Zur Veränderung entschieden?

Hat das Rotwerden im Gesicht auch Vorteile? Leseprobe aus Kapitel 7 des Ratgeber Keine Angst vor dem Erröten.

Zur Veränderung entschieden?
© PAL Verlag, unter der Verwendung eines Fotos von Annie Spratt, unsplash.com

Leseprobe Kapitel 7

Wir sind kurz vor dem Ende von Teil I. Sie wissen jetzt, weshalb Sie erröten, und dass Sie Einfluß auf Ihr Erröten und die Furcht vor dem Erröten haben.

Es bleibt für Sie zu entscheiden, ob Sie lernen möchten, anders mit dem Erröten umzugehen und all Ihre positiven Einflußmöglichkeiten auf Ihren Körper zu nutzen.

Vielleicht wenden Sie ein "Das ist doch selbstverständlich, sonst hätte ich mir das Buch ja erst gar nicht gekauft".

Doch so selbstverständlich ist diese Entscheidung nicht. Es kommen mit dieser Entscheidung sowohl Kosten als auch Nutzen auf Sie zu, die wir zuvor noch genauer betrachten wollen.

Alle Menschen leben nach dem Prinzip, in ihrem Leben möglichst viele positive Erfahrungen zu machen (Nutzen) und negative möglichst zu vermeiden (Kosten).

Was positiv und negativ für uns ist, bestimmt jeder von uns selbst. Häufig stimmen kurzfristiger und langfristiger Nutzen nicht überein.

Was würden Sie auf die Fragen antworten:

Welchen Nutzen und welche Gewinne bringt Ihnen die Furcht vor dem Erröten? Welche Gelegenheiten sind Ihnen entgangen oder haben Sie nicht voll ausgeschöpft aufgrund Ihrer Furcht (Kosten/Verluste)?

Beginnen wir mit dem Nutzen. Als kleinen Anhaltspunkt gebe ich Ihnen die Liste von Frau D., einer Klientin:

Nutzen: Meine Furcht vor dem Rotwerden hilft mir dabei,

  • das Erröten und damit Ablehnung und Auslachen durch andere zu verhindern, denn ich meide von vornherein viele Situationen.
  • mein Alleinsein zu rechtfertigen.
  • als zurückhaltend, bescheiden und anspruchslos dazustehen.
  • Konflikte mit anderen, die sich aus einem Gespräch ergeben könnten, zu vermeiden.
  • mich vor Selbstvorwürfen zu schützen, im Gespräch etwas Falsches zu sagen, denn ich meide den Kontakt von vornherein.
  • dass andere meine Minderwertigkeit nicht erkennen, denn ich meide es, im Mittelpunkt zu stehen.
  • zu verhindern, dass andere mich ablehnen. Würde ich mir mehr zutrauen, würde ich anderen nicht mehr gefallen.

Kosten: Meine Furcht vor dem Rotwerden schadet mir, weil

  • ich zunehmend den Kontakt zu den Menschen verliere.
  • ich immer unsicherer werde und immer weniger gewohnt bin, mit anderen zusammenzusein.
  • ich im Beruf viele meiner Fähigkeiten und Ideen nicht zeige und deshalb auch nicht eine meinen Fähigkeiten entsprechende Position innehabe.
  • ich immer mehr Situationen meide.
  • ich mich immer nur um mein Rotwerden sorge.
  • ich nichts spontan tun kann.
  • ich keinen Partner gefunden habe.
  • ich Beruhigungstabletten nehme.
  • ich oft sehr verzweifelt bin und an Selbstmord denke.
  • ich viele Fragen nicht stelle und deshalb  nicht vom Wissen anderer profitieren kann.
  • ich mich kaum auf ein Gespräch konzentrieren kann, denn ich beschäftige mich immerzu mit meinem Erröten.
  • mich andere nicht näher kennenlernen können, denn ich gehe ihnen wegen meines Errötens aus dem Weg.
  • weil ich zu unrecht von anderen als unnahbar, kalt und arrogant angesehen werde.

Frau D. fühlte sich hin- und hergerissen. Sie befand sich in einem Konflikt. Einerseits wollte sie ihre Furcht vor dem Rotwerden unbedingt loswerden, andererseits hatte sie aber auch Angst vor den Konsequenzen.

Sie lenkte ihren Blick besonders stark auf den Nutzen, den Sie mit der Furcht verband: "Ohne Furcht, gebe ich meine Meidung auf, werde erröten und deshalb abgelehnt werden, ausgelacht werden und mich als Versager fühlen. Das kann ich nicht aushalten".

Bevor sie sich für eine Veränderung entscheiden konnte, musste sie sich noch deutlicher die Nachteile vor Augen führen, wenn sie weiterhin mit Furcht durchs Leben laufe.

Sie musste prüfen, ob die vermeintlichen Kosten einer Veränderung tatsächlich so hoch sind, und überlegen, wie sie diese verringern könnte. Und sie musste sich vor allen Dingen darauf konzentrieren, wie viel positiver ihr Leben ohne Furcht vor dem Erröten verlaufen könnte.

Nun, liebe Leserin, lieber Leser, sind Sie an der Reihe. Im Augenblick sehen Sie höchstwahrscheinlich noch mehr Nachteile als Vorteile darin, Ihre Furcht vor dem Erröten aufzugeben.

Sie glauben, wenn Sie Ihre Furcht aufgeben, dann wird Schlimmes passieren. Sie sehen es als Risiko an, neue Schritte zu wagen.

Um dauerhafte Veränderungen zu bewirken, müssen Sie Ihr früheres Verhalten, Ihre Meidung mit Nachteilen und Ihr neues Verhalten mit Vorteilen verknüpfen und zwar so lange, bis es fest verankert ist.

Je stärker Sie spüren, wie Ihre Furcht vor dem Erröten Sie leiden läßt, und je stärker Sie spüren, was Sie ohne diese Furcht alles Positive erleben können, desto mehr Kraft und Energie zur Veränderung werden Sie bekommen.

>>> Weiterlesen im Ratgeber Keine Angst vor dem Erröten

Weitere Leseproben

Einleitung

Kapitel 1
Es war einmal ein kleines Mädchen ...

Kapitel 4 
Warum gerade ich?

Kapitel 5
Das Rotwerden ist von uns selbst veranlasst

Kapitel 10
Ich bin rot - na und!

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