Menschen, die alles besser wissen oder immer Recht haben müssen, begegnen uns jeden Tag. Was steckt hinter der Besserwisserei und wie kannst du darauf reagieren?
Wir kennen sie alle, die Besserwisser:innen und Rechthaber:innen, die Neunmalklugen und Schlaumeier. Sie wissen alles und dazu noch viel besser als der Rest von uns und das sagen und zeigen sie uns auch. Sie geben zu allem ihren Senf dazu, auch wenn sie besser den Mund halten sollten, da sie eben nicht immer alles besser wissen und sich so oft – ohne dass sie es merken – blamieren.
Menschen, die andere ständig belehren und zu allem etwas sagen müssen, tun das, weil sie sich dadurch besser fühlen. Sie polieren mit ihrer Besserwisserei ihr Selbstwertgefühl auf und kommen sich wichtig und schlau vor. Ähnlich wie Menschen, die arrogant sind, haben Besserwisser:innen ein geringes Selbstwertgefühl und sind im Grunde ihres Herzens unsicher.
Eine Leserin fragte uns um Rat, wie sie mit ihrem Mann, der immer alles besser wusste, umgehen sollte.
Die Leserin schreibt:
"Ich bin seit 15 Jahren verheiratet. Mein Mann ist Lehrer auf dem Gymnasium. Schon immer hatte mein Mann das letzte Wort. Doch in letzter Zeit regt es mich immer mehr auf, dass er sich überall einmischt, auch wenn er gar keine Ahnung davon hat. Warum verhält er sich so und wie kann ich seine Besserwisserei stoppen?"
Dr. Doris Wolf antwortet:
"Als Erstes fällt mir dazu ein, dass dein Mann Lehrer ist. Zur Rolle des Lehrers gehört es, dass man redegewandt und informiert ist. Wenn man Schwächen oder Unwissenheit zugibt, läuft man Gefahr, den Respekt der Schüler:innen zu verlieren. Es könnte also sein, dass dein Partner sich schwer tut, eine klare Grenze zwischen seiner Unterrichtstätigkeit in der Schule und der Kommunikation zu Hause zu ziehen. Vielleicht ist er auch davon überzeugt, dir damit etwas Gutes zu tun – z. B. dich richtig zu informieren.
Ein weiteres Motiv für seine Besserwisserei könnte sein, dass er ein geringes Selbstwertgefühl hat und es gestärkt wird, wenn er dich belehrt. Im günstigsten Fall ist er sich überhaupt nicht bewusst, dass er dir gegenüber den „Oberlehrer“ und Besserwisser spielt. In einem solchen Fall solltest du in einem Moment der Ruhe mit ihm darüber sprechen, wie sehr es dich stört, wenn er immer seinen Nonsens dazu gibt. Wenn er einsichtig ist und sich ändern will, könntest du mit ihm zum Beispiel ein Zeichen ausmachen, welches du ihm gibst, wenn er mal wieder automatisch seinen Kommentar abgibt. Auch könntest du ihm sagen, dass es dir leichter fällt, seinen Rat zu schätzen, wenn er wartet, bis du selbst mit einer Frage auf ihn zukommst.
Stoppen kannst du die Besserwisserei deines Partners nur, wenn er es einsieht und mitspielt. Falls dein Partner nicht bereit ist, sich zu ändern, gibt es Wege, wie du mit seiner Besserwisserei umgehen kannst. Du kannst zum Beispiel mit Humor reagieren, oder du überlegst dir im Vorhinein ein paar Sätze, die du deinem Partner entgegenhalten kannst. Das könnte zum Beispiel sein: „Darin mag ein Stückchen Wahrheit stecken. Du vergisst aber komplett, dass…“, „Jetzt kenne ich deine Meinung dazu. Trotzdem bleibe ich aus den genannten Gründen bei meiner eigenen Ansicht“ oder „Ich habe mir schon gedacht, dass du das sagen wirst. Es stimmt aber nicht, weil…“
Oder aber ändere deine Einstellung: Gebe ihm innerlich die Erlaubnis, seinen Kommentar abzugeben. Deinen Ärger abbauen kannst du auch dadurch, dass du seinen Kommentar nur als seine Meinung, nicht aber als Kritik oder Besserwisserei ansiehst. Danach kannst du versuchen, deine Meinung darzustellen."
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Ich habe eine Neigung zur Rechthaberei, wenn man mich nicht ernst nimmt, auslacht oder Falschaussagen bezichtigt, wenn ich Recht habe. Ich fühle mich dann persönlich als wertlos. Wenn das passiert, können bei mir Sicherungen durchbrennen. Einfach Recht zu haben und der andere ist nicht meiner Meinung, das kann ich locker stehen lassen.
Haben Sie auch einen Rat für solche Leute, die Recht haben wollen/müssen?
Ich halte mir Besserwisser/Rechthaber ganz einfach “vom Leib”, da ich deren Verhalten anstrengend, manipulativ einengend und äußerst grenzüberschreitend erlebt habe. MEINE Energie DAFÜR aufzuwenden, um mit ihnen umzugehen, ist mir schlichtweg zu schade:
Ich benötige derartige Kontakte nicht.
Ein “Luxus”, den ich mir leiste.
Den Kommentar von "kirsten" finde ich genau richtig.
Ich habe solch eine rechthaberische Person in der eigenen Familie. Es ist meine Mutter. Eine ganze Zeit lang konnte man Ihr rechthaberisches Verhalten/ihre Aussagen noch ganz gut ertragen. Seit einem halben Jahr hat sich Ihre Besserwisserei so massiv gesteigert, dass der Kontakt zu Ihr einfach nur noch als anstrengend bezeichnet werden kann. Null sympathisch der Umgang mittlerweile. Man hat den Eindruck es geht Ihr durchgehend NUR noch darum recht zu haben, die Aussagen des Anderen zu kritisieren und das letzte Wort zu haben. Sie hat auch NULL die Fähigkeit sich selbst zu hinterfragen oder Kritik anzunehmen. Da ich den Umgang zu Ihr mittlerweile nicht länger als ne halbe Stunde ertrage, habe ich auch beschlossen den Kontakt weitestgehend einzuschränken. Man hält's mit Ihr, auf deutsch gesagt, einfach nicht mehr aus. Viel mehr macht es mich schlecht gelaunt und agressiv. Irgendwie ist das nix mehr für mich. So traurig es ist, bei der eigenen Mutter.
Zu einem Therapeuten will Sie nicht. Sie hat ja gar nichts :-)