Tipps bei Arbeitssucht – Was tun als angehörige Person?

Ihr Partner:in leidet unter einer Arbeitssucht? Ihre Beziehung leidet unter der Arbeitssucht der anderen Person? Hier finden Sie Tipps, wie Sie sich verhalten können.

Tipps bei Arbeitssucht – Was tun als angehörige Person?

Unter Arbeitssucht oder Workaholismus versteht man, dass Betroffene einen überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz bringen und ihr Arbeitsverhalten zwanghafte Züge hat. Ihr Denken und Verhalten ist nahezu ausschließlich auf ihre Arbeit gerichtet. Freizeit, Familie, Partnerschaft, das körperliche Wohlbefinden kommen zu kurz. Betroffenen ist ihr schädliches Verhaltensmuster meist nicht bewusst. Selbst wenn sie es ändern wollen, schaffen sie es häufig nicht alleine.

Ein betroffener Partner sagte in der Therapie:
„Ich habe das Gefühl, unsere Partnerschaft geht langsam aber sicher kaputt. Was habe ich nicht alles versucht, damit er mehr für mich und die Kinder da ist. Es hat nichts gebracht. Mein Partner hält sich nicht an Absprachen, er geht nicht auf Kompromissvorschläge ein, ständig findet er neue Ausflüchte, warum er so viel arbeiten muss. Wenn ich ihm sage, dass er arbeitssüchtig ist und seine Gesundheit, mich und die Kinder total vernachlässigt, dann blockt er ab und sagt, ich übertreibe, ich sei hysterisch, ich hätte keine Ahnung, ich sei intolerant, u.v.m.“

Empfinden Sie ähnlich? Fühlen Sie sich ähnlich hilflos? Wenn Sie einen arbeitssüchtigen Menschen in Ihrem Umfeld haben, dann wissen Sie, wie hilflos man ihm gegenüberstehen kann. Sie haben wahrscheinlich schon alle Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel genutzt, um ihn zur „Einsicht“ zu bringen. Vielleicht haben Sie logische Argumente in die Waagschale geworfen und ihm gesagt, dass er Raubbau mit seinem Körper und seiner Gesundheit treibt und er irgendwann an einem Burnout erkranken wird.

Sie haben versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er Ihretwegen nicht so lange und so viel arbeiten muss. Vielleicht haben Sie ihm auch unter Tränen Ihre Gefühle offenbart, dass Sie sich abgewertet, vernachlässigt und ausgenutzt fühlen. Wahrscheinlich sind Sie auch schon mal richtig wütend geworden und haben ihm mit Trennung gedroht. Es könnte auch sein, dass Sie sich innerlich immer mehr zurückgezogen haben – in der Hoffnung, dass er Ihre Veränderung bemerkt und Sie irgendwann nach den Gründen für Ihren Rückzug frägt.

All das hat wahrscheinlich nichts gefruchtet, weil Ihr Partner seine Gründe hat, weshalb er so viel arbeitet. Informieren Sie sich zunächst über die Ursachen und Symptome der Arbeitssucht, damit Sie die Beweggründe Ihres Partners für sein Suchtverhalten verstehen.

4 Tipps, was Sie für sich tun können, wenn Ihr Partner arbeitssüchtig ist

Tipp 1:Arbeitssucht ist eine Krankheit

Ihr Partner kann sich nicht einfach so ändern. Könnte er das, dann würde er nicht unter einer Arbeitsssucht leiden. Behalten Sie diese Tatsache bei all Ihren Hilfeangeboten und Ermahnungen im Hinterkopf. Verständlich, dass Sie gefrustet sind, wenn Ihr Partner Ihre Bemühungen, ihm zu helfen, in den Wind schlägt und immer wieder Ausreden für seine häufigen Überstunden und sein vieles Arbeiten findet. Ihr Partner stürzt sich nicht in die Arbeit, um Sie zu ärgern oder zu verletzen.

Er ist arbeitssüchtig und wie jeder Süchtige kann er sein Suchtverhalten nicht so einfach kontrollieren. Wenn er sich anders verhalten könnte, würde er es tun. Sprechen Sie mit ihm möglichst neutral über Ihre Beobachtungen, also ohne Vorwürfe und Abwertung. Bieten Sie ihm immer wieder Ihre Unterstützung an, wenn er sein Verhalten ändern möchte. Besprechen Sie mit ihm konkrete Schritte und helfen Sie ihm, diese einzuhalten.

Tipp 2:Sorgen Sie für sich selbst

Erinnern Sie sich stets daran, dass Sie Ihren Partner nicht retten können. Sie können lediglich für sich selbst etwas tun. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Wenn Ihr Partner den Rettungsring, den Sie ihm zuwerfen, nicht ergreift, dann ist das bedauerlich, aber nicht zu ändern. Mit ihm gemeinsam unterzugehen, ist keine Lösung. Deshalb: Sorgen Sie für sich und schauen Sie, dass es Ihnen gutgeht.

Tipp 3:Stehen Sie zu Ihrer Unzufriedenheit mit Ihrem Leben

Ihre Partnerschaft ist nicht so, wie Sie es sich wünschen. Sie haben also das Recht, unzufrieden und enttäuscht zu sein, sich zu ärgern und sich einsam zu fühlen. Lassen Sie sich nicht von Ihrem Partner einreden, dass Sie übertreiben und hysterisch sind. Lassen Sie sich auch nicht von dem Argument „Das tue ich nur für dich!“ beeindrucken oder auf eine ferne Zukunft vertrösten, auf einen Zeitpunkt, „an dem alles anders werden wird“. Dieser Zeitpunkt wird nie kommen, wenn Ihr Partner unter einer Arbeitssucht leidet.

Tipp 4:Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr Leben

Geben Sie Ihrem Partner nicht die Schuld, wenn Sie nicht den Mut aufbringen, die Dinge zu machen, die Ihnen Spaß machen. Befreien Sie sich aus der Opferrolle und werden aktiv! Machen Sie hierzu den Test: Wie gut ist unsere Partnerschaft?

Wenn Ihr Partner sich keine Zeit für gemeinsame Unternehmungen nehmen möchte, dann unternehmen Sie alleine oder mit Freunden etwas. Achten Sie darauf, nicht in eine Einsamkeit abzugleiten. Dann haben Sie zumindest etwas getan, um Ihre Bedürfnisse zu stillen. Pflegen Sie Ihren Freundeskreis und Ihre Interessen.

Arbeitssucht ist eine Krankheit. Es bedarf mehr als nur des guten Willens Ihres Partners, um sich davon zu befreien.

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Malte schreibt am 11.03.2024

Das Problem bei der Arbeitssucht in einer Beziehung/Ehe ist, das einer darunter leidet und der andere es als genau richtig empfindet so weiter zu machen. Denn der zu viel arbeitende Partner, WILL ja soviel arbeiten. Sagt man das man damit unzufrieden ist, kommt es immer dazu, das der andere sich dazu genötigt fühlt weniger zu machen obwohl er ja mehr machen will.
Das grundsatzproblem ist: die ehe Konkuriert mit der Arbeit des Partners und für einen Workaholic, ist die Arbeit das wichtigste im leben.
Man wird bei Beschwerden darüber immer gegen den Job verlieren und aufgrund der mangelnden Einsicht, dass es eine krankheit ist, das man süchtig ist, wird man schnell der faktor, der einem vorschreiben will, was man tun soll und einen einschneidet. die ehe wird daran zerbrechen. Für einen Single ist das weniger ein Problem, er schadet nur seiner eigenen köperlichen und geistigen gesundheit. aber für einen menschen in einer beziehung oder ehe, ist arbeitssucht genau so schlimm wie alkoholsucht, sie zerstört die ehe und man ist sich keiner schuld bewusst. Meine Frau (35) Hat verschiedene Phasen im Leben hinter sich. Nach der Schule ein freies Jahr und dieses sehr genoßen, dann eine schulische Ausbildung gemacht, danach in lange Krankheit und und Reha/therapie Odysse für 4 Jahre, dann zurück auf Teilzeit ins Berufsleben. Da war noch alles gut. Bis sie das glück hatte, befördert zu werden da niemand anderes geeignet war, aufgrund des gesundheitlichten Ausfalls des Vorgesetzten. Seitdem, ist sie ein Total karriere fixitrer mensch, der nach 10 std arbeit, noch 3 std arbeit mit nach hause bringt, nur noch für die firma lebt. sie findet kein ende, hat nie feierabend, ist immer für alles und jeden erreichbar und willens, auch um 21:30 einen auftrag zu bearbeiten, der bis 22:45 dauert. ihre freizeit hat sie so angepasst, als wäre sie auf ständiger bereitschaft. Zoo besuch? unmöglich, wenn eine Email oder ein Anruf kommt, will ich sofort zur stelle sein können.
sie ist angestellte, lebt aber den alltag eines selbstständigen, mit 24/7 rufbereitschaft, angewiesenheit auf jeden noch so kleinen auftrag, dem unvermögen/unwillen "nein" zu sagen und dem ehrgeiz immer 150% zu geben, also schnell und so perfekt wie möglich fertig zu haben. nicht nur um sich zu beweisen, sondern um möglichst unersetzbar zu werden. Das ich mich beschwere, ist für sie ein hinderniss sich frei zu entfalten, das wir keinen gemeinsamen alltag mehr haben, für sie kein problem, weil die arbeit das defizit vollkommen ausfüllt


Melanie schreibt am 22.06.2021

Ich habe einen arbeitssüchtigen Vater. Ich weiss es, nur ich würde mich das innerhalb meiner familie nie ansprechen trauen. 6 Arbeitstage die Woche sind eher selten, meistens arbeitet er 7 tage, gerne bis 22 uhr. Mein ganzes Leben habe ich versucht, es ihm recht zu machen, was ich natürlich nie konnte. Heute bin ich 33 Jahre, ich habe sehr hart lernen müssen, dass ich es letzten Endes nur mir selber recht machen muss und ich ok bin, wie ich bin. Und dass ich eine eigene Meinung haben darf und diese okay ist - egal was mein vater denkt.


Sarah schreibt am 25.06.2020

Wow, du sprichst mir aus der Seele Jessica. Ich hätte das schreiben können. Es ist so ein krampfendes Gefühl in mir. Ich versuche mich abzulenken, mein Ding mit den Kids zu machen. Wir leben aneinander vorbei. Sobald ich wütend werde, kommen mal Anmerkungen von ihm, komm wir machen mal was zusammen und dann habe ich ein schlechtes Gewissen, wie ich ihm eine Arbeitssucht unterstellen kann. Und warum ich überhaupt unglücklich bin. Aber diese Momente wie mal Essen gehen, ins Schwimmbad usw. kommen evtl. 1 Mal in 3 Monaten vor wenn überhaupt. Urlaub ist nicht drin, dafür hat er keine Zeit. Alle andern sind wichtiger und denen muss und will er helfen. Wenn ich mal was sage, bin ich die die nur Nörgelt und nicht sieht was sie hat. Ich soll halt mal wieder ein halben Tag Heulen, dann beruhig ich mich wieder. Ich liebe ihn, aber bin einfach nur noch unglücklich. Selbst meine Familie, seine Mutter, meine Freunde sehen, wie er sich verhält und finden es nicht schön, aber keiner kommt an ihn ran. Er geht jedem aus dem Weg der ihm was sagen könnte. Selbst seinem bester Freund ist hat er die Freundschaft gekündigt, weil er nur nervt. Ach es ist zum verzweifeln.


Jessica schreibt am 27.03.2020

Mein Mann verlässt morgens um 6.30 Uhr das Haus und ist so ca. 21.00-22.30 Uhr wieder zu Hause.Und das jeden Tag außer Sonntags.Da ist er total erschöpft und erledigt seine arbeiten am PC.Wir haben zwei kleine Kinder 8 und 6 Jahre.Er hat zwei Jobs wobei der zweite Job nicht viel abwirft an Geld. Ich hatte schon oft mit ihm gestritten und habe ihm vorgeschlagen den zweiten Job zu lassen, da ich doch auch arbeiten gehe. So kann das einfach nicht weitergehen. Er vernachlässigt uns zu sehr. Zuletzt habe ich mich mit ihm gestritten und mit Scheidung gedroht wenn sich das nicht ändert, da war er nicht einmal bereit um die Ehe zu kämpfen.


Y.s schreibt am 12.02.2020

Mein Mann arbeitet 6 Tage die Woche ca. 14-16 Stunden ... Wir haben 3 kleine Kinder und es ist sehr schlimm für uns :( Er ist müde und gereizt seinen freien Tag benutzt er dazu mit Kunden zu telefonieren oder zu besuchen ... wäre alles noch irgendwie zu verkraften wenn er aus seinem Stress und seiner Unzufriedenheit heraus nicht ständig Streit suchen würde ... er unterstellt mir Dinge und dann meldet er sich wochenlang nicht bei mir lässt keine Nähe zu und will sich trennen ! Weil ihn unsere Ehe zerstört ?! Er ist 12 Stunden die Woche zuhause er sieht nicht das die Arbeit das Problem ist ! Er denkt wir sind es :( bin am Ende und weis nicht mehr weiter ?!!


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