Weihnachten allein zu verbringen ist nicht so schlimm, wie es zunächst klingt. Wie du mit Einsamkeit, Traurigkeit und negativen Gefühlen an den Feiertagen umgehen und das Fest mit dir genießen kannst, zeigt dir dieser Beitrag.
Alle Jahre wieder – steht Weihnachten vor der Tür und mit dem Fest auch viele Erwartungen. Lichterglanz, duftende Plätzchen, ein harmonischer und friedvoller Heiligabend im Kreis der Familie. Für die meisten von uns bedeutet das Weihnachtsfest das Fest der Liebe, der Geborgenheit, der Gemeinschaft mit den liebsten Menschen. Und dieses Bild wird jedes Jahr aufs Neue auch von der Werbung, im Internet und auf den Social-Media-Kanälen vermittelt. Kein Wunder also, dass bei vielen von uns der Erwartungsdruck, ein perfektes Fest zu gestalten und zu erleben, enorm ist. Das schafft Stress.
Stecken die einen bis zum Hals in den Vorbereitungen des Weihnachtsfests, kaufen und verpacken Geschenke, organisieren die Einladungen, backen Plätzchen und überlegen sich ein besonders ausgefallenes Weihnachtsmenü, haben andere bange und mulmige Gedanken an die Feiertage, denn für gar nicht wenige Menschen ist Weihnachten eben kein Familienfest. Laut einer Umfrage sind drei Prozent der Deutschen an Weihnachten allein zu Hause. Immerhin circa 2,4 Millionen Menschen zwischen 14 und 75 Jahren. Die Gründe sind vielfältig: Manche müssen arbeiten, für andere ist der Weg zur Familie zu weit oder zu kostspielig, viele Menschen haben aber auch keine Familie (mehr), weil zum Beispiel der Partner oder die Partnerin verstorben ist. Und einige entscheiden sich auch ganz bewusst dazu, Streitigkeiten mit der Familie aus dem Weg zu gehen und die Festtage mit sich selbst zu verbringen.
Wenn das Alleinsein nicht freiwillig gewählt ist, kommen bei vielen Traurigkeit, Angst vor der Einsamkeit oder Depression und andere negative Gefühle auf.
Wenn dich auch Gedanken quälen wie „Mit wem soll ich nur die Feiertage verbringen?“ oder „Was kann ich tun, damit ich mich nicht einsam fühle?“, haben wir in diesem Beitrag ein paar Hilfestellungen und Tipps für dich, Weihnachten auch ganz mit dir allein genießen zu können.
In der Adventszeit und an den Feiertagen sind viele Menschen gestresst, überlastet und überfordert von den hohen Ansprüchen vor allem an sich selbst. Negative Gefühle entstehen, wenn wir zum Beispiel schon an die alljährlichen Streitigkeiten in der Familie denken oder uns schmerzhaft bewusst wird, dass wir alleine Weihnachten verbringen werden. Viele Menschen fühlen sich dann traurig und niedergeschlagen, oder eine innere Leere macht sich breit. Es liegt nahe, dann an eine Weihnachtsdepression zu denken. Doch diesen Begriff gibt es in der Psychologie so nicht. Oft stehen die depressiven Verstimmungen vor und an Weihnachten aber mit dem Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit in Verbindung, der Depressionen verstärken kann. Die Psychologie spricht dann von einer saisonalen Depression oder der Herbst- oder Winterdepression.
Außerdem gibt es etliche Menschen, die erst in ein psychisches Tief fallen, wenn die Feiertage vorüber sind und der ganze Druck abfällt. Psycholog:innen nennen diesen After-Feiertags-Blues Entlastungsdepression. Die gemeisterten Festtage werden dann nicht mit Stolz und Zufriedenheit betrachtet, sondern hinterlassen ein stumpfes Gefühl von Enttäuschung und innerer Leere: Warum tue ich mir das jedes Jahr wieder an? Es weiß ja eh keiner zu schätzen. Oder: Warum habe ich kein Hochgefühl, wo es doch so ein schönes Fest war?
Meist legen sich die negativen Gefühle wieder, wenn im Januar der Alltag zurückkehrt. Wenn sich aber die depressiven Gefühle verstärken und lange anhalten, solltest du dir professionelle Hilfe und Unterstützung bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten suchen.
Menschen, die ohnehin von einer Depression betroffen sind, stellen die Weihnachtstage noch vor ganz andere Herausforderungen. Denn oft sind sie geplagt von Schuldgefühlen, wenn sie nicht einmal an Weihnachten fröhlich sein können. Sie haben Angst, ihren Lieben die Stimmung zu vermiesen und eine Last zu sein. Zu den typischen Symptomen der Depression – wie Antriebslosigkeit und dem Unvermögen, Freude zu empfinden – kommt dann oft noch eine Überforderung durch die Reizüberflutung: Es gibt von allem zu viel – zu viele Produkte, zu viele Entscheidungen, zu viele Aufgaben. Das endet oft im Rückzug oder in der Vermeidung. Angehörige von Menschen mit Depressionen sollten deshalb besonders behutsam und aufmerksam mit den Betroffenen umgehen und auch Rückzugsorte und Freiräume schaffen.
Weihnachten ist ein gesellschaftliches Großereignis und stark emotionalisiert. Bilder von harmonischen Familien mit Kindern, die sich bei gutem Essen und unter einem prächtig geschmückten Christbaum Geschenke überreichen und voller Freude strahlen, bestimmen unsere Gedanken, die wir mit dem Weihnachtsfest assoziieren. Negative Gedanken und Gefühle scheinen da keinen Platz zu haben. Doch gerade für Menschen, die einsam sind, ist gerade diese Zeit eine große Herausforderung. Wenn alle in der Gemeinschaft zusammen sind, wird das Alleinsein umso offensichtlicher und belastender. Der Anspruch, jetzt doch auch fröhlich und glücklich sein zu müssen, wächst, aber positive Gefühle lassen sich nicht erzwingen. Traurigkeit und Unlust machen sich breit, oft ziehen sich Betroffene ganz zurück. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob das Alleinsein als Einsamkeit empfunden wird, also als ein schmerzlicher und trauriger Zustand ist. Denn es gibt auch Menschen, die es genießen können, mit sich alleine zu sein, die darin Ruhe und innere Zufriedenheit finden – gerade auch an Weihnachten.
Weihnachten ist das Fest der Liebe, das heißt auch der Selbstliebe, was wir bei all dem Trubel oft vergessen. Nutze dieses Weihnachtsfest, um dich ganz auf dich und deine Bedürfnisse zu konzentrieren. Folgende Tipps geben dir ein paar Anregungen, wie du auch alleine oder in anderer Umgebung als gewohnt, ein schönes und erfülltes Weihnachtsfest verbringen kannst.
Denk immer daran: Du bist nicht der einzige Mensch, der an Weihnachten alleine ist. Vielen Menschen geht es wie dir und viele suchen Gleichgesinnte, um ein gemeinsames Weihnachtsfest zu feiern. Vielleicht kennst du ja jemanden, der gerade eine Trennung hinter sich hat und genau wie du mit der neuen Situation an den Feiertagen klarkommen muss. Oder du wirfst einen Blick ins Internet. Dort gibt es Websites und Foren, die Menschen zusammenbringen, die an Weihnachten Gesellschaft suchen. Schließt euch zusammen und probiert eine neue Art der Weihnachtsfeier aus.
Das Schöne daran, dass du Weihnachten mit dir verbringst, ist, dass du ganz auf deine Bedürfnisse achten kannst und keine Kompromisse eingehen musst. Mach das, was dir guttut und genieße es. Stichwort: Selfcare. Mach dir selbst ein Geschenk und zelebriere eine Bescherung ganz für dich. Dekoriere deine Wohnung weihnachtlich, wenn du Spaß dabei hast. Lies vielleicht endlich das Buch, das du schon seit Wochen lesen möchtest. Schau dir deinen Lieblingsfilm an oder streame eine Kultserie aus Kindertagen. Koche dir ein leckeres Menü oder lass dir kulinarische Spezialitäten ins Haus liefern. Das alles ist möglich, aber kein Muss. Wenn du einfach nur entspannen möchtest, ist das auch völlig in Ordnung. Hauptsache, es tut dir gut.
Gegen Einsamkeitsgefühle hilft es oft, unter Leute zu gehen, auch wenn dir das vielleicht schwerfällt. Plane schon im Vorfeld, welche Aktivitäten du an den Weihnachtstagen gerne machen möchtest. Vielleicht willst du die Stille auf einem Spaziergang im Wald genießen? Oder abends durch die beleuchtete Innenstadt schlendern – ganz ohne Menschenmassen? Vielleicht bist du als Kind mit deiner Familie immer zur Christmette gegangen, warst aber schon seit Jahren nicht mehr dort. Wieso gehst du nicht mal wieder hin und spürst dem wahren Wesen von Weihnachten nach? Wenn dir die Decke auf den Kopf fällt, kannst du auch eine Bar oder einen Club ansteuern, einige Locations haben auch an Weihnachten geöffnet.
Wenn es dir nicht möglich ist, Weihnachten mit deiner Familie zu verbringen, greif zum Telefon oder nutze Video-Calls, um deinen Lieben auch aus der Ferne nahe zu sein. Gemeinsam Glühwein trinken und Plätzchen essen könnt ihr auch online. So bist du weniger allein und fühlst dich auch in der Ferne verbunden. Du kannst auch eine Freundin oder einen Freund an den Feiertagen anrufen und fragen, ob ihr euch treffen wollt. Vielleicht sind sie dir sehr dankbar, dem Familientrubel mit dir mal ein paar Stunden entfliehen zu können.
Weihnachten ist auch das Fest der Nächstenliebe. Wieso machst du aus deinem Weihnachten allein nicht eine Tugend und anderen eine Freude? Die Möglichkeiten, anderen zu helfen, die alleine oder bedürftig sind, sind zahlreich. Überleg dir, ob du zum Beispiel einsame alte Menschen in einem Alters- oder Pflegeheim besuchen möchtest oder ob du in der Suppenküche für Obdachlose aushelfen willst. Du wirst sehen, für andere Menschen da zu sein, ist auch ein ganz besonderes Geschenk für dich.
Dieses Weihnachten hast du viel Zeit für dich. Du kannst dich ganz auf dich konzentrieren und in dich hineinhören. Wie fühlst du dich? Ein guter Zeitpunkt auch, um dir nochmal das vergangene Jahr vor Augen zu rufen und zurückzublicken. Was ist gut gelaufen? Was hätte besser sein können? Welche Erinnerungen hast du mitgenommen? Was ist nach Plan gelaufen und welche Überraschungen gab es? Und welche Träume, Ziele und Wünsche hast du für das nächste Jahr?
Feiertage wie Weihnachten sind besonders schwierig, wenn du plötzlich alleine bist, weil ein nahestehender Mensch nicht mehr in deinem Leben ist. Vielleicht hast du eine schmerzhafte Trennung hinter dir oder deine Partnerin oder dein Partner ist kürzlich verstorben. Jetzt musst du das Fest ohne diese wichtige Person verbringen und einen Umgang mit deiner Trauer finden. Es kann helfen, wenn du ehemals gemeinsame Rituale pflegst oder neue für dich entdeckst. Nimm dir Zeit für das Gedenken an die geliebte Person, zünde zum Beispiel eine Kerze an und denke ganz bewusst an schöne Momente, die ihr zusammen verbracht habt. Lass deine Trauer zu, gestatte dir zu weinen, wenn dir danach ist. Du musst nicht fröhlich sein, nur weil Weihnachten ist.
Ein Glühwein hier, eine Feuerzangenbowle da – auch wenn man dem Alkohol in der Vorweihnachtszeit und an den Feiertagen kaum auszukommen scheint, versuche es nicht zu übertreiben. Gerade wenn du alleine bist und dich einsam fühlst, ist der Griff zur Flasche nicht zu empfehlen, weil Alkohol Depressionen und negative Gefühle verstärken kann. Aber gegen ein gutes Glas Wein zum Essen ist natürlich überhaupt nichts einzuwenden.
Vielleicht kannst du dir ein Weihnachten alleine auch überhaupt nicht vorstellen. Dann hilft dir vielleicht, „die Flucht“ zu ergreifen und eine Reise zu buchen. Als Alleinreisende(r) kannst du dir deinen Trip ganz nach deinen Wünschen zusammenstellen und musst keine Kompromisse machen. Wo wolltest du immer schon mal hin, hast es aber immer wieder verschoben? Vielleicht eine Hütte in den Bergen und dann als Erste(r) auf der Piste sein? Oder ein Rucksack-Trip nach Patagonien? Egal, was du planst, wenn du alleine reist, machst du ganz neue Erfahrungen als zu zweit oder in einer Gruppe. Du lernst schneller Menschen kennen und fühlst dich bald unabhängiger und stärker. Du kannst stolz auf dich sein.
Denk dran: Schlussendlich sind auch die Weihnachtsfeiertage nur Tage, die vorübergehen. Wenn es dir nicht so gut gelingt, deine Traurigkeit und depressive Stimmung zu überwinden, mach dir bewusst, dass dein normaler Alltag bald wieder einkehren wird. Das ist sicher.
Wenn du einsam bist und stark darunter leidest oder von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen bist, hol dir auch an Weihnachten Hilfe. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr für dich da – per Telefon, Chat oder E-Mail:
www.telefonseelsorge.de
Telefon: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222
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