Wir alle streben nach guten Gefühlen und wollen negative Gefühle vermeiden. Lesen Sie einen Auszug aus der Einleitung des Ratgebers "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen".
Liebe Leserin, lieber Leser,
Gibt es etwas Wichtigeres als Gefühle, als gute Gefühle? Wohl kaum. Alles, was wir tun, tun wir nur, um uns gut zu fühlen bzw. um schlechte Gefühle loszuwerden.
Wir gehen arbeiten, aber nicht des Geldes wegen. Das Geld ist nur Mittel zum Zweck. Wir wollen das Geld verwenden, um uns etwas kaufen zu können, von dem wir uns erhoffen, dass es uns gute Gefühle macht.
Wir kaufen das neueste Smartphone oder Computer-Tablet, weil wir uns wichtig und dazugehörig fühlen möchten, weil es sich gut anfühlt, weil wir von anderen hoffentlich bewundernde Blicke zugeworfen bekommen.
Wir kaufen neue Kleider, Schuhe, Schmuck und Accessoires, weil wir Komplimente bekommen und attraktiv sein möchten, weil neue Kleider uns kurzfristig ein gutes Gefühl geben.
Wir trinken Alkohol oder nehmen Drogen, um negative Gefühle oder Hemmungen zu betäuben und um uns high zu fühlen.
Wir greifen zu Medikamenten und Psychopharmaka, um uns körperlich und seelisch besser zu fühlen.
Wir gehen eine Partnerschaft mit einem anderen Menschen ein, weil wir hoffen, mit diesem Menschen glücklich zu sein.
Wir arbeiten viel und wollen erfolgreich sein, weil wir von anderen anerkannt werden wollen, weil wir uns erfolgreich fühlen wollen.
Musiker wie Mick Jagger gehen nicht des Geldes wegen seit mehr als 50 Jahren auf Tournee und geben Konzerte, sondern weil sie süchtig sind nach dem Beifall und dem berauschenden Gefühl, von Tausenden gefeiert zu werden.
Wir essen, weil wir Hunger haben und durch Essen ein gutes Körpergefühl bekommen. Wir essen, um unser seelisches Wohlbefinden zu verbessern und eine innere seelische Leere zu füllen.
Jugendliche verbringen täglich Stunden im Internet mit Spielen wie Second Life, weil sie durch das Spielen in eine Welt entführt werden, in der sie ihre Probleme vergessen und wer sein können.
Menschen treiben Sportarten, bei denen sie an ihre körperlichen Leistungsgrenzen gehen, um ein Glücksgefühl zu verspüren, um damit angeben zu können oder um sich selbst etwas zu beweisen.
Menschen treiben intensiv oder regelmäßig Sport, weil dieser ihnen ein gutes Körpergefühl gibt und sie sich körperlich fit fühlen wollen.
Menschen helfen anderen Menschen, weil es ihnen ein gutes Gefühl gibt, etwas Gutes zu tun und gebraucht zu werden.
Menschen haben Sex, weil ein Orgasmus gute Gefühle macht und Anspannung abbaut.
Fällt Ihnen eine Tätigkeit ein, die Sie nur der Tätigkeit willen tun, ohne dass es Ihnen dabei darauf ankommt, wie Sie sich dabei oder danach fühlen? Wohl kaum.
Der Nachteil vieler Beschäftigungen, die uns gute Gefühle machen sollen, ist, dass sie uns ins Verderben stürzen können. Wenn wir etwas exzessiv und lange tun, dann kann uns diese Überdosis krankmachen.
Aus dem Spielen im Internet kann eine Online-Spielsucht werden. Aus dem Spielen am Glücksspielautomat eine Glücksspielsucht. Aus exzessiver sexueller Betätigung kann eine Sexsucht werden. Aus dem Einkaufen kann eine Kaufsucht mit Überschuldung werden.
Aus dem Motiv, anderen helfen zu wollen, kann ein Helfersyndrom werden. Aus dem exzessiven Arbeiten können ein Burnout oder körperliche Krankheiten entstehen.
Wenn wir aus Frust und schlechter Laune essen, können wir übergewichtig werden. Wenn wir exzessiv Alkohol trinken oder Drogen nehmen, werden wir alkoholabhängig bzw. drogensüchtig.
Wenn wir regelmäßig Psychopharmaka nehmen, besteht die Gefahr, dass wir medikamentenabhängig werden.
Wenn wir uns von einem Menschen, etwa dem Partner, abhängig machen, haben wir Angst, ihn zu verlieren, und geraten in eine schwere Krise, wenn er sich von uns trennt.
Wir alle sind mehr oder weniger süchtig nach positiven Gefühlen. Und wir tun fast alles, um uns diese zu verschaffen - auch wenn wir uns damit letztlich selbst schaden oder gar zerstören.
Deshalb ist es geradezu lebensnotwendig, dass wir wissen, wie wir uns auf ungefährliche und unschädliche Weise gute Gefühle machen und uns von lähmenden und negativen Gefühlen befreien können.
Davon handelt unsere Gebrauchsanleitung für Gefühle.
Als kleine Kinder waren wir unbeschwert, neugierig und voller Tatendrang. Wir sind unvoreingenommen auf andere zugegangen, haben viel gelacht und haben das Leben als ein Abenteuer angesehen.
Es gab so viel zu entdecken und alles war spannend und aufregend. Unser Leben glich einem Spielplatz, auf dem wir uns austoben und Spaß haben konnten, ein Rummelplatz voller faszinierender und aufregender Attraktionen, die erlebt und genossen werden wollten.
Natürlich waren wir gelegentlich auch traurig, ängstlich und ärgerlich. Aber diese Gefühle hielten nie lange an. Schon nach 1 bis 2 Minuten waren wir darüber hinweg und haben wieder gelacht und Spaß gehabt.
Auf unserem Weg zum Erwachsenwerden haben wir jedoch unsere Unbeschwertheit verloren. Nun sind wir häufiger pessimistisch, wütend, misstrauisch, ängstlich und kritisch.
Wir haben Angst vor der Zukunft, Angst vor Ablehnung und Kritik, Angst, nicht zu genügen. Wir machen uns Sorgen und finden wenig Anlässe, zu lachen und unbeschwert zu sein.
Das Leben und die Menschen haben sich nicht verändert, denn auch heute noch verhalten sich kleine Kinder wie wir damals, als wir klein waren. Wir haben uns verändert.
Das Leben ist immer noch genauso ein Abenteuer wie früher. Das Leben ist immer noch eine große Spielwiese, auf der wir uns austoben können. Was sich geändert hat, ist unsere Einstellung zum Leben, unsere Wahrnehmung des Lebens und der Menschen.
Sie werden nun vielleicht sagen: Das ist doch ganz normal. In der Kindheit ist man eben unbeschwert. Und überhaupt: Wenn man viel Negatives erlebt und erfahren hat, dann ist es doch ganz verständlich, wenn man nicht unbeschwert und ausgelassen durchs Leben gehen kann.
Sie haben Recht. Wenn man durch Dreck und Schmutz geht, dann bleibt immer etwas davon an einem hängen. Und so blieb viel Negatives an uns hängen, das heute unser Denken, Fühlen und Verhalten beeinflusst und uns die Welt anders erleben lässt als zu Kindertagen.
Der »Dreck« und »Schmutz« unserer Kindertage machte uns im Laufe der Zeit zunehmend blind für das Schöne, Positive und Aufregende im Leben.
Was macht man mit Kleidung, die dreckig und staubig ist? Wirft man sie weg? Nein. Man wäscht sie, befreit sie vom Schmutz, und hat so wieder Freude an ihr.
Genauso können wir unser Denken von dem geistigen Schmutz befreien, der unsere Lebenszufriedenheit beeinträchtigt und der uns daran hindert, unser Leben zu genießen und Freude daran zu haben.
Dieses Selbsthilfe-Programm ist eine Gebrauchsanleitung für Gefühle, die auf den Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie beruht.
Sie erfahren, wie Gefühle entstehen, wie Sie negative Gefühle überwinden und sich gute Gefühle machen können. Wenn Sie diese Strategien kennen und anwenden, werden Sie Ihr eigener Psychologe.
>>> weiterlesen im Ratgeber Gefühle verstehen, Probleme bewältigen
Weitere Leseprobe
Kapitel 1
Selbstgespräche - der Schlüssel zu Ihren Gefühlen
Kapitel 4
Selbstachtung und Selbstvertrauen stärken
Gefühle Kapitel 9
Liebe und Partnerschaft
Kapitel 10
Gelassen bleiben oder sich ärgern?
Gefühle Kapitel 13
13 Blitz Tipps für gute Laune
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