Herausforderungen – #66

Du wirst immer wieder an den Punkt kommen, wo das Leben für dich schwer Erträgliches bereithält. Und nun – was dann? Das erfährst du in diesem Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis".

Herausforderungen – #66
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Es waren die Kolleg:innen aus der Betriebspsychologie, die Coaches für Führungskräfte, die als erste Schwierigkeiten auf dem Lebensweg als Herausforderungen bezeichneten. Schwierige Situationen, Tage, an denen vermeintlich alles schiefläuft, waren für sie einfach: Herausforderungen!

„Ok“, sagen da viele meiner Patientinnen und Patienten, wenn auch ich ihnen diesen Gedanken nahebringen möchte, „bei Schwierigkeiten, da kann ich das ja noch akzeptieren. Aber bei all den auf mich einprasselnden Widrigkeiten, Unfällen, Krankheiten, Verlusten, echten Problemen, da hört der Spaß bei mir auf! Da sehe ich nichts Herausforderndes mehr drin. Da sehe ich nur noch, dass da was ist, was da nicht sein sollte und was mich dran hindert, glücklich zu sein!“

Ja, du wirst tatsächlich immer wieder an den Punkt kommen, wo das Leben für dich schwer Erträgliches bereithält.

Und nun – was dann?

Change it, love it or leave it!

Die Herausforderung besteht darin, dich für eine dieser drei konstruktiven, hilfreichen Möglichkeiten zu entscheiden: Change it, love it or leave it! Kannst du das, was da ist, ändern? Kannst du das, was da ist, akzeptieren und einfach da sein lasse? Oder kannst du das, was da ist, aus deinem Leben verabschieden?

Bei allen drei grundsätzlichen Optionen stellt sich nun aber die herausfordernde Frage:

  • Habe ich bereits die Möglichkeiten, das Können und das Wissen an Bord, um die Situation zu ändern?
  • Habe ich bereits die Möglichkeiten, das Können und das Wissen an Bord, um die Situation zu akzeptieren?
  • Habe ich bereits die Möglichkeiten, das Können und das Wissen an Bord, um die Situation aus meinem Leben zu verabschieden?

Raus aus der Opferrolle – rein ins Lernen!

Meistens ist genau das nicht der Fall. Und hier stellt sich nun die Herausforderung, den nächsten Reifungsabschnitt deiner persönlichen Lebensreise zu betreten – oder zu verweigern. Die Verlockung besteht häufig darin, bei ganz besonders schwierigen, neu eingetretenen Lebenssituationen, bei gerade in deinem Leben stattfindenden massiven negativen Ereignissen in die Opferrolle zu schlüpfen: "Wäh, mir geht es so schlecht, weil …" oder "Mir kann es doch angesichts von … gar nicht gut gehen!"

Deine Wachstumschance besteht nun genau darin, das zu lernen, was du bisher noch nicht gelernt hast. Die Herausforderung einer jeden problematischen Lebenssituation liegt darin, genau diese Fähigkeiten zu entwickeln, die du bisher noch nicht an Bord hattest, um die Situation

  • zu bewältigen,
  • zu akzeptieren
  • oder zu verlassen.

Sag ja, zu dir selbst!

Nicht geringer ist die Herausforderung, wenn es gerade besonders gut läuft in deinem Leben. Kannst du es ertragen, dass gerade alles so ist, wie du es dir wünschst, ohne es selbst zu sabotieren? Hast du die Selbstliebe und Selbstwertschätzung, die es braucht, um dir zuzugestehen, dass du es verdient hast, dass es dir gerade so gut geht?

Jetzt besteht die Herausforderung für dich darin, diese Situation zu nutzen, als Gelegenheit zu wachsen. Ja zu sagen zu dir selbst. Dich zu konfrontieren mit deinem manchmal zu geringen Überzeugtsein von: "Ja, ich bin liebenswert und ich habe es verdient, dass es mir gut geht!" Nimm die Herausforderung an zu wachsen, um mehr und mehr Fülle in deinem Leben entspannt und gelassen aushalten zu können. Konfrontiere dich selbst mit der Frage: "Wer bist du, dass du nicht glücklich sein dürftest?"

Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an für dich, wenn du gerade Misserfolge erlebst und dir nichts sehnlicher wünschst als eben den Erfolg, die Anerkennung, die Gesundheit, den Reichtum zu haben, den andere gerade haben. Doch genau das üben wir ganz oft ein in den Therapiesitzungen: Danke zu sagen, wenn du gelobt wirst. Lob aktiv anzunehmen, wenn es dir gegeben wird. Mit meinen Patientinnen und Patienten übe ich als wichtiges Handwerkszeug ein, z. B. solche Dinge zu sagen wie: "Ja, es freut mich, dass ich das jetzt erreicht habe, ich habe mich auch sehr darum bemüht", anstatt das Lob abzuwerten, kleinzureden, nicht anzunehmen oder im schlimmsten Falle den eigenen Erfolg wieder zunichtezumachen.

Deine Challenge

Es ist eine traurige Tatsache, dass Menschen, die meinen, sie hätten so viel Glück nicht verdient, wie sie es gerade eben erfahren, immer wieder Wege finden, es auch wieder zu zerstören. Und dabei ist es ziemlich egal, ob es sich um eine besonders glückliche Beziehung handelt, um den begehrten neuen Job oder gar plötzlich durch Erbschaft oder Gewinn eine große Summe Geld zur Verfügung zu haben. Worauf es ankommt, ist, die Herausforderung zu erkennen, die in den neuen positiven Möglichkeiten liegen, und zu lernen, damit angemessen umzugehen.

Das modische Wort Challenge kann uns helfen, unsere Entwicklungsmöglichkeiten jeden Tag zu erkennen. Ja, dein Leben bewegt sich von Challenge zu Challenge – von Herausforderung zu Herausforderung.

Deine Lebensfreude wird dir weder in guten Zeiten noch in schlechten Zeiten verloren gehen, wenn du bereit bist, ab jetzt alles, was dir widerfährt, von morgens bis abends, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt als Challenge zu sehen, als Herausforderung zu wachsen.

Wachse zu mehr und mehr Zufriedenheit und Lebensfreude.

So entscheide dich JETZT, jede Herausforderung des Lebens anzunehmen. Sowohl die Herausforderungen, Widrigkeiten zu bewältigen als auch die Herausforderungen, Glück zu genießen und bewusst damit umzugehen. Gelassenheit, Selbstwertschätzung und Urvertrauen helfen dir dabei.

Genieße dein Leben, genieße jede Herausforderung

Dein

Gert Kowarowsky

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