Mit dem Erröten gelassener umgehen. Leseprobe aus Kapitel 10 des Ratgebers Keine Angst vor dem Erröten.
Es gibt für niemanden eine hundertprozentige Garantie dafür, dass er niemals rot werden wird.
Auch Sie werden, selbst wenn Sie alle Strategien, die ich Ihnen vorschlage, einsetzen, wahrscheinlich ab und zu rot werden.
Für diese Situationen wollen wir nun Vorbereitungen treffen. Sie wissen bereits: Rotwerden ohne zu leiden ist möglich.
Sie entscheiden mit Ihrer Bewertung darüber, wie Sie sich mit der Röte fühlen, ob die Rötung sich noch verstärkt und wie lange die Röte bleibt.
Sie müssen also zunächst einmal herausfinden, wie Ihr Selbstgespräch aussieht, wenn Sie erröten. Begeben Sie sich hierzu in Gedanken ganz bewußt in die letzte Situation, in der Sie errötet sind.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Röte in sich aufsteigen spürten? Wie haben Sie sich gefühlt und verhalten?
Notieren Sie Ihre Beobachtungen am besten einmal im ABC der Gefühle. Falls Sie überhaupt noch keine Gedanken bei sich finden können, dann ist dies nicht tragisch.
Lesen Sie weiter und stellen Sie sich lediglich vor, Sie würden so denken, wie ich es nun beispielhaft aufführe.
A Situation
Was passiert? Was nehme ich wahr?
(z.B. Ich spüre die Röte in mir aufsteigen.)
B Bewertung
Was denke ich darüber? Bin ich in Gefahr oder nicht?
(z.B. Entsetzlich, Schon wieder. Es wird immer schlimmer. Blamage. Was denken die anderen von mir. Sie werden mich abblehnen und mich für unfähig halten.)
C Gefühle, Körperreaktion, Verhalten
Wie fühle ich mich, wie reagiert mein Körper, wie verhalte ich mich?
(z.B. Wut, Angst, zunehmendes Erröten, Hitzegefühl im Gesicht, kann mich nicht mehr auf meinen Satz konzentrieren, stottere)
Können Sie erkennen, dass Ihr Körper bei einer solch "lebensgefährlichen" Bewertung mit einer Erhöhung der Anspannung und Temperatur reagieren muss?
Dann ist auch klar, dass Sie eine andere Bewertung finden müssen, bevor Ihr Rotwerden abnehmen und Sie die Situation weniger unangenehm erleben können.
Sie müssen nach einer Bewertung suchen, die Ihrem Körper Entwarnung gibt. Wie wäre es beispielsweise damit:
Was soll´s. Wahrscheinlich werde ich jetzt rot. Ich führe einfach mein Gespräch weiter, schaue meinem Gegenüber ins Gesicht und bleibe ruhig und gelassen. Mein Körper arbeitet an der Abkühlung. Sie wird kommen und die Röte zurückgehen.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie bei solchen Gedanken lockerer bleiben könnten?
Dann kommt bei Ihnen jetzt wahrscheinlich nur der Einwand auf, dass Sie so nicht denken können, weil es für Sie einfach ausgesprochen schlimm ist, rot zu werden. Und dass Sie sich schließlich nichts vormachen wollen.
Ich kann diesen Einwand gut verstehen, denn Ihr Gefühl steht im Augenblick tatsächlich im Widerspruch zu dieser neuen Einstellung.
Doch es bedeutet nicht, dass Sie sich diese neue Einstellung nicht aneignen können.
Wann immer wir eine alte Gewohnheit aufgeben, durchlaufen wir 5 Phasen des Umlernens.
Lassen Sie uns diese Phasen einmal am Beispiel der Einstellung zum Rotwerden durchspielen.
1. Theoretische Einsicht
2. Übung
4. Übereinstimmung zwischen Kopf und Bauch
5. Neue Gewohnheit
Im Augenblick müssen Sie also einen Widerspruch verspüren, wenn ich Ihnen neue Einstellungen zum Rotwerden vorschlage.
Es gibt leider keine Möglichkeit, diese dritte Stufe <Widerspruch zwischen Kopf und Bauch> zu überspringen.
Sie müssen "ungläubig" reagieren, weil Sie so lange so negativ über das Rotwerden gedacht haben und damit auch negative Gefühle damit verknüpft haben.
Sie müssen den Eindruck haben, ich schlage Ihnen eine Strategie vor, die Sie auf keinen Fall umsetzen können.
Ja, vielleicht denken Sie sogar, Sie seien ein besonders aussichtsloser Fall, weil Sie nicht gleich eine Erleichterung verspüren.
Oder aber Sie zweifeln an meiner Kompetenz, "Ihnen eine solch wirkungslose Technik der Gedankenmanipulation vorzuschlagen".
Dennoch ist die Gedankenbeeinflussung eine der wirkungsvollsten Strategien.
Sie setzen diese bereits ein, indem Sie das Rotwerden negativ bewerten und sich Furcht erzeugen. Sie selbst können damit über Ihre Gefühle und Ihre körperlichen Reaktionen bestimmen.
Sie benötigen lediglich die Bereitschaft, sie so lange einzusetzen, bis Ihr altes Gedanken- und Gefühlsprogramm gelöscht ist.
Das Ermutigende und Positive dabei ist, dass es eine hundertprozentige Garantie gibt: Wenn Sie Ihre Bewertung des Rotwerdens verändern, müssen sich mit der Zeit auch Ihre Anspannung und Ihre Röte reduzieren.
Sie benötigen nur ein wenig Geduld und die Bereitschaft, das neue Programm immer wieder einzusetzen.
Im Grunde genommen wissen Sie bereits, wie das mit dem Umlernen abläuft. Haben Sie nicht auch schon einmal eine vertraute Gewohnheit umgestellt und sich am Anfang ganz schön unwohl gefühlt?
Haben Sie sich beispielsweise angewöhnt, Kaffee ohne Zucker zu trinken, weniger Salz zum Würzen zu nehmen, oder haben Sie das Rauchen oder Trinken aufgegeben?
Sind Sie schon einmal auf eine andere Automarke umgestiegen oder in England bei Linksverkehr gefahren?
Dann haben Sie immer eine Phase durchlaufen, in der Ihr Gefühl Ihnen sagte, dass Sie etwas Falsches oder Unangenehmes tun, denn unser Körper ist sehr konservativ.
Er will das behalten, was wir ihm einmal beigebracht haben - gleichgültig ob es ihm guttut oder schadet, richtig oder falsch ist.
Seine Einwände, d.h. das Gefühl, etwas Falsches zu tun, sind eine Art Schutzvorrichtung, um uns vor Neuem zu warnen und dabei die alten Erfahrungen und Bewertungen miteinzubeziehen. Sie sollen es uns erleichtern, einmal Erlerntes ohne langes Nachdenken immer wieder auszuführen.
>>> Weiterlesen im Ratgeber Keine Angst vor dem Erröten
Weitere Leseproben
Kapitel 1
Es war einmal ein kleines Mädchen ...
Kapitel 4
Warum gerade ich?
Kapitel 5
Das Rotwerden ist von uns selbst veranlasst
Kapitel 7
Zu Veränderung entschieden?
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