache zu kämpfen lohnt und wann es besser ist loszulassen. Wenn wir das berücksichtigen, können wir die wirklich wichtigen Dinge anpacken.

Faktor 2: Selbstwirksamkeit

Die Überzeugung, dass wir Einfluss auf unser Leben haben, macht uns resilient. Das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit ist die wichtigste Fähigkeit resilienter Menschen. Sie sind sich ihrer eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst und können diese selbstbewusst einsetzen. Sie glauben daran, dass sie Veränderungen beeinflussen, neue Dinge erlernen und Herausforderungen erfolgreich zu Ende bringen können. Positive Erfahrungen der Krisenbewältigung aus der Vergangenheit unterstützen die Selbstwirksamkeit. Menschen mit einer guten Widerstandskraft übernehmen für ihr Leben und ihr Handeln Verantwortung. Menschen mit geringer Resilienz hingegen sehen sich oft in der Opferrolle und fühlen sich deshalb hilflos und ohnmächtig. Sie besitzen häufig ein geringes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Faktor 3: Selbstvertrauen und Eigenverantwortung

Hinter einem guten Selbstvertrauen steht die Überzeugung, dass wir über genügend innere Stärke verfügen, um Lösungen in Krisensituationen finden zu können. Wir können die Eigenverantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen und sind uns auch der Konsequenzen bewusst. Wenn wir uns verdeutlichen, dass unsere Denkprozesse unsere subjektive Wirklichkeit sind und es noch viele andere Handlungsalternativen gibt, fällt es uns leichter, schwierige Situationen aus anderen Blickwinkeln zu sehen und festgefahrene Denkmuster zu überwinden. So suchen wir nicht im Außen nach einem Verantwortlichen, sondern können in Eigenregie versuchen, eine Lösung für das Problem oder die Krise zu finden.

Faktor 4: Optimismus und Zuversicht

Eine optimistische Haltung ist eine positive Lebenseinstellung und nicht der verklärte Blick durch die rosarote Brille. Wenn wir unseren Fokus auf die positiven Dinge in unserem Leben lenken, geben wir dem Negativen in unseren Gedanken und Gefühlen nicht so viel Raum. Wir können ganz bewusst unsere Gefühle kontrollieren und uns so zu einer positiven Grundhaltung hinführen. Wer optimistisch ist, betrachtet Krisen als vorübergehend und ist der Überzeugung, dass sich alles zum Guten wenden wird. Dieser Optimismus hilft, besser mit Problemen und Krisen umzugehen. Wenn du merkst, dass es dir manchmal an einer positiven Lebenshaltung mangelt, versuche doch einmal das Optimismus Training.

Faktor 5: Soziale Netzwerke

Unser soziales Netzwerk ist eine der wichtigsten Ressourcen für unsere mentale Widerstandskraft. Enge emotionale Bindungen aufzubauen und zu pflegen ist eine fundamentale Basis, um auch in Krisensituationen stark zu bleiben. Wenn wir ein stabiles Beziehungsnetzwerk haben, können wir uns darauf verlassen, dass wir Unterstützung finden, auch wenn die Situation vielleicht zunächst ausweglos scheint. Wir sind nicht allein und können auf den Halt von Familie, Freund:innen und anderen uns nahestehenden Personen vertrauen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, nach Hilfe fragen zu können.

Faktor 6: Lösungsorientiertes Denken und Handeln

Die Fähigkeit, den Blick auf die Lösung von Problemen zu richten, ist bei resilienten Menschen stark ausgeprägt. Sie fokussieren ihr Denken und Handeln auf Chancen und Möglichkeiten, statt in der Ursachenanalyse steckenzubleiben. Sie lassen sich nicht entmutigen, wenn ein Lösungsansatz nicht auf Anhieb klappt, sondern probieren andere Alternativen aus. Bei einem zwischenmenschlichen Konflikt suchen sie nach einem Konsens und sind offen für die Argumente des Gegenübers. Wenn das nicht funktioniert, suchen sie nach einem guten Ausweg für sich selbst.

Faktor 7: Positive Zukunftsperspektiven

Ziele geben uns Orientierung im Leben. Oft sind diese aber zu kurzfristig gedacht und können uns leicht verloren gehen, wenn es mal nicht wie geplant läuft. Oder sie sind an der Realität vorbei geplant und wir haben gar keine Chance, sie zu erreichen.

Aber: Wir haben immer die Wahl, uns zu entscheiden, unseren eigenen Weg aus Krisen zu finden. Dazu ist es nötig, bei Rückschlägen immer wieder zu überprüfen, ob unsere Ziele noch relevant sind, ob sie sich verändert haben oder neu priorisiert werden müssen.

Neben den sieben Resilienzfaktoren helfen auch flankierende Maßnahmen, die das Wohlbefinden steigern. Zum Beispiel Bewegung in Form von Ausdauersport wie etwa Walken, Joggen, Schwimmen oder Fahrradfahren, oder achtsame Aktivitäten wie Yoga oder Meditation. Je besser man für sich selbst sorgt, desto resilienter wird man auch.

Salutogenese und Resilienz

Das Modell der Salutogenese wurde von dem Mediziner Aaron Antonovsky entwickelt. Es geht bei der Salutogenese um Schutzfaktoren und Eigenschaften, die es braucht, um gesund zu bleiben oder es wieder zu werden. Wichtige Schutzfaktoren sind eine lebensbejahende Einstellung und ein positives Lebensgefühl.

Das Gegenstück zur Salutogenese ist die Pathogenese (Entstehung und Entwicklung von körperlichen und psychischen Erkrankungen).

Wenn du erfahren möchtest, wie belastbar du bist und wie gut du mit Belastungen umgehen kannst, mache den Psychotest Resilienz.

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