Ursachen des Errötens: Warum wird man im Gesicht rot? Leseprobe aus Kapitel 4 des Ratgeber Keine Angst vor dem Erröten.
Es leiden zwar viele Menschen unter ihrem Erröten, jedoch gibt es DAS Erröten nicht. Jeder Mensch hat seine ganz indviduelle Art, wie sich sein Rotwerden entwickelt hat und wie es sich äußert.
Die einen haben nur Flecken am Hals oder auch im oberen Brustbereich, andere bekommen ein ganz rotes Gesicht, nur rote Ohren, rote Wangen oder Stirn.
Das Rotwerden kann mit weiteren körperlichen Symptomen wie Herzstolpern, Hitzewallungen, Magendruck, Schwitzen, Zittern und einem generellen Panikgefühl verknüpft sein.
Zudem hat jeder ganz bestimmte Situationen, in denen er rot wird. Das Rotwerden ist je nach Situation auch unterschiedlich stark ausgeprägt.
Je wichtiger eine Situation für uns ist, umso stärker verspüren wir Erregung und umso stärker erröten wir.
Viele unterschiedliche Faktoren können dazu beitragen, dass wir zum Erröten neigen. Meist sind mehrere Faktoren an seinem Entstehen beteiligt.
I. Körperliche Ursachen
- ererbte Faktoren
Es wird vermutet, dass bei der Entwicklung von Ängsten biologische Faktoren wie z.B die Vererbung eine Rolle spielen. Manche Menschen haben von Geburt an eine erhöhte generelle Bereitschaft, mit Angst zu reagieren.
Sie benötigen weniger Streß, um Veränderungen in Herzschlag und der Körpertemperatur zu erleben. Sie lernen Gegenmaßnahmen für angsauslösende Situationen langsamer, gewöhnen sich langsamer an neue oder veränderte Situationen.
Da Erröten oft bei Angst und Anspannung auftritt, erröten Menschen mit erhöhter Angstbereitschaft auch häufiger.
- Hautbeschaffenheit
Wir unterscheiden uns in der Dicke der Haut. Deshalb ist das Erröten auch mehr oder weniger gut sichtbar. Dünnhäutige Menschen im wörtlichen und übertragenen Sinn erröten schneller.
- Intensität
Manche Menschen erröten stärker als andere.
- Ausmaß der generellen Anspannung
Unser Körper ist so konstruiert, dass er nach Anspannungsphasen immer wieder Ruhephasen benötigt, um wieder in ein seelisches und körperliches Gleichgewicht zu kommen.
Eine chronische Anspannung führt dazu, dass wir schneller und stärker reagieren. Die Wahrscheinlichkeit zu erröten steigt.
- ungesunder Lebensstil
Wenig Schlaf, wenig körperliche Bewegung und ungesunde Ernährung führen zu Anspannung und einem körperlich/seelischen Ungleichgewicht. Dies macht uns wiederum anfälliger, bei kleinsten unangenehmen Situationen mit Erröten zu reagieren.
- körperliches Merkmal, das aus der Norm fällt
Wenn wir glauben, dass unser Körper oder bestimmte Gliedmaßen mißgebildet, zu groß oder zu klein seien, dann haben wir Angst, dies könnte von anderen entdeckt und wir deswegen abgelehnt werden.
Wir beschäftigen uns fast die ganze Zeit mit diesem körperlichem Mangel und wollen ihn verbergen. Werden wir darauf angesprochen oder glauben wir, von anderen beobachtet zu werden, bewerten wir dies als Gefahr und erröten.
II. Geschlecht
In früheren Zeiten war es gesellschaftlich erwünscht, dass Frauen erröten. Ja, das Erröten galt sogar als besonders attraktiv und schmeichelhaft.
Die gesellschaftlichen Erwartungen haben sich jedoch inzwischen verändert. Insbesondere auch die Frauen selbst erwarten von sich heuzutage, sich selbstsicher zu verhalten und keine Schwächen zu zeigen.
In wissenschaftlichen Untersuchungen gibt es widersprüchliche Zahlen darüber, ob Männer oder Frauen stärker betroffen sind. Viele Männer sehen ihr Erröten jedoch als wesentlich schlimmer an, einfach weil sie glauben, dass man besonders als Mann nicht erröten sollte.
III. Alter
Das Erröten wird frühestens ab dem Alter von 5 Jahren zu einem Problem. Dies hängt damit zusammen, dass wir uns erst ab diesem Zeitpunkt Gedanken darüber machen, wie wir auf andere wirken.
Außerdem beginnen wir erst dann zu verstehen, weshalb unpassendes Verhalten Lachen und Hänseleien hervorrufen kann. Wir erleben, dass unser Verhalten als peinlich und Erröten von anderen als Zeichen von Verlegenheit angesehen wird. Deshalb versuchen wir von dort an, Verlegenheit und Erröten zu vermeiden.
Meist tritt Erröten zum ersten Mal zwischen dem 9. und 13. Lebensjahr auf. In der Jugendzeit verschärft es ist häufig und zwar meist bei ohnehin schüchternen Menschen. Wir machen uns in diesem Alter Gedanken darüber, was andere von uns denken könnten - selbst wenn sie gar nicht anwesend sind. Wir haben Angst, uns falsch zu verhalten.
Zudem ist dies ohnehin eine Zeit großer Verunsicherung. Wir sind keine Kinder mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Besonders was das andere Geschlecht betrifft, sind wir unsicher, wie wir Kontakt aufnehmen oder ein Rendezvouz verabreden sollten.
Auf unsere Verliebtheit angesprochen zu werden, kann uns ebenfalls eine starke Röte ins Gesicht treiben und zu einem traumatischen Erlebnis werden.
In den seltensten Fällen hört die Neigung zu erröten von alleine auf. Das Erwachsenwerden, beruflicher und privater Erfolg sind keine Garantie dafür, dass wir das Erröten überwinden.
"... Ich leide unter dem verdammten Rotwerden. Ich bin 43 Jahre und werde es wohl noch im Alter haben...."
Auch im Erwachsenenalter kann sich das Erröten noch zum Problem entwickeln, meist jedoch vor Mitte 20.
IV. Psyche
- Erziehung
Ein ängstlich-überbehütender, aggressiv-abwertender oder Perfektion erwartender-kritisierender Erziehungsstil eines oder beider Elternteile verhindert, dass wir lernen, uns zu vertrauen und Selbstsicherheit entwickeln.
Wir lernen auch nicht, wie man mit Ängsten umgeht und sie überwindet. Als Erwachsene neigen wir dann dazu, unsere Fähigkeiten, mit Situationen und unseren Gefühlen klarzukommen, zu unterschätzen. Wir sehen in Fehlern eine Bedrohung unserer Person.
Auch ängstliche Eltern können uns als Vorbilder dienen, ähnliche Persönlichkeitszüge zu entwickeln.
- Eigenschaften, Verhaltensweisen, die aus der Norm fallen oder von der Umgebung abweichen
Weisen wir als Kinder oder unsere Eltern Eigenschaften oder Verhaltensweisen auf, die von der Norm abweichen (z.B. Dialekt, Alkoholabhängigkeit, bestimmte Volksgruppe, Religion oder Schicht), dann werden wir möglicherweise von unserer Umwelt abgelehnt und/oder lehnen uns selbst ab.
Wir sind unsicher im Kreise anderer und damit werden die Anspannung und die Wahrscheinlichkeit, zu erröten, erhöht.
- Trauma
Ein einziges Erlebnis, das wir als sehr unangenehm bewerten, kann genügen, dass wir von diesem Tag an ähnlichen Situationen aus dem Weg gehen oder sie nur mit massiven Angstbeschwerden angehen können.
Sehr viele Menschen berichten beispielsweise von traumatischen Erlebnissen beim Vorsingen, Gedicht aufsagen, freien Sprechen. Sie verbinden von diesem Zeitpunkt ab mit diesem Ereignis, bloßgestellt, ausgelacht und gedemütigt zu werden.
>>> Weiterlesen im Ratgeber Keine Angst vor dem Erröten
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Kapitel 1
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Kapitel 5
Das Rotwerden ist von uns selbst veranlasst
Kapitel 7
Zu Veränderung entschieden?
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