Gewohnheiten

Gewohnheiten sind ein Segen und ein Fluch, je nachdem ob es sich um gute oder schlechte Angewohnheiten handelt. In diesem Lebenshilfe-ABC-Beitrag findest du hilfreiche Tipps, um Gewohnheiten zu verändern.

Gewohnheiten
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Jeder Mensch hat Gewohnheiten – wie er denkt, fühlt, körperlich reagiert und sich verhält. Gewohnheiten sind Automatismen oder Rituale. Der Mensch ist so konstruiert, dass er, sofern sein Gehirn gesund arbeitet, automatisch Gewohnheiten entwickelt, wenn er Denk- und Verhaltensweisen wiederholt.

Zu den Denkgewohnheiten gehört beispielsweise,

  • was man als gut und schlecht bewertet,
  • ob man Ablehnung als schlimm empfindet,
  • ob man etwas als unordentlich ansieht,
  • ob man Pünktlichkeit für wichtig hält,
  • wie man sich selbst sieht.

Zu den Gefühlsgewohnheiten gehört,

Zu den Verhaltensgewohnheiten gehört beispielsweise,

  • ob man raucht, sich überisst, Nägel kaut,
  • ob man ordentlich ist,
  • ob man beim Reden verlegen an den Haaren spielt, beim Sitzen die Beine übereinander schlägt,
  • wie stark man das Essen salzt, ob man Zucker in den Kaffee tut, wie häufig man kaut, bevor man schluckt.

Ob man vor dem Schlafen noch ein Buch liest oder mit der Partnerin oder dem Partner vor dem Einschlafen kuschelt, kann natürlich auch zu solchen Ritualen dazu gehören.

Gute Gewohnheiten haben viele Vorteile.

Sie sind lebensnotwendig und helfen, mit dem Alltag klarzukommen, Zeit und Energie zu sparen und mehr Aufmerksamkeit für neue Themen zu schaffen.

Was die Gewohnheit über sich selbst sagt

Du kennst mich vielleicht. Ich bin dein ständiger Begleiter. Ich bin dein größter Freund, ich kann aber auch zu einer großen Belastung für dich werden. Ich bringe dich voran, aber ich stürze dich auch ins Verderben. Ich stehe dir zu Diensten.

Die Hälfte deiner Aufgaben kannst du getrost mir überlassen. Ich erledige sie schnell und zuverlässig und ich werde sie immer auf die gleiche Weise erledigen, wenn du das wünschst. Mit mir ist leicht auszukommen. Du musst nur ziemlich streng mit mir sein. Zeige mir genau, wie du etwas erledigt haben willst, und mit etwas Übung erledige ich das automatisch für dich.

Ich bin der Diener aller erfolgreichen Personen, aber ich bin auch der Diener aller Menschen, die versagen. Ich habe alle Menschen zu dem gemacht, was sie sind. Ich arbeite mit der Genauigkeit eines Computers und mit der Intelligenz eines Menschen.

Du kannst mich zu deinem Nutzen, aber auch zu deinem Ruin und zu deinem Verderben einsetzen. Mir ist das völlig gleich. Benutze mich. Wenn du mit mir nachsichtig und nachgiebig umgehst, werde ich dich zerstören. Wenn du mir gegenüber bestimmt und unnachgiebig bist, werde ich dir die Welt zu Füßen legen.

Gewohnheiten sind die treuesten Diener oder die schlimmsten Herren.

Gewohnheiten sind ein Segen und ein Fluch

Die meisten Gewohnheiten – die ungeliebten wie die geliebten – haben zwei Seiten.

Die eine Seite bereitet Lust und Vergnügen, bringt Entspannung oder Ablenkung. Die andere Seite hat (langfristig) Nachteile. Zum Beispiel:

  • Rauchen entspannt, aber langfristig schaden wir uns mit dieser Gewohnheit.
  • Aus Langeweile oder Frust zu essen, verschafft uns kurzfristig gute Gefühle, langfristig aber nehmen wir zu und werden übergewichtig.
  • Unangenehme Tätigkeiten aufzuschieben, bringt uns kurzfristig Erleichterung, langfristig aber haben wir durch das Aufschieben Nachteile.

Worauf kommt es beim Verändern von Gewohnheiten an?

Da wir uns Gewohnheiten aneignen und sie nicht angeboren sind, können sie auch wieder abgelegt und durch andere ersetzt werden.

Warum ist es schwer, Gewohnheiten abzulegen?

Wenn man Gewohnheiten ändern will, benötigt man

  • Wissen über das Wesen von Gewohnheiten,
  • etwas Durchhaltevermögen,
  • Zeit um das neue Verhalten bewusst (!) einzuüben
  • und eine gute Portion Frustrationstoleranz.

Eine Gewohnheit ist wie ein störrischer Esel. Es braucht Geduld, um eine alte Gewohnheit durch ein neues Verhalten zu ersetzen. Was passiert, wenn du eine Gewohnheit, wie etwa immer mit dem negativen Ausgang einer Sache zu rechnen, ablegen und durch eine eher zuversichtliche Haltung ersetzen willst?

Übung: Die Macht der Gewohnheit

Verschränke deine Hände miteinander. Schau, ob der Daumen der rechten Hand über dem Daumen der linken Hand liegt, oder umgekehrt. Wenn der Daumen deiner rechten Hand über dem Daumen der linken Hand liegt, dann legst du nun bewusst den Daumen der linken Hand über den der rechten Hand. Fühlt sich das richtig und gut an oder eher fremd und komisch?

Letzteres – mit Sicherheit. Genau das Gleiche passiert, wenn du Denk- und Verhaltensgewohnheiten änderst. Als Pessimist:in optimistisch zu denken fühlt sich erstmal falsch und unnatürlich an. An diesem Punkt scheitern die meisten Menschen, die sich von lästigen oder gesundheitsschädlichen Gewohnheiten trennen wollen. Sie halten dieses Fremdeln, dieses Gefühl des “Das-passt-nicht-zu-mir” oder “Das-fühlt sich-falsch-an” für den Beweis, dass die neue Gewohnheit nicht zu ihnen passt und geben auf.

Den Durchbruch, sprich, sich das neue Verhalten anzueignen, schaffst du nur,

  • wenn du nicht auf dein Gefühl hörst, das dir zu sagen scheint, dass du auf dem Holzweg bist und
  • wenn du für eine gewisse Zeit (solange bis das neue Verhalten zur Gewohnheit geworden ist) tust, was du für richtig hältst.

Für unser Gehirn sind Gewohnheiten unverzichtbar – und seien sie noch so schädlich – und neue Verhaltensweisen betrachtet es als falsch. Nur mit Training lernt unser Gehirn, Neues als richtig anzusehen und das Vertraute als falsch anzusehen. Alles Gewohnheitssache.

Glücklichsein ist wie Unglücklichsein eine Gewohnheitssache. Hat unser Gehirn einmal gelernt, immer zuerst die Nachteile und das Negative einer Sache zu sehen, wird es unseren Blick immer erst auf die negative Seite lenken.

Nur durch tage- oder wochenlanges Üben können wir unserem Gehirn beibringen, zuerst nach den Vorteilen und positiven Seiten zu schauen. Die für Verhaltensänderungen notwendigen Änderungen in unserem Denken und Handeln nehmen wir oft nur dann vor, wenn wir uns in einer Krise befinden und der Leidensdruck groß ist.

Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit.

Wie kann man Gewohnheiten ändern?

Da fast jede Gewohnheit zwei Seiten hat, ist es bei der Veränderung von Gewohnheiten hilfreich, sich diese vor Augen zu halten.

Frage dich also:

  • Was ist der Vorteil meiner ungeliebten Gewohnheit, die ich ablegen will?
  • Welchen Gewinn habe ich durch sie?
  • Welche positiven Gefühle habe ich, wenn ich dieser Gewohnheit nachgehe?

Dann frage dich:

Wie könnte ich mir die positiven Seiten meiner ungeliebten Gewohnheit auf andere Weise verschaffen? 

Und schließlich frage dich:

Was könnte/würde ich gewinnen, wenn ich meine lästige Angewohnheit aufgebe?

Wenn du die ungeliebte Gewohnheit nicht aufgeben kannst oder willst, dann mache dir wenigstens keine Schuldgefühle. Und verurteile dich nicht dafür, dass du zu willensschwach bist.

Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
3.94 Sterne (54 Leserurteile)

Dein Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.

Bitte die zwei gleichen Bilder auswählen:

Inhalt des Beitrags   
Inhalt des Beitrags 
 Was die Gewohnheit über sich selbst sagt
 Gewohnheiten sind ein Segen und ein Fluch
 Worauf kommt es beim Verändern von Gewohnheiten an?
 Übung: Die Macht der Gewohnheit
 Wie kann man Gewohnheiten ändern?
Weitere Beiträge
 Psychotest Zufriedenheit: Bin ich zufrieden?
 11 Tipps, wie du das Aufschieben (Prokrastinantion) in den Griff bekommst
 5 Eigenschaften, die dich unsympathisch machen