Fülle durch Leere – #79

In diesem Beitrag der Serie "Erfahrungen aus der Praxis" geht es darum, in deinem Leben aufzuräumen und Platz zu machen für die wesentlichen Dinge. Du erhältst Hilfestellungen, um sofort damit anzufangen und viel für dich zu gewinnen.

Fülle durch Leere – #79
© PAL Verlag, unter Verwendung einer Illustration von Christina von Puttkamer

Bei der systematischen Problemanalyse und der Suche nach Lösungen bitte ich alle meine Patientinnen und Patienten immer auch darum, sich bewusst zu machen, in welchen Räumen sie leben und arbeiten. Achtsamkeit gegenüber der Umgebung, in der du viel Zeit verbringst, geht nämlich oft Hand in Hand mit der Bewusstheit gegenüber deiner eigenen seelischen Gesundheit.

Wie du die Gestaltung deiner Umgebung für dein Wohlbefinden überprüfst

Im Sinne einer verbesserten Selbstfürsorge ist es sehr lohnenswert, wenn du dir eine für dich passende, angenehme Wohn-, Tätigkeits- und Arbeitsumgebung zu schaffen bereit bist.

Schau dich einmal in aller Ruhe in deiner Wohnung um. Lasse Raum für Raum auf dich wirken. Jeden einzelnen Raum. Wie fühlt sich dein Arbeitsplatz, dein Büro für dich an? Wie dein Schlafzimmer, dein Wohnzimmer, wie deine Küche, dein Flur, deine "Rumpelkammer"? Nimm dir Zeit, jeden Raum aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Gehe durch jeden Raum. Stelle dich an verschiedene Stellen eines jeden Raumes. Setze dich an verschiedenen Stellen hin. Lege dich hin in den Räumen, in denen du eine Gelegenheit zum bequemen Liegen hast.

Gibt es dir ein helles, gutes oder sogar freudiges Gefühl, jeweils diesen Raum zu betreten? Wie fühlt es sich für dich an, in diesem Raum zu sein? Freut es dich, dich darin umzusehen? Hat der Raum genügend leere Flächen, auf denen sich dein Auge ausruhen kann, oder fühlt er sich vollgestopft, überfrachtet oder gar vermüllt an?

Welchen deiner Räume empfindest du als vernachlässigt? Wo hat sich gar Gerümpel angesammelt? Wie viel von dem, was du um dich herum angesammelt hast, benutzt du tatsächlich? Was behindert dich nur in deinem Alltag unter der Überschrift: "Lass das hier liegen, das kann man irgendwann noch einmal brauchen?"

Bist du bereit zum Entrümpeln? Hast du Lust, etwas zu verschönern? Was wäre eine erste Kleinigkeit, was genau diesen Raum, in dem du jetzt bist, schöner machen würde?

Wie du am besten entrümpeln kannst

Den Patientinnen und Patienten, die sich schwer tun mit eigenen Ideen zur Raumentrümpelung, empfehle ich gerne Karen Kingston. Sie gilt als die führende Expertin in Sachen "Space Clearing", der Feng-Shui-Kunst der Raumharmonisierung. Ihr Buch "Feng-Shui gegen das Gerümpel des Alltags" wurde in den letzten 25 Jahren seit seiner Erscheinung inzwischen in alle führenden Sprachen übersetzt. Gleichermaßen wertvoll als gute Anleitung zum konsequenten "Ausmisten" ist das Buch von Marie Kondo mit dem schönen Titel "Magic Cleaning".

Aufräumen, ausmisten, Raum schaffen – das gilt natürlich nicht nur für die physischen Räume. Wie sieht es in deinen Beziehungen aus? Wie in deinem sonstigen Leben?

Schaffe dir den Raum dazwischen

Khalil Gibran zeichnet ein wunderbares Bild von entrümpelten Beziehungsräumen:

Aber lasst Raum zwischen euch.
… lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.
… steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.

Khalil Gibran

Die Fülle des Lebens findet sich im entrümpelten "Raum dazwischen". Unwohl fühlst du dich vorhersagbar immer dann, wenn es zu voll wird in deiner Wohnung, in deinem Kalender, in deinem Magen, in deinen Beziehungen.

Erlaube dir, den unverstellten „Raum dazwischen“ zu schaffen und immer wieder aufrechtzuerhalten. Nimm dir Zeit für dich. Nimm dir Zeit für Stille. Nimm dir Zeit, bei dir, mit dir, in dir zu SEIN. Entrümple deinen Terminkalender. Gib dir Raum. Frei-Räume innen und außen. Im Zusammensein mit dir und mit anderen. Nicht immer – aber immer öfter …

Viel Freude beim Verschönern deiner Lebensräume und deines Lebens. Viel Freude beim Erfahren der Fülle durch mehr Leer-Räume.

Dein

Gert Kowarowsky

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