Auf dich kann man zählen – 5 Tipps, wie du integer lebst

Wer sich integer verhält, auf den ist Verlass, er ist ehrlich und vertrauensvoll. Doch stellt der Alltag unsere Integrität oft auf die Probe. In diesem Beitrag erfährst du 5 Tipps, wie du für deine Werte und Vorstellungen einstehst.

Auf dich kann man zählen – 5 Tipps, wie du integer lebst
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von Getty Images.com

Kennst du Menschen, denen du blind vertrauen würdest? Ja? Dann überlege dir, warum das so ist? Was zeichnet diese Menschen aus? Und andersherum, wem würdest du auf keinen Fall dein Vertrauen schenken? Und warum nicht? Und wie sieht es mit dir aus: Würdest du dich als vertrauensvoll und verlässlich einschätzen? Können andere auf dich zählen und stehst du für das, was du sagst? Wenn ja, dann verkörperst du Integrität. 

Wer sich integer verhält, vereint damit moralische und ethische Werte, die unser Miteinander positiv beeinflussen, wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Loyalität, Treue, Verlässlichkeit. Deswegen spielt die Integrität in vielen Bereichen des Lebens, in denen Menschen aufeinandertreffen, eine große Rolle – auch wenn das nicht immer offensichtlich ist. Das geht vom familiären Alltag oder der Partnerschaft über den Freundeskreis, bis hin zu Beruf oder einem Engagement für die Gesellschaft. Die Formel ist ganz einfach:

Wer integer ist, sagt, was sie oder er meint und hält sich daran. 

Wer integer handeln will, steht oft vor einem emotionalen Dilemma

Gleichzeitig setzt Integrität eine große innere Kraft und Standfestigkeit voraus und deshalb wird unsere Integrität tagtäglich auf die Probe gestellt, wenn es darum geht, unsere Entscheidungen abzuwägen. Dann geht es meistens darum, ob wir unsere Interessen und Bedürfnisse vor die der anderen stellen, ob wir nachgeben oder beharren, ob wir unsere Meinung durchsetzen oder ändern und damit riskieren, ein gegebenes Versprechen zu brechen. In dieser Situation haben viele von uns nicht selten das Gefühl, vor einem Dschungel an Möglichkeiten zu stehen und nicht erkennen zu können, welches Verhalten richtig und falsch ist, welche Konsequenzen sie auslösen und wie sie das emotional aushalten können. Wie kann es gelingen, dabei den inneren Kompass nicht zu verlieren?

Wie entsteht unsere Integrität und wodurch wird sie gefördert?

Schon in frühester Kindheit wird die eigene Integrität von unterschiedlichsten und sich oftmals widersprechenden äußeren Einflussfaktoren geformt. Denn Integrität ist kein angeborenes Verhalten, wir lernen es von anderen bzw. durch Nachahmung. Unsere Erziehung, aber auch gesellschaftliche und kulturelle Regeln spielen dabei eine große Rolle, aber auch Freunde, Vorbilder, Medien und nicht zuletzt die religiösen Prägungen. Die meisten von uns haben als Kinder gelernt, dass jemanden zu verpetzen kein integres oder loyales Verhalten ist (auch wenn es wahrscheinlich nicht so genannt wurde). Doch im Bewusstsein dessen standen sicher viele von uns mehr als einmal vor der Entscheidung, ob sie es dennoch tun sollten – etwa, weil sie mitbekamen, dass jemand etwas getan hatte, das eine andere gesellschaftliche Regel gebrochen hatte, beispielsweise zu stehlen oder etwas kaputt zu machen. 

Dann taten wir gut dran, uns an jemanden zu wenden, der uns in dieser Dilemmasituation beriet oder besser noch Lösungswege aufzeigte und vorlebte. So konnten wir Schritt für Schritt lernen, wie sich ein integres Verhalten auf die konkrete Situation, auf unser Gefühlsleben und auf unsere Umgebung auswirkte und wie sich andere in der Folge uns gegenüber verhielten. 

Anders ausgedrückt: Kinder handeln nach Prinzipien, die sie an Erwachsenen sehen. Diesen Zusammenhang zwischen integrem Handeln und Vorbildern zeigte der Wiener Psychologe Walter Mischel bereits in den 1960er Jahren in Studien. Dabei ging es darum, dass Eltern und Kinder gemeinsam bestimmte Aufgaben vollbrachten und sich dafür belohnten. Das Ergebnis: Egal, welche Leistungsbereitschaft die Eltern von ihren Kindern während der gemeinsamen Arbeit forderten, die Kinder ahmten in einem zweiten Durchgang, in dem sie allein waren, das Verhalten ihrer Eltern nach und zeigten dieselben Ansprüche an sich und dasselbe Belohnungsverhalten wie das, das ihre Eltern ihnen im gemeinsamen Durchgang vorgelebt hatten. Stellten die Eltern an sich selbst nicht dieselben hohen Ansprüche wie an ihren Nachwuchs, erzeugten sie trotz Ansporn keinen Effekt, sobald die Kinder nicht mehr kontrolliert wurden.

Was geschieht, wenn die Integrität abhanden kommt?

Auch im Erwachsenenleben können wir uns aus diesem Werkzeugkasten an Erfahrungen und Ressourcen bedienen. Aber was ist, wenn wir keine Unterstützung bei der positiven Entwicklung unserer Integrität bekommen haben oder uns jemand in eine negative Richtung gelenkt hat? Ohne ein Gespür für ein integres Verhalten fühlen wir uns ein Leben lang bei allen Arten von moralischen Entscheidungen schnell überfordert oder lassen Gefühle wie Ängste, ein schlechtes Gewissen oder Wut anstelle von Wertschätzung, Verlässlichkeit oder dem Willen zur Lösung treten. So laufen wir Gefahr, in eine Negativ-Spirale aus schlechten Gefühlen und Erfahrungen zu geraten, aus der wir uns nur ganz schwer befreien können. 

Im Übrigen handeln Menschen, die nicht integer sind, keineswegs gewissenlos – im Gegenteil: Sie verhalten sich gegen ihr Gewissen. Und das erzeugt in ihnen Schuldgefühle. Um diese innere Zerrissenheit zu ertragen, fangen sie oft an, ihr Verhalten zu rechtfertigen oder eine Geschichte zu erfinden, ein sogenanntes Narrativ, das ihr Verhalten rechtfertigt. Nicht selten erfinden sie eine Opfer-Erzählung, die sie, um alle möglichen Anschuldigungen schon im Vorfeld auszuschließen, sich selbst und anderen immer wieder präsentieren können. Nach dem Motto: Es ist so ungerecht, dass immer die anderen das große Stück vom Kuchen abbekommen. Jetzt sind sie auch endlich mal dran, sich dies oder jenes zu nehmen.

Sie „rationalisieren“ ihr nicht integres Verhalten, wie es in der Psychologie genannt wird. Und damit manipulieren sie bewusst oder unbewusst sich selbst und ihre soziales Umfeld. Gleichzeitig sind sie ohne den inneren Kompass anfällig für Versuchungen und Manipulationen anderer. Sie sind das Fähnchen im Wind und gelten schnell als bestechlich.

So lebst du deine Integrität im Alltag

Mal ehrlich: Wer von uns hat nicht schon einmal falsch geparkt, ohne einen Parkschein zu lösen, oder vielleicht ein ganz klein bisschen in der Steuererklärung geschummelt? Natürlich ist das kein integres Verhalten, denn wir wissen ja, dass wir damit – wenn auch nur im Kleinen – gegen unser Wertesystem verstoßen und für unsere Gemeinschaft sinnvolle Regeln brechen. Und wir müssen uns fragen, was geschehen würde, wenn das alle tun würden, mehr noch, wenn sich andere an unserem Vorbild orientieren. 

Und doch ist die Frage, ob wir dadurch insgesamt unsere Integrität verlieren, nicht so einfach zu beantworten. Denn es kommt immer auch auf die Bewertung der Umstände an. Vielleicht haben wir jemanden aus dem Krankenhaus abgeholt, der an der Hüfte operiert wurde und nicht gut laufen konnte. Deshalb haben wir das Auto für kurze Zeit im Parkverbot abgestellt. Und vielleicht ist uns die Falschangabe in der Steuererklärung erst im Nachhinein aufgefallen, wir hatten Angst, bei der Nachmeldung zu viel durcheinanderzubringen, werden es aber im nächsten Jahr richtig machen.

Wichtig ist also nicht so sehr das einzelne Verhalten, sondern zum einen, wie du es selbst bewertest: Rechtfertigst du dich oder gibst du vor dir selbst und anderen deinen Fehler zu? Und zum anderen, wie du mit den Konsequenzen umgehst: Zahlst du den Strafzettel oder beschwerst du dich, dass das Krankenhaus keine Abholer-Parkplätze bereitstellt? Bist du bereit, die Steuernachzahlung zu akzeptieren oder redest du dich raus, dass das eh alle tun?  

Integrität fängt immer bei dir selbst an: Wenn du dich integer verhältst, wirst du auch deine eigenen Fehler zugeben, du wirst aus ihnen lernen und so ein aufrichtiges Leben üben. Es lohnt sich, dein Verhalten immer wieder aufs Neue daraufhin zu überprüfen und Integrität zu üben. So wirst du Schritt für Schritt zu einer Person, auf die andere bauen und mit der andere zusammensein wollen. Und das ist Erfolgsfaktor, nicht nur im Beruf, sondern im ganzen Leben.

5 Tipps für integres Verhalten

Tipp 1: Gib nur Versprechen ab, die du einhalten kannst

Natürlich kannst du das nie garantieren. Das Leben hält zu viele Unwägbarkeiten bereit. Aber es ist ein Unterschied, ob du zu einer Verabredung nicht kommst, weil du zwei Stunden im Stau stehst oder weil du dich wieder mal im Büro verquatscht hast und viel zu spät aufgebrochen bist. 

Tipp 2: Gestehe dir und anderen deine Fehler ein

Nur, wenn es dir gelingt, offen mit deinen Fehlern umzugehen, können andere dein wahres Ich erkennen. Nur dann bist du authentisch und legst den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung. Das heißt im Übrigen nicht, dass du dich ständig vor anderen offenbaren und immer deine Fehler und Schwächen voranstellen musst. Denn das würde einen unausgewogenen Eindruck von deinem Charakter vermitteln, zu dem sicher auch viele positive Eigenschaften zählen. Aber du solltest dazu bereit sein, wenn es darauf ankommt.

Tipp 3: Sag, was du denkst, und setz es in die Tat um

Wir alle werden gemessen an unseren Worten und Taten. Dieses alte Sprichwort zeigt deutlich, worauf es bei integrem Handeln ankommt. Der Fachausdruck dafür ist auch kongruentes Verhalten, also ein Verhalten, das für andere stimmig und nachvollziehbar ist und sie nicht enttäuscht. Dann können sie auf dich zählen. Andersherum: Wenn deine geäußerten Absichten von deinem Verhalten abweichen, verunsicherst du andere. Das geschieht im Übrigen auch, wenn du dir dessen gar nicht bewusst bist, sondern dich aus Gewohnheit so verhältst. Dann wunderst du dich, warum andere sich von dir abwenden.

Tipp 4: Steh zu den Menschen, die dir wichtig sind

Viele Menschen tun sich schwer, andere mit all ihren Macken und Fehlern zu ertragen, und wenden sich viel zu schnell von ihnen ab, sobald etwas schiefläuft. Meist tun sie das, weil sie befürchten, selbst mit hineingezogen zu werden in das, was schiefläuft, oder einen Makel davonzutragen. Doch gute Beziehungen bauen genau darauf auf, nicht wegzugehen, sondern zu bleiben und zu den Menschen zu stehen, sie zu unterstützen. Das schließt eine kritische Haltung und selbst eine kontroverse Auseinandersetzung nicht aus. Wichtig ist, die Beziehung nicht zu verlassen. Wenn dir das gelingt, zeigst du große Integrität.

Tipp 5: Bleib standhaft

Charakterstärke offenbart sich immer dann, wenn die Situation schwierig wird, wenn es ein Für und ein Wider gibt, wenn die Alternative mindestens ebenso verlockend ist wie der eingeschlagene Weg. Klar, es kann Situationen geben, in denen es sinnvoller ist, von dem abzuweichen, was du dir vorgenommen hast. Doch wenn du deinen Standpunkt ständig wechselst, machst du es anderen schwer, dir zu folgen und dich zu verstehen. Frag dich also, ob es das Risiko wirklich wert ist.

Übung: Die Rede aus der Zukunft

Integrität hat viel damit zu tun, mit deinem Handeln deinen Werten und Idealen zu folgen. Dazu musst du dir zunächst bewusst machen, wofür du stehst und was du genau verkörpern willst. Ein Trick und eine Übung, um dir das selbst klarzumachen ist, eine Lobrede auf dich zu schreiben, in der du von einem fiktiven Zeitpunkt in der Zukunft zurückblickst auf deine Lebensleistungen. Frage dich:

  • Was zeichnet mein Leben aus?
  • Was beschreibt meinen Charakter?
  • Was ist mir gelungen?
  • Welche Hürden habe ich überwunden und welche Wendepunkte überschritten?
  • Wie habe ich auf andere gewirkt, wie haben sie mich wahrgenommen?

Wichtig dabei ist, dass du ein gutes Bild von dir zeichnest, das dich so darstellt, wie du gerne sein möchtest. So findest du zu deinen Werten – zu dem, was dich auch in der Gegenwart leitet, um integer zu leben.

Wie hilfreich war der Beitrag für dich?
4.52 Sterne (87 Leserurteile)

Dein Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.

Bitte die zwei gleichen Bilder auswählen:

  
Inhalt des Beitrags 
 Wer integer handeln will, steht oft vor einem emotionalen Dilemma
 Wie entsteht unsere Integrität und wodurch wird sie gefördert?
 Was geschieht, wenn die Integrität abhanden kommt?
 So lebst du deine Integrität im Alltag
 5 Tipps für integres Verhalten
 Übung: Die Rede aus der Zukunft
Weitere Beiträge
 Persönlichkeitstest: Bin ich offen und besitze ich Fantasie?
 Angst vor Nähe
 Angst zu vertrauen